Spiel oder stirb
In einer fernen Zukunft wird das Problem der Überbevölkerung gemeistert, indem verschiedene Möglichkeiten angeboten werden, das Platzproblem zu lösen. Bereits als Siebzehnjährige müssen sich die Menschen ...
In einer fernen Zukunft wird das Problem der Überbevölkerung gemeistert, indem verschiedene Möglichkeiten angeboten werden, das Platzproblem zu lösen. Bereits als Siebzehnjährige müssen sich die Menschen für eine von vier Existenzformen entscheiden; wie zum Beispiