Cover-Bild Die Mauersegler
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 832
  • Ersterscheinung: 13.09.2022
  • ISBN: 9783498003036
Fernando Aramburu

Die Mauersegler

Willi Zurbrüggen (Übersetzer)

Der spanische Bestsellerautor Fernando Aramburu legt einen großen humanistischen Roman über einen Mann namens Toni vor. Toni ist ein Antiheld, der das Leben nicht liebt. Nur seinen Hund. Er fasst einen Entschluss: Er will allem ein Ende setzen. In genau 365 Tagen. Am 31. Juli beginnt das letzte Jahr, und dieser Roman hat 365 Kapitel, eins für jeden Tag. Die ersten Monate sind für Toni geprägt von Erinnerungen an seine Familie in der wechselhaften spanischen Geschichte, Beobachtungen seiner Landsleute und Erlebnissen, die ihn in seiner Weltsicht bestärken. Doch dann kommt es zu einer unerwarteten Begegnung mit einer Frau, deren Hund auch Toni heißt. Ein Zeichen! Und mit einem Mal gerät Tonis Plan ins Wanken.

Voller Herzenswärme, traurig, lustig, zutiefst berührend: ein meisterhaftes Werk. Die Chronik eines Countdowns, die auf fantastische Weise von der Hoffnung auf ein glückliches Leben erzählt. Für die spanische Kritik ist es schon jetzt ein Klassiker des 21. Jahrhunderts.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2022

anspruchsvoll

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"Die Mauersegler" von Fernando Aramburu ist ein über 800 Seiten dicker Leseklops. Das Cover ist farblich sehr ansprechend und die Spiegelung passt gut zur Geschichte, finde ich.

Erzählt wird die Geschichte ...

"Die Mauersegler" von Fernando Aramburu ist ein über 800 Seiten dicker Leseklops. Das Cover ist farblich sehr ansprechend und die Spiegelung passt gut zur Geschichte, finde ich.

Erzählt wird die Geschichte des Lehrers Toni, der beschlossen hat, mit seinem Leben in genau einem Jahr abzuschließen. Dabei ist er nicht wirklich depressiv. Nur hat er eine zutiefst unzufriedene Grundstimmung. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben. Stück für Stück lernt man diesen Antihelden kennen. Das ist anspruchsvoll geschrieben und vor allem die Vorgeschichte, die viel Raum bekommt, fand ich interessant. Auch wenn ich an keinem Punkt seinen Todeswunsch wirklich nachvollziehen konnte. Doch dann kippt die Stimmung im Buch, wird immer positiver. Denn Toni lernt eine Frau mit Hund kennen. Und man erkennt, dass der Mann vor allem nur sehr einsam ist. Und vielleicht auch ein wenig zu intelligent für seine Umwelt und seine Schüler. Wird er es sich nochmal anders überlegen?

Für dieses Buch muss man ein wenig Zeit und Muße mitbringen. Die Sprache ist exquisit. Man kann in ihr schwelgen. Vielleicht hätte man hi und da ein wenig kürzen und straffen können. Von mir dennoch eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 23.09.2022

Psychogramm eines lebensmüden Antihelden

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Toni ist ein Antiheld, wie er im Buche steht. Er ist des Lebens überdrüssig, hat resigniert, auch weil er wohl nie so Glück gespürt hat, wie ich es kenne. Er beschließt im Juli, in 365 Tagen Suizid zu ...

