Im zweiten Band der „Gray Springs“ Reihe erzählt Anna Fields die Geschichte von Toby und Pippa. Sie besuchen beide das gleiche College und lernen sich über ihre Freunde kennen und sofort fliegen die Funken zwischen ihnen. Doch irgendetwas hält Pippa, die noch damit zu kämpfen hat, dass der depressive Vater die Familie verlassen hat, zurück, irgendetwas ist anders an Toby. Als sie schließlich von seinen Dämonen erfährt, ist es zu spät. Sie hat sich bereits verliebt, aber reicht Liebe, um die schlimmsten Dämonen, die in unseren Köpfen, zu vertreiben?
Das Buch wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Pippa und Toby erzählt, sodass man einen guten Einblick in das Gefühlsleben der beiden erhält und da ist mächtig was los. Den Schreibstil der Autorin mag ich sehr gerne. Er lässt sich flüssig lesen und sie geizt nicht mit Adjektiven, wodurch ich mir alles noch besser vorstellen kann. Zudem sind ihre Beschreibungen so packend, dass ich das Leid, aber auch die Freude richtig spüren konnte.
Das Thema Depressionen wird hier sehr sensibel angegangen, aber schonungslos ehrlich geschildert. Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass gezeigt wurde, dass es manchmal einen Anstoß von außen braucht, aber niemand den Kampf für einen führen, sondern einen lediglich dabei unterstützen kann. Die Geschichte ist kein gerades Rennen zum Ziel, sondern nimmt zahlreiche Kurven und Höhen und Tiefen mit, wie im echten Leben.
Und die Geschichte macht Hoffnung, denn sie zeigt, dass es Menschen gibt, die an den Dämonen vorbeischauen und einen für den sehen können, der man ist. Toby kämpft nicht allein, denn er hat tolle Freunde, die zu ihm halten, auch wenn er das nicht sieht und sie so manches Mal vor den Kopf stößt. Dieser Zusammenhalt hat mir wirklich gut gefallen.
„Liebe war nicht herrlich und wunderbar. Sondern unschön, unfair und manchmal eine Last.
Manchmal. Weil das Gute das Schlechte überwog, und ich kannte sein Herz. Und er kannte meines auf einer Ebene, die über alles Rationale hinausging.
Es ging nicht darum, sich damit abzufinden oder es zu ertragen. Es ging darum, jemanden zu lieben und zu wissen, dass er ein guter Mensch war, auch wenn das Schlimmste in ihm zum Vorschein kam.“
Mich hat die Geschichte der beiden bereits im ersten Teil interessiert und sie hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Die Autorin ist wirklich unglaublich gut darin, das Innenleben ihrer Protagonisten auszubreiten und einen mit auf eine emotionale Reise zu nehmen.
Einzig der Einstieg in das Buch ist mir schwergefallen, weil das erste Drittel die Geschehnisse aus Band eins wiedergibt, den ich schon kannte, und so ständig damit beschäftigt war, Vergleiche und Verknüpfungen zu ziehen. Hier hätte sich die Autorin, meiner Meinung nach, klar entscheiden sollen, ob die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können sollen oder in einer zusammenhängenden Reihenfolge. So ist es leider weder Fisch noch Fleisch und ich fürchte, dass es beim dritten Band ähnlich sein wird, da René und Callum und ihre Probleme auch immer wieder in diese Geschichte integriert wurden. Aber das ist mein einziger Kritikpunkt und hat mich im Hinblick auf das große Ganze nicht allzu sehr gestört.
Kurz es ist ein emotionales Buch, welches das Thema mentaler Krankheiten sensibel aufgreift vor dem Hintergrund einer tief gehenden Liebe und der üblichen Zukunftsängste, denen sich junge Erwachsene in diesem Alter stellen müssen. Ich habe es geradezu verschlungen, viele Stellen markiert und es hat lange nachgehallt.
„Aber so lange, wie die guten Tage die schlechten überwiegen und die schlechten nicht mehr annähernd so schlimm sind wie früher, habe ich gewonnen.“
Vielen Dank an NetGalley und den Forever Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.