Helene lässt sich nicht von der Grenze aufhalten
Nach der „Ruhrpottsaga“ habe ich mit „Die Dorfschullehrerin – Was die Hoffnung verspricht“ einen weiteren gut gelungenen Roman von Eva Völler gelesen. Es gelingt ihr, tiefgründige Charaktere mit einer ...
Nach der „Ruhrpottsaga“ habe ich mit „Die Dorfschullehrerin – Was die Hoffnung verspricht“ einen weiteren gut gelungenen Roman von Eva Völler gelesen. Es gelingt ihr, tiefgründige Charaktere mit einer interessanten Geschichte zu verbinden.
Die Protagonistin Helene ist aus der DDR geflüchtet und tritt eine neue Stelle als Lehrerin in einem Dorf nahe der deutsch-deutschen Grenze an. Dort setzt sie sich sehr für die Kinder an der Schule dort ein, womit sie sich mit ihren modernen Methoden und Ansichten unter ihren Kolleg*innen nicht nur Freunde macht. In dem attraktiven Dorfarzt Tobias findet sie einen Vertrauten, der ihr bald mehr bedeutet, als sie gerne hätte, denn niemand darf den wahren Grund erfahren, warum sie eine Stelle so nahe der Grenze angenommen hat.
Eva Völler gelingt es mit ihrem lebendigen und bildhaften Schreibstil schnell, Lesende in den Bann der Geschichte zu ziehen. Die Protagonistin Helene ist mit ihrer Art, sich für die Kinder der Schule und für ihre Familie einzusetzen, sehr sympathisch. Die sich von Anfang an anbahnende Liebesbeziehung ihr und dem Dorfarzt lässt Lesende mitfiebern und den Wunsch entstehen, dass die beiden ihr Glück finden. Die Liebesgeschichte nimmt aber nicht zu viel Raum ein und lässt genug Platz für weitere Themen wie die Entwicklung und Verstärkung der deutsch-deutschen Grenze und den Einfluss, den die Teilung Deutschlands auf Familien hat, die durch sie zerrissen werden. Besonders gut gefällt mir, dass weder in Bezug auf die DDR noch auf die BRD schwar-weiß-Malerei betrieben wird, sondern von beidem sowohl Vor- als auch Nachteile aufgezeigt werden.
Schade ist es, dass im Verlauf der Geschichte viele Fragen offenbleiben. Zu einigen der Nebencharakteren werden verschiedene Andeutungen gemacht, auf die dann aber nicht näher eingegangen werden. So sind deren Handlungsmotive nur teilweise zu verstehen. Ich hoffe, dass diese angeschnittenen Handlungsstränge in den nachfolgenden Bänden aufgegriffen werden.
Trotz dieser kleinen Enttäuschungen ist „Die Dorfschullehrerin“ ein durchaus lesenswerter historischer Roman mit liebenswerten Charakteren und einer interessanten Storyline. Bislang der erste Roman, der mir begegnet ist, der sich mit der deutsch-deutschen Geschichte auseinandersetzt. Ich freue mich schon sehr auf die nachfolgenden Bände und bin gespannt, wie sich die Geschichte fortsetzt.