Von der Lebenslust nach dem Krieg
Wien 1945. Erika und ihre Tante Mimi können nach der Vertreibung aus ihrem böhmischen Heimatort Hohenfurth glücklicherweise bei Verwandten unterkommen. Die Wohnsituation ist beengt und mit Entsetzen müssen ...
Wien 1945. Erika und ihre Tante Mimi können nach der Vertreibung aus ihrem böhmischen Heimatort Hohenfurth glücklicherweise bei Verwandten unterkommen. Die Wohnsituation ist beengt und mit Entsetzen müssen die Frauen feststellen, dass sie hier als Ausländer unerwünscht sind. Unermüdlich sucht Erika nach Lösungen wie einer festen Arbeit um endlich ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen zu können. In Erich scheint sie ihren Traummann gefunden zu haben und gibt seinen Werben nach. Doch je länger sie zusammenleben umso deutlicher wird die unterschiedliche Lebensvorstellung beider und Erich stört sich an ihrem Bestreben nach Selbstverwirklichung.
Dies ist der zweite Band der Reihe um die Sudetendeutsche Erika, ihre Familie und Freunde. Zum besser Verständnis wäre es sinnvoll "Aufbruch voller Sehnsucht" im Anschluss an den ersten Teil zu lesen.
Bereits die Aufmachung der Seiten des Printexemplares mit Rahmen und besonderer Kapitelüberschriftgestaltung macht etwas her. Dank der eindringlichen Schilderungen ist man sofort im Geschehen und leidet mit den Frauen. Trotz der gegensätzlichen Ansichten kann ich sowohl Erika als auch ihre Tante Mimi verstehen. Während sich die jüngeren dem aktuellen Geschehen recht rasch anpassen bzw. darauf reagieren können, ist es für die Alten doppelt so schwer. Die Leichtigkeit und Lebenslust der junger Menschen die nur ein ganz normales Leben führen möchten, reißen den Leser mit. Steht anfänglich noch das Geschehen während des Krieges mit sehr viel Leid und Grausamkeiten im Fokus, wird im Verlauf der Handlung deutlich das mit Kriegsende noch längst nicht alles "gut" ist, denn in den wichtigsten Ämtern dominieren die alten Schergen. Dort begegnet Erika auch einem alten Widersacher, der gegen sie und ihre Freunde immer noch Rachepläne schmiedet. Etwas zu viel des Guten ist für mich die Häufung der glücklichen Zufälle, die Erika alle Steine aus den Weg räumen. Allerdings lebt so ein Buch auch davon.
Sehr gelungen ist für mich die Darstellung ihrer Gefühle, vor allem ihr Zwiespalt zwischen Verpflichtung als Ehefrau und Mutter und der Erfüllung ihres Traumes. Der Schluss des Buches wird mit dem Geschehen um einen guten von ihr realistisch abgerundet und es bleibt damit auch noch genug Material für eine spannende Fortsetzung.
Trotz einiger Schwächen unterhaltsame und flüssig zu lesende Story für Freunde von Fortsetzungsromanen.