Toni nämlich - von seiner Familie ist aber eigentlich nur Pepa übriggeblieben, sein Hund. Sein Sohn lebt bei der geschiedenen Ehefrau - für beide hat er eigentlich nur Verachtung übrig. Für den Sohn - den aus Tonis Sicht minderbemittelten Nikita - eigentlich schon immer und für Exfrau Amalia ist nicht anderes übriggeblieben.
Der Protagonist führt sehr detailliert, faktenverliebt und wortgewaltig in seine Geschichte ein, in deren Gegenwart er mit seinem Hund alleine steht bzw. lebt, wenn auch nicht mehr lange.
Schon im nächsten Juli will er seinem Leben ein Ende setzen, trotz Vorhandenseins eines Sohnes wie auch eines Hundes. So beschreibt er sein letztes Jahr in exakt 365 Kapiteln, so dass man beim Lesen immer mitfiebern kann: tut er's oder tut er's nicht?
Das klingt makaber und genauso ist es gemeint. Toni ist gewissermaßen ein Menschenfeind, man fragt sich immer wieder, ober er das alles, was er so aus sich herausschüttet, ernst meint.
Und im Rückblick bin ich geneigt zu glauben, dass es in vielen Fällen so ist. Toni ist schnell genervt - von allem möglichen. Auch von seinem besten Freund Humpel (Nomen est Omen, man wird sehen), zumindest manchmal. Am wenigsten nervt ihn sein Hund, aktuell am ehesten eine Jugendfreundin, die sich einst bestens mit seiner Mutter verstand - er hat das Gefühl, dass sie ihn stalkt. Da sie Frauchen, also ebenfalls Hundebesitzerin ist, begegnen sie sich ständig im Park. Aber warum eigentlich?
Also, eigentlich war es für mich alles etwas zu viel - zu viele Worte, zu viele Details, zu viele Bezüge - aber ich hoffte, dass sich alles zusammen zu einem so wundervollen literarischen Kunstwerk fügt, dass ich es unbedingt in seiner Gänze lesen möchte, trotz der über 800 Seiten, die es beinhaltet. Ich hoffte auf große Literatur, die dies für viele Leser sicher auch ist.
Das war es leider nicht für mich, nicht für die Freundin des großen Ganzen, eines Überblicks, der Klarheit verschafft und nicht zuletzt eines roten Fadens. Ich bin eine Leserin, die so ihre Probleme hat mit kleinteiligem, oft auch kleinlichen Rumgehacke auf anderen. Ich gehe mal davon aus, dass Aramburu an seinem Protagonisten gefeilt hat, um diesen Menschenfeind so hinzubekommen, wie er eben geworden ist.
Viele werden begeistert sein von diesem Mann, der eigentlich lieber von dem spricht, was er nicht mag, nicht von seinen Vorlieben, der in Vorbereitung seines Abschieds aus der schnöden Welt sein Hab und Gut - vor allem seine zahlreichen Bücher - in seiner Heimatstadt Madrid verteilt. Mich hat er nach einer Weile genervt, ebenso wie der detaillierte Stil.
Ich habe den Roman nicht ungern gelesen und mir ist klar, dass dies Werk etwas Unikales, keineswegs eines von vielen ist, aber trotzdem: mein Buch war es letztendlich nicht, es hat mich mit den detailverliebten Schilderungen von Toni, ohnehin ein sehr komplexer Protagonist, immer wieder sehr gefordert und ja, ich gebe offen zu: ich bin froh, dass ich damit durch bin!