Toni ist ein Antiheld, wie er im Buche steht. Er ist des Lebens überdrüssig, hat resigniert, auch weil er wohl nie so Glück gespürt hat, wie ich es kenne. Er beschließt im Juli, in 365 Tagen Suizid zu begehen und notiert bis dahin an jedem Tag seine Erinnerungen, Erlebnisse des Tages oder Gedanken.
Dass Toni an diesen Punkt in seinem Leben kommt, wundert mich als Leserin nicht. Echte Emotionen, vor allem positive, sind bei ihm nicht erkennbar. Er fühlt dumpf, unter einem Schleier von Pragmatismus und Distanz, Kälte und Verrohung. Seine Tagebuchepisoden sind zum Teil schwer zu ertragen, derbe emotionslose Gedanken. Insbesondere Sexualität wird gegenständlich, objektiv und kalkulativ beschrieben. Davon sind sowohl seine Exfrau Amalia als auch seine Sexpuppe Tina betroffen. Toni hasst alles; er schreibt im Oktober, er hasse voll Lust. Und zwar jeden, allen voran seine Exfrau Amalia, seinen Bruder Raúl, seinen Job als Philosophielehrer, seinen - aus seiner Sicht minderbemittelten - Sohn Nikita, seine Eltern und Schwiegereltern. Ausdruck findet dies in seinen Schilderungen immer wieder, bspw. wenn er sich erinnert, sein erster Gedanke, als seine Mutter ihm seinen kleinen Bruder, ein Baby, auf den Arm gab, war ihn fallen zu lassen. Über seinen Sohn schreibt er im November noch, „Man hätte aus Eis und Stein sein müssen, um dich nicht zu hassen.“ Toni bekommt Erektionen, wenn er mit seiner Exfrau streitet. Und hätte Toni eine Partei, so schreibt er, wäre wohl ihr Motto „Lasst mich in Ruhe.“ Allein seine Hündin Pepa und sein einziger Kumpel, den er heimlich Humpel nennt, schaffen einen beschränkten Zugang zu Toni. Über viele, viele Seiten zieht sich die melancholisch machende, langatmige Schreibe, seine schmerzhaften Gedanken und der Einblick in die Lesart einer abgestumpften, lebensmüden Abrechnung mit dem selbst verursacht trostlosen Leben. Die Redundanzen empfand ich zum Teil hindernd beim Durchhalten der mehr als 800 Seiten, auch weil sie das beim Lesen erzeugte Gefühl der Düsterkeit verstärkten. Und dann, ganz heimlich still und leise schleicht sich Empathie für Toni durch die Zeilen. Zarte Pflänzchen des Verständnisses keimen bei den nicht chronologischen, wild gemusterten Schilderungen aus Vergangenheit und Gegenwart. Es entsteht ein Psychogramm einer armseligen Existenz, die mir am Ende doch ein Stück weit ans Herz gewachsen ist, obwohl mir kaum eine Denke ferner liegt als die von Toni. Und so fieberte ich dem Ausgang des einen Jahres entgegen, der für mich in vielen Gestalten Sinn ergeben hätte und dann doch überraschte.
Das Buch erfordert beim Lesen eine gewisse emotionale Stabilität und viel Aufmerksamkeit. Die 365 episodischen Kapitel sind zwar chronologisch notiert, bauen aber inhaltlich nicht aufeinander auf. Zuweilen dauert es Momente, ehe die einzelnen Episoden im lesenden Kopf ein Bild des Lebensabschnittes von Toni ergeben. Wer das hinzunehmen bereit ist, findet in „Die Mauersegler“ eine zwar schwere, aber lohnenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

schön mit Längen

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Die Idee fand ich sehr interessant. In 365 Kapiteln wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der sich genau in einem Jahr umbringen will. Aber dann begegnet er einer Frau und das bringt seinen Vorsatz ...

Die Idee fand ich sehr interessant. In 365 Kapiteln wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der sich genau in einem Jahr umbringen will. Aber dann begegnet er einer Frau und das bringt seinen Vorsatz ins Wanken. Mehr will ich nicht verraten.

Mehr sollte man auch nicht verraten, denn das Buch hat einen großen Haken. Und der ist, dass es ein paar gehörige Längen hat. Denn auch dass liegt an dieser Erzählidee. Wenn man jeden Tag beschreibt, dann muss man sich auch in Kleinigkeiten und Nichtigem verlieren, denn nicht jeder Tag ist einer, an dem Wichtiges passiert. So erfährt man einiges über den Kerl, der kein wirklich einfacher Typ ist. Man mag ihn eigentlich gar nicht besonders. Aber man möchte auch nicht, dass er sich umbringt. Und man wartet gespannt, ob etwas ihn umstimmen kann.

Ein Pluspunkt ist die schöne Sprache des Autors und dass er gut beschreiben kann. Ich wünschte mir manchmal, er würde etwas Spannung einbauen in das Ganze. Aber darum ging es ihm eindeutig nicht und irgend wann hatte er mich doch gefangen.

Veröffentlicht am 14.01.2023

Interessante Idee, spannende Erzählweise, deprimierende Stimmung

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Inhalt
In „Die Mauersegler“ von Fernando Aramburu geht es um Toni, der als Philosophielehrer an einem Gymnasium arbeitet, geschieden ist und allein mit seiner Hündin Pepa ein zurückgezogenes und ziemlich ...

Inhalt
In „Die Mauersegler“ von Fernando Aramburu geht es um Toni, der als Philosophielehrer an einem Gymnasium arbeitet, geschieden ist und allein mit seiner Hündin Pepa ein zurückgezogenes und ziemlich einsames Dasein fristet. Eines Tages fasst er daher einen Entschluss: noch ein Jahr lang wird er leben, bevor er sich am 31. Juli das Leben nehmen wird. Dieses Jahr ist für Toni geprägt von vielen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend, aber auch die jüngere Vergangenheit mit seiner Ex-Frau, die ihn immer wieder in seiner Lebensmüdigkeit und seiner Weltsicht bestärken. Doch eines Tages begegnet er einer Frau, deren Hund auch Toni heißt und die es tatsächlich schafft, seinen Entschluss nach und nach ins Wanken zu bringen.

Meine Meinung
Zuerst einmal finde ich die Idee, dass die Geschichte ein Art Countdown ist, nach dessen Ablauf sich der Protagonist das Leben nehmen will, einfallsreich und spannend. Auch dass es für jeden Tag ein Kapitel gibt und man dadurch ein gutes Gefühl bekommt, wie die Zeit fortschreitet, hat mir gut gefallen. Durch die Kürze der einzelnen Kapitel und den größtenteils unkomplizierten Schreibstil hat sich das Buch trotz seiner über 800 Seiten wirklich zügig und flüssig lesen lassen.

Was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist die Tatsache, dass Toni in seinen Erzählungen stark in der Zeit hin und her springt und es oftmals eine Weile dauert bis man verstanden hat, in welcher Zeit seines Lebens man sich gerade befindet. Nach einer Weile habe ich mich aber daran gewöhnt und relativ schnell zuzuordnen gewusst, wohin die Erzählung zeitlich gehört. Durch diese Sprünge und völlig unterschiedlichen Erinnerungen oder Anekdoten ist die Geschichte aber auf jeden Fall durchgehend sehr unterhaltsam und abwechslungsreich gewesen und hat auch eine gewisse Spannung aufrechterhalten.
Interessant fand ich auch, dass durchweg immer wieder auf diverse Ereignisse der spanischen Geschichte eingegangen wurde.

Dadurch, dass Tonis Erzählungen eine Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten umfasst, konnte man auch sämtliche Personen, die in der Handlung vorkamen, ziemlich gut und ausgiebig kennenlernen. Man konnte sie über lange Jahre begleiten und die unterschiedlichsten Situationen mit ihnen erleben, sodass man am Ende ein recht detailliertes Bild von jedem/jeder von ihnen hatte, was mir gut gefallen hat und mir die Charaktere nah gebracht hat.

Dass Toni sich dazu entschlossen hat, seinem Leben ein Ende zu setzen, lässt darauf schließen, dass er das Leben satthat und ihm nicht gerade positiv gegenübersteht. Nichtsdestotrotz hat mich Tonis Weltsicht und seine Abneigung gegenüber allem und jedem/jeder gegenüber oftmals beim Lesen deprimiert und meine eigene Stimmung getrübt. Einige Szenen, an die er sich erinnert, waren noch dazu aufgrund der Schilderungen schwer erträglich – zum Teil wegen der Ereignisse selbst, zum anderen wegen seiner Einordnung oder seiner eigenen Einstellung dazu, die er beschrieben hat. Dies hat meinen Lesegenuss an einigen Stellen deutlich gemindert, wobei ich den Sinn und Zweck dieser Szenen im Gesamtkontext durchaus verstehe. Meinen Geschmack hat es leider trotzdem nicht getroffen bzw. hätte ich mir ein paar weniger dieser Szenen gewünscht.

Was mir allerdings ziemlich gut gefallen hat, ist Tonis Entwicklung über das Jahr hinweg. Gerade im letzten Drittel des Buches erkennt man, dass er beginnt sich zu verändern, was sich bis zum Ende durchzieht und meiner Ansicht nach auch authentisch beschrieben wird.

Fazit
Insgesamt ein recht unterhaltsames Buch mit einer spannenden Idee. Die allgemeine (deprimierende) Grundstimmung und die Schilderungen einiger Szenen hat mir persönlich allerdings nicht so gut gefallen. Auch ist mir nicht so ganz klar, was der Autor mit der Geschichte vermitteln wollte.

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Ein Herrchen und seine Familie

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Toni nämlich - von seiner Familie ist aber eigentlich nur Pepa übriggeblieben, sein Hund. Sein Sohn lebt bei der geschiedenen Ehefrau - für beide hat er eigentlich nur Verachtung übrig. Für den ...

Toni nämlich - von seiner Familie ist aber eigentlich nur Pepa übriggeblieben, sein Hund. Sein Sohn lebt bei der geschiedenen Ehefrau - für beide hat er eigentlich nur Verachtung übrig. Für den Sohn - den aus Tonis Sicht minderbemittelten Nikita - eigentlich schon immer und für Exfrau Amalia ist nicht anderes übriggeblieben.

Der Protagonist führt sehr detailliert, faktenverliebt und wortgewaltig in seine Geschichte ein, in deren Gegenwart er mit seinem Hund alleine steht bzw. lebt, wenn auch nicht mehr lange.

Schon im nächsten Juli will er seinem Leben ein Ende setzen, trotz Vorhandenseins eines Sohnes wie auch eines Hundes. So beschreibt er sein letztes Jahr in exakt 365 Kapiteln, so dass man beim Lesen immer mitfiebern kann: tut er's oder tut er's nicht?

Das klingt makaber und genauso ist es gemeint. Toni ist gewissermaßen ein Menschenfeind, man fragt sich immer wieder, ober er das alles, was er so aus sich herausschüttet, ernst meint.

Und im Rückblick bin ich geneigt zu glauben, dass es in vielen Fällen so ist. Toni ist schnell genervt - von allem möglichen. Auch von seinem besten Freund Humpel (Nomen est Omen, man wird sehen), zumindest manchmal. Am wenigsten nervt ihn sein Hund, aktuell am ehesten eine Jugendfreundin, die sich einst bestens mit seiner Mutter verstand - er hat das Gefühl, dass sie ihn stalkt. Da sie Frauchen, also ebenfalls Hundebesitzerin ist, begegnen sie sich ständig im Park. Aber warum eigentlich?

Also, eigentlich war es für mich alles etwas zu viel - zu viele Worte, zu viele Details, zu viele Bezüge - aber ich hoffte, dass sich alles zusammen zu einem so wundervollen literarischen Kunstwerk fügt, dass ich es unbedingt in seiner Gänze lesen möchte, trotz der über 800 Seiten, die es beinhaltet. Ich hoffte auf große Literatur, die dies für viele Leser sicher auch ist.

Das war es leider nicht für mich, nicht für die Freundin des großen Ganzen, eines Überblicks, der Klarheit verschafft und nicht zuletzt eines roten Fadens. Ich bin eine Leserin, die so ihre Probleme hat mit kleinteiligem, oft auch kleinlichen Rumgehacke auf anderen. Ich gehe mal davon aus, dass Aramburu an seinem Protagonisten gefeilt hat, um diesen Menschenfeind so hinzubekommen, wie er eben geworden ist.

Viele werden begeistert sein von diesem Mann, der eigentlich lieber von dem spricht, was er nicht mag, nicht von seinen Vorlieben, der in Vorbereitung seines Abschieds aus der schnöden Welt sein Hab und Gut - vor allem seine zahlreichen Bücher - in seiner Heimatstadt Madrid verteilt. Mich hat er nach einer Weile genervt, ebenso wie der detaillierte Stil.

Ich habe den Roman nicht ungern gelesen und mir ist klar, dass dies Werk etwas Unikales, keineswegs eines von vielen ist, aber trotzdem: mein Buch war es letztendlich nicht, es hat mich mit den detailverliebten Schilderungen von Toni, ohnehin ein sehr komplexer Protagonist, immer wieder sehr gefordert und ja, ich gebe offen zu: ich bin froh, dass ich damit durch bin!