„Schatz, wir werden reich! (vielleicht)“ ist ein unglaublich unterhaltsames Buch und eine wohltuende Abwechslung in einer Zeit, in der man vor Allem online ständig mit unfassbaren (und in den meisten Fällen wohl auch rein ausgedachten) Erfolgsstories, à la „gestern noch unter der Brücke, heute im Palast“, „gestern noch zu Fuß unterwegs, heute mit dem Ferrari on the road“, „gestern noch insolvent, heute Multimillionär“…, zugespamt wird. „Schatz, wir werden reich! (vielleicht)“ ist dabei definitiv keine Parodie; hier wird sich nicht über die diversen „Schnell reich werden“-Methoden lustiggemacht (nun ja, vielleicht doch ein wenig): dieses Buch ist vielmehr eine Art TÜV, eine Dokumentation der jeweiligen Tauglichkeitstests. Christine und Gideon Böss haben jede denkbare Methode zur (angeblichen) Vermögenssteigerung versucht – und häufig auch schnell wieder verworfen.
Die Umschreibungen und Beschreibungen des betriebenen Aufwands sind dabei absolut unbeschönigt und einfach amüsant zu lesen – und Vieles wirkt auch einfach schräg, wie z.B. die „Power-Days“ (ein typisches Motivationsseminar, das vor Allem dessen Leitern ordentlich Kohle in die Kasse spült) oder auch nur die Analyse der Ratgeberliteratur, wenn dabei dann festgestellt wird, dass Donald Trump in jenem Buch noch erklärt, wieso er sich gegen eine Präsidentschaftskandidatur entschieden hat.
Die verschiedenen Methoden werden zwar von Gideon und Christine als „Gemeinschaftsprojekt“ in Angriff genommen; hauptsächlicher Autor des Buchs ist aber er und dabei zeichnen sich die Ausführungen teils durch einen sehr trockenen Humor aus, in denen sowohl er selbst als auch seine Frau durchaus mal auf die Schippe genommen werden. Das Ganze ist also auch reichlich selbstironisch – und wirkte auf mich wahrscheinlich auch genau deshalb absolut sympathisch.
Zum Ende hin fand ich das Buch allerdings minimal lahmer, denn ob es da nun um Kredite, Mikrokredite, ETFs oder Anleihen ging: Das fiel für mich gemeinhin alles unter „Bankenkram“ und irgendwie wiederholte sich für mich da sehr viel. Ich fand’s zwar interessant, dass jeweils mal ganz verständlich aufgedröselt wurde, was nun eigentlich was genau bedeutet/beinhaltet, aber es kam eigentlich halt auch immer ein Berater drin vor, der mahnte, man solle sich daheim nochmals ganz genau mit den Unterlagen beschäftigen und dann, weil Fairness, Abschlüsse nicht über eine Direktbank, sondern bei seinem Institut, tätigen. Das war halt in diesen Fällen ständig gleich: Alleine, oder eben zu Zweit, blickte man als Laie nicht durch und zog deswegen los, sich aufklären zu lassen – und geendet sind gefühlt all jene Kapitel mit der „aber machen Sie’s dann nicht über eine Direktbank!“-Bitte.
Da fand ich die Umschreibungen der Besuche der Pferderennbahn oder des Casinos, die Darstellung der „Power Days“ oder auch den physischen (und enttäuschenden) Abstecher auf „das“ berühmte Börsenparkett viel interessanter, weil eben auch „unterschiedlicher“. Diese direkten persönlichen Erlebnisse; „wir probieren das jetzt aus“/“wir gehen da mal einfach hin“; haben mir allgemein einfach eher zugesagt als die „wir bei der Beratung“-Kapitel. Von Ersteren hätte ich definitiv auch gerne noch mehr gelesen!
Insgesamt aber definitiv eine Lektüre über das (Vielleicht) reich werden“, die zu lesen mir viel Spaß gemacht hat!
[Ein Rezensionsexemplar war mir, via #NetGalleyDE, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]