Spannendes Kapitel der deutschen Geschichte
Worum geht’s?
Als Ricarda im Krankenhaus die Nachricht erhält, dass ihr Kind eine Totgeburt gewesen sein soll, kann sie es einfach nicht glauben. Stattdessen vermutet sie, dass ihre Tochter, entsprechend ...
Worum geht’s?
Als Ricarda im Krankenhaus die Nachricht erhält, dass ihr Kind eine Totgeburt gewesen sein soll, kann sie es einfach nicht glauben. Stattdessen vermutet sie, dass ihre Tochter, entsprechend der gängigen Praxis der DDR in den 1970er Jahren, auf staatlichen Befehl hin entführt und zur Adoption freigegeben wurde. Auch Polizist Thomas Rust folgt dieser Theorie und stochert dabei in Untiefen, die die Mächtigen aufscheuchen und ihn selbst in große Gefahr bringen.
Meine Meinung
Staatlich angeordnete Kindesentführungen kurz nach der Geburt? Das klingt so furchtbar, dass ich direkt neugierig auf die Umsetzung dieser Thematik im Buch war.
Der Schreibstil von Frank Goldammer war wirklich angenehm und flüssig zu lesen, was die Geschichte so fesselnd gemacht hat, dass man sie gut und gerne in einem Zug durchlesen konnte – vorausgesetzt, man kann mit der doch sehr bedrückenden Thematik umgehen.
Die Emotionen und Abgründe der einzelnen Charaktere sind gut beschrieben und wirken glaubhaft, was der Stimmung insgesamt sehr zuträglich ist. Trotzdem kommt man nicht wirklich nah an die Protagonisten heran und hat eher so ein wenig das Gefühl, etwas abseits zu stehen und die Handlung von außen heraus zu beobachten.
Was der Spannung auf jeden Fall sehr dienlich war, war definitiv der Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählzeiten und Perspektiven. Als Leser war man so wirklich direkt bei der Entdeckung neuer Hinweise dabei und wusste nie mehr als die Charaktere selbst, was es praktisch unmöglich gemacht hat, Langeweile aufkommen zu lassen.
Zum Ende der Geschichte hin wurde die ganze Erzählung vielleicht ein wenig arg bemüht, was ich persönlich aber einfach mal der künstlerischen Freiheit des Autors zuschreiben möchte. Einen exakten Tatsachenbericht stellt dieses Buch vielleicht nicht dar, doch da dieser Anspruch auch nicht erhoben wurde, kann man über einige Stellen, die dann vielleicht doch etwas zu viel des Guten waren, hinwegsehen.
Fazit
Auch wenn mir dir Umsetzung schlussendlich nicht hundertprozentig gefallen hat, war die Geschichte auf jeden Fall eine der interessantesten, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Sicherlich sind Stimmung und Thematik nicht für jeden etwas, wer jedoch auch mit einem gewissen Maß an Bedrückung umgehen kann und sich für Familiengeschichten interessiert, dem wird Zwei fremde Leben mit Sicherheit zusagen.
Von mir gibt es dafür vier Bücherstapel.