Überbewertet
Die Familiensaga beginnt 1937 und umfasst einen Zeitraum von 20 Jahren, weshalb es zwischen den Kapiteln mitunter zu größeren Zeitsprungen kommt.
John soll nach dem Tod seines Vaters die Kelterei Nähe ...
Die Familiensaga beginnt 1937 und umfasst einen Zeitraum von 20 Jahren, weshalb es zwischen den Kapiteln mitunter zu größeren Zeitsprungen kommt.
John soll nach dem Tod seines Vaters die Kelterei Nähe Seattle übernehmen. Doch zuvor bricht er mit seinem Studienfreund Richard (Dickie) zu einer 3-monatigen Reise nach Europa auf. Ziemlich waghalsig und nicht gerade glaubwürdig, wenn man an die damalige politische Situation zurückdenkt.
Der Sprecherin des Hörbuchs gelingt es gut, die beklemmende Atmosphäre Wiens und die Emotionen der Beteiligten zu transportieren. So scheint die Bedrohung durch den NS zum Greifen nah.
Als John sich Halsüberkopf in die Halbjüdin Isabelle verliebt, ist nicht nur um sie in Sicherheit zu bringen, die vorzeitige Rückreise nahe liegend. Dass sie vielmehr ein Auge auf seinen Freund Dickie geworfen hat, sorgt im Verlauf noch für weitere Verwicklungen.
Nach diesem interessanten und spannenden Auftakt, dreht die Geschichte und auch die Personen erfahren eine gravierende Wesensänderung. Statt froh zu sein, dass sie in den USA in Sicherheit ist, mutiert Isabelle zur undankbaren, berechnende Zicke und lieblosen Mutter, die alles mit psychischen Problemen erklären will. John wird zum gewalttätigen und betrügenden Ehemann. Dickie wird nahezu aus der Geschichte geschrieben.
Einige Nebencharaktere bringen zwar noch interessante Ansätze mit, aber erfahren keine nennenswerte Beachtung. Wozu der geheimnisvolle Indianer mit seinen Weisheiten dienen soll, erschließt sich mir nicht.
Vielleicht dient er ebenso wie die anderen überzogenen Wendungen und Aktionen nur dazu, um viel Drama zu produzieren - zu viel. Da wird das Lesen/Hören stellenweise anstrengend.
So wirken die Charaktere und Ereignisse zunehmend überzeichnet und unglaubwürdig.
Das Buch hätte mehr Potenzial gehabt. Dann wäre erst nachvollziehbar, warum es so hochgelobt wird.