Ergreifend und mitreißend, aber Geschmacksache
Kommissarin Farida Nasri ermittelt in einem Vermisstenfall: Ein Mädchen ist verschwunden. Ihr Gespür sagt ihr, dass sie dem Täter nahe sind. Im Verlauf der Verhöre ergeben sich Verbindungen, die grauenhafte ...
Kommissarin Farida Nasri ermittelt in einem Vermisstenfall: Ein Mädchen ist verschwunden. Ihr Gespür sagt ihr, dass sie dem Täter nahe sind. Im Verlauf der Verhöre ergeben sich Verbindungen, die grauenhafte Schicksale offenbaren. Auch privat hat Nasri mit einem schweren Schlag zu kämpfen und schließlich sind da noch ihre eigenen Dämonen. Gekonnt verwischen die Grenzen zwischen Opfer, Täter und Retter. Ein psychologischer Horrortrip, der mit typischen Krimis nicht viel gemein hat.
Den Aufbau des Romans habe ich teilweise als raffiniert empfunden, den Schreibstil gekonnt. Besonders die Verhörsituationen waren mitreißend und haben mich in ihren Bann gezogen. Es entsteht eine psychologische Spannung, der man sich kaum entziehen kann.; hier können sich die Protagonisten entfalten; hier findet der wahre Horror statt. Aber es fiel mir schwer, eine Verbindung zur Ich-Erzählerin aufzubauen. Ich kenne den Roman „All die unbewohnten Zimmer“ nicht, in der Kommissarin Farida Nasri bereits eine Rolle gespielt hat. Insgesamt blieben aber alle Protagonisten für mich uninteressant; ihr Schicksal berührte mich nur auf die Distanz - was mir, angesichts der menschlichen Abgründe, die sich auftaten, auch lieber war, aber die Geschichte zu einem durchschnittlichen Leseerlebnis machte, dessen Inhalt zunehmend uninteressanter für mich wurde.
Friedrich Ani konzentriert sich auf die Dialoge, statt bildhaft schmückendem Beiwerk oder spannungsgeladene Ermittlungsarbeit. Die Erinnerungen der Verdächtigen, Opfer und der Kommissarin stehen im Fokus. Alles ist fein miteinander verstrickt und verwoben, obwohl es in drei Teile eingeteilt wurde. Die vernichtenden Selbstgespräche der Kommissarin lassen Schlimmes vermuten und zerren an den Nerven. Man möchte wissen, wie es ausgeht. Das Ende war daher leider enttäuschend für mich und hielt keine überraschende Wendung bereit. Zu eindeutig waren mir die gestreuten Hinweise, angesichts der überschaubaren Verdächtigen. Der Epilog kündigt eine mögliche Fortsetzung an, die mich nicht reizen würden. Ich würde das Buch nicht weiterempfehlen, fühlte mich aber stellenweise gut unterhalten.