Zwei erwachsene Frauen – zwei verschiedene Karrieren
Die „Neapolitanische Saga“ geht weiter: Lila lebt weiterhin in Neapel. Ihre Ehe ist zerbrochen, sie hat sich von Stefano Carracci getrennt und lebt jetzt mit Enzo Scanno zusammen. Dieser kümmert sich auch ...
Die „Neapolitanische Saga“ geht weiter: Lila lebt weiterhin in Neapel. Ihre Ehe ist zerbrochen, sie hat sich von Stefano Carracci getrennt und lebt jetzt mit Enzo Scanno zusammen. Dieser kümmert sich auch rührend um Lilas Sohn Gennaro, dessen vermeintlicher Vater Nino Sarratore sein soll, der Mann, in den Elena seit ihrer Schulzeit heimlich verliebt ist. Nach einigen schlecht bezahlen Jobs haben sich Lila und Enzo auf die neuen elektronischen Rechner spezialisiert und arbeiten nun für ihren ehemaligen Erzfeind, den Camorra-Boss Michele Scolara. Elena hat Neapel verlassen und in Pisa studiert, wo sie auch Pietro Airota, einen jungen Professor aus angesehener Familie, kennen lernt. Sie hat ihr erstes Buch veröffentlich, heiratet Pietro und bekommt im Laufe der Jahre zwei Mädchen, Dede und Elsa. Die Familie lebt nun in Florenz. Die beiden Freundinnen haben kaum noch Kontakt. Lila erinnert sich nur an Elena als sie dringend deren Hilfe brauchte, sonst bricht sie alle Kontaktversuche von Elenas Seite ab. Wider Erwarten geht deren Ehe geht gut, die Mädchen wachsen heran, und sie beginnt ein neues Buch zu schreiben. Dann taucht plötzlich wieder Nino in Florenz auf …
Elena Ferrante ist das Pseudonym einer italienischen Schriftstellerin, deren Debütroman „L’amore molesto“ bereits 1992 in Italien und unter dem Titel „Lästige Liebe“ 1994 auf Deutsch veröffentlicht wurde. Internationale Bekanntheit erreichte sie durch ihre Neapolitanische Saga, deren erster Band „Meine geniale Freundin“ 2016 in Deutschland erschienen ist, der zweite Teil „Die Geschichte eines neuen Namens“ folgte 2017. In einem schriftlichen Interview gab die Autorin einige Informationen zu ihrer Person bekannt. Sie sei in einem Außenbezirk von Neapel geboren und aufgewachsen, heiße im realen Leben auch Elena und sei Mutter von Töchtern. Die Schriftstellerei sei nicht ihr Hauptberuf …
„Die Geschichte der getrennten Wege“ ist der dritte Band der „Neapolitanischen Saga“, die insgesamt vier Bände umfasst. Er erschien bereits 2013 im italienischen Original und 2017 in deutscher Übersetzung beim Suhrkamp-Verlag und behandelt das weitere Leben der beiden Freundinnen als reife Frauen. Wir befinden uns in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, einer Zeit, in der Italien von politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen und von Studentenunruhen geprägt war. Ehescheidungen sind nun auch in Italien möglich. Diese Umbrüche, die Stellung der Frauen und wie die beiden Freundinnen darin involviert sind, bilden überwiegend den Hintergrund dieser Geschichte. Sie sind jetzt Mitte Dreißig und während Elena eher intellektuell in Frauengruppen rebelliert, ist Lila aktiv an gefährlichen Aktionen beteiligt. Ihre Lebenswege haben sich getrennt, sie sind sich fremd geworden und bleiben doch auf seltsame Art verbunden, denn jede sieht in der anderen etwas, das sie selbst nie erreichen konnte. Da die Geschichte aus der Erinnerung Elenas erzählt wird (Band 1), erhält man naturgemäß tiefere Einblicke in deren Leben und Entwicklung, über das sie des Öfteren reflektiert. Die bisher meist unspektakulär verlaufene Geschichte nimmt gegen Ende zu deutlich Fahrt auf und der übliche Cliffhanger der Autorin lässt uns doch gerne zu Band 4 greifen.