INHALT
Evan ist Orphan X. Oder besser, war es mal. Das elitäre Programm, in welchem junge Menschen zu militärischen Kampfmaschinen ausgebildet werden, ist seit Jahren eingestampft. Doch noch immer verfolgt Evan das Ziel seine Dienste anzubieten. Er will helfen. Auf unkonventionelle Art. Dafür hat er klare Regeln. Doch als er gerade einen Fall abgeschlossen hat und ein neuer seine Zeit beansprucht, werden die Grenzen dieser Regeln neu definiert oder gar dem Erdboden gleich gemacht. Und am Ende ist Evan in einer ihn unbekannten Situation: In Lebensgefahr.
MEINUNG
Der Autor Gregg Hurwitz spielt in „Orphan X“ direkt zu Beginn mit dem Leser. Er erwähnt die typischen Helden wie James Bond, Jack Reacher, Jason Bourne usw. Man merkt, der Autor hat einen Narren an solche Charaktere gefressen. Und das sollte einen, wenn man das Buch ausgelesen hat, nicht mehr wundern.
Am Anfang hatte ich so meine Schwierigkeiten ins Buch zu kommen. Es mag daran liegen, dass ich schon lange keinen derartigen Thriller gelesen habe oder der Schreibstil des Autors mir etwas zu distanziert, leicht unterkühlt oder einfach auch zum Teil sehr technisiert und sperrig vorkam. Eine Mischung von beidem scheint mir die Lösung. Denn nachdem ich mich mit der Zeit immer mehr in die Geschichte von Evan, einem anfangs zwölfjährigen Jungen, hineingelesen habe, zogen mich die ersten actionreichen Szenen in den Bann. Sobald man im aktuellen Zeitgeschehen und beim erwachsenen Evan, der um die Mitte dreißig anzusiedeln ist, ankommt, geht erst recht der Thriller-/Actionspaß los.
Ich möchte eigentlich so wenig wie möglich von der Handlung und den Personen im Buch wiedergeben, weil die sich doch selbstständig entfalten sollten. Denn mir haben diese unvorhersehbaren, aber relevanten Wendungen sehr gefallen, genauso wie die unterschiedlichen und charismatischen Charaktere im Buch. Klar, das Buch ist schon ein wenig „typisch Thriller“, wenn man sich so manche Szene anschaut, da die ja mittlerweile zum Standard zu gehören scheinen. Ich rede da von diesem „übermenschlichen Willen“ oder Kampfszenen, etc. Der allgemeine Thriller-Fan braucht sich also keine Sorgen machen und kommt auf seine Kosten. DerSpannungsbogen baut sich relativ ruhig auf, weil noch sehr wenig Info und Verwirrspiel zu Beginn vorherrscht, aber sobald die ersten Hinweise fallen, weiß man kaum noch wie man von A nach B kommt. Hervorragend!
Dennoch möchte ich hervorheben, wie vielseitig und tief Hurwitz Evan als Hauptfigur gezeichnet hat. Man hat zu Beginn wirklich nur diesen stereotypen Helden vor Augen, dessen emotionale Intelligenz und Empathie einfach nicht besonders ausgeprägt scheint. Dabei ist das nur unfassbar weit und tief bei Evan verborgen. So mancher Zivilist, der in diesem Buch auftritt, weiß an diesem Kern rumzufummeln. Und auch das ist so typisch. Es wirkt aber nicht so schrecklich klischeehaft, wie es klingt.
Das Buch selbst hat so einige Längen, die aber mit Szenen unglaublicher Spannung abgelöst werden. Kleine Rückblenden in die Vergangenheit lockern das Ganze auch noch sehr gut auf, sodass man doch recht zügig durch die Geschichte gleitet.
Wer im Anschluss noch mehr Bock auf Thriller oder „Orphan X“ hat, der kann auch den Blutdruck runterschrauben. Denn der Epilogklingt ganz stark nach Fortsetzung bzw. Auftakt einer Reihe.
FAZIT
Was ein Ding! Da bleibt einem der Atem weg! Die Spannung setzt jedes Mal noch ein Schippchen drauf, dann ist da dieses rasante Erzähltempo, welches dir kaum den Atem lässt. Was mich aber von diesem Buch am Ende überzeugt hat, sind die vielen Wendungen, die sich nur bis zu einem gewissen Grad vorhersehen lassen. Charismatische Charaktere und Hochspannung garantiert! Ich habe genau das bekommen, was ich erhofft und erwartet habe.