Too hot, too greedy
Gerade einmal etwa sechs Jahre alt ist der kleine, schmutzige Straßenjunge, den der Landadlige Earnshaw aus London mitbringt. Heathcliff nennen sie das verwilderte Kind und es wächst im selben Haushalt ...
Gerade einmal etwa sechs Jahre alt ist der kleine, schmutzige Straßenjunge, den der Landadlige Earnshaw aus London mitbringt. Heathcliff nennen sie das verwilderte Kind und es wächst im selben Haushalt auf wie die etwa gleichaltrige Cathrine und ihr älterer Bruder Hindley, dort draußen im windigen, wilden Moor, in dem Anwesen Wuthering Heights. Die Jahre vergehen und Catherine und Heathcliff sind so eng wie Geschwister. Doch dann stirbt der alte Earnshaw und Hindley übernimmt den Haushalt. Er hat Heathcliff immer gehasst und jetzt behandelt er ihn schlimmer als ein Tier, verbietet ihm den Umgang mit Catherine. Heathcliffs Hass auf ihn und alle, die Catherine näherkommen, wächst im gleichen Maße wie seine Liebe für das Mädchen. Doch sie heiratet einen anderen, er geht fort und als er wiederkommt, stürzt er alle ins Verderben.
Diese Geschichte wird dem neuen Pächter Lockwood im Jahre 1801 erzählt, von Ellen Dean, genannt Nelly, einer ehemaligen Hausangestellten von Wuthering Heights, die das ganze Drama über die Jahrzehnte hautnah erlebte. Bronte entspinnt hier vor unseren ungläubigen Augen eine Geschichte aus krankhafter Liebe und alles verzehrender Leidenschaft, aus Hass, Gewalt, Brutalität und Rohheit, doch das in einem so fesselnden Maße, dass man einfach nicht aufhören kann zu lesen. Obwohl der Schreibstil altmodisch anmutet, ist es die Geschichte trotz allem nicht. Die menschlichen Eigenschaften sind noch immer dieselben, und hier wird zerstörerische Liebe, Wut, Hass auf eine Höhe getrieben, die schwer zu ertragen, aber noch schwerer zu vergessen ist. Im Gegenteil, immer und immer wieder kehren meine Gedanken zu dem Buch zurück, zu dem, was aus Menschen wird, die nie Liebe erfahren haben, nie Wärme, nie Menschlichkeit. Wenn ich etwas zu bemängeln habe, dann dieser relative Bruch am Ende - wer das Buch kennt, wird wissen, was ich meine, für die Restlichen werde ich einfach nicht spoilern. Dennoch, dieses Buch ist einer der Klassiker, die es wert sind zu lesen und bei denen ich froh bin, es nicht in der Schule gehabt und zu Tode analysiert haben zu müssen. Kraftvoll, mitreißend, fesselnd, zu Tränen rührend, schockierend sind nur einige der Merkmale, die Wuthering Heights kennzeichnen und einzigartig machen.
Allerdings sollte man keine locker-lustige Liebesgeschichte ähnlich Stolz und Vorurteil von Jane Austen erwarten, dann kann man nur enttäuscht werden. Es ist eher eine erschreckende Analyse der (Un)Menschlichkeit, ein tragisches zeitgenössisches Sittenbild.