Es ist schade, dass „Herzmuscheln“ erst heute, zum September hin, erscheint, wird der Roman doch als „romantischer, sommerlicher Liebesroman“ und „perfekte Urlaubslektüre für Irlandfans“ beworben: Tatsächlich ...
Es ist schade, dass „Herzmuscheln“ erst heute, zum September hin, erscheint, wird der Roman doch als „romantischer, sommerlicher Liebesroman“ und „perfekte Urlaubslektüre für Irlandfans“ beworben: Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen schönen Sommerschmachtfetzen, den ich vorab schon Mitte August lesen konnte (ein Rezensionsexemplar war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden), und es ist einfach eine schöne Geschichte, um sie draußen in der Sonne sitzend zu lesen, so dass man nur auf ähnlich schöne, sonnige Herbsttage hoffen kann.
Ist es auch perfekte Urlaubslektüre für Irlandfans? Sicher, vor Allem, wenn man die Connemara-Gegend schätzt; man darf allerdings nicht erwarten, nun einen belletristischen Reiseführer in den Händen zu halten: Die „Herzmuscheln“-Handlung spielt sich doch sehr stationär im/am „Mermaid Cottage“ ab, macht aber dennoch Lust auf einen Irland-Urlaub. Zumindest hatte ich nach dem Lesen nicht geringe Lust, mich auf eine spontane Rucksackwanderung entlang der irischen Küste zu begeben.
Ich mochte die Figuren sehr gerne und all diese Skurrilitäten, wie zum Beispiel den reichlich schrulligen alten Rupert, den Kyla nach ihrer Ankunft in ihrem frischerworbenen Guesthouse vorfindet und der nur lapidar verkündet, er wohne halt da. Auch Ryan sorgt eingangs für einige Momente großen Amüsements, wenn er beispielsweise das Mermaid Cottage nachts durch ein Fenster betritt; ich mochte die "Wohngemeinschaft", die sich hier zusammengefunden hat, sehr gerne und die Romanze oder Nicht-Romanze zwischen Kyla und Ryan wurde auf ebenso angenehme wie unterhaltsame Weise auch nicht völlig fokussiert. Weithin erzählte „Herzmuscheln“ halt doch davon, wie sich Kyla mit der Pension einen langgehegten Herzenswunsch erfüllte und nun begann, sich in ihrem neuen Zuhause einzufinden und ihr Guesthouse in Schwung zu bringen: Da fand ich es allerdings ein bisschen merkwürdig, dass sich bereits während der noch laufenden Renovierungsarbeiten einige Langzeiturlauber, wie u.A. auch Ryan, einfanden und Kyla später doch befürchtete, der offizielle Betrieb würde eventuell doch eher nur schleppend anlaufen. Irgendwie passte für mich das Thema der „ausbleibenden Buchungen“ nicht so ganz zu den eingangs fleißig über das Guesthouse gestolperten Gäste. Ich war auch froh, als mal Gäste auf der Durchreise für nur eine Übernachtung anklopften, denn die Langzeitgäste kamen alle mit Sorgen und Problemen – und fanden im „Mermaid Cottage“ dann wieder zu sich selbst, was in der Masse schon an den typischen Sonntagabend-Schmonzettenfilm erinnerte. Aber dieser Roman war dann halt auch ebenso schön und anrührend wie jene Verfilmungen. Positiv fand ich aber vor Allem auch, dass Kyla und Ryan bis zuletzt als eigenständige Personen dargestellt wurden und dass sie nie auf die „diese Zwei sind einfach nur Eins“-Schiene gedrängt werden, auf welcher sich einer über den Anderen definiert hätte.
Klar, „Herzmuscheln“ ist reine Unterhaltungslektüre und der literarische Anspruch ist dementsprechend nur geringfügig; innert seines Genres ist „Herzmuscheln“ meiner Meinung nach aber nicht zu beanstanden. Ich habe den Roman jedenfalls sehr gerne gelesen und jede Minute davon genossen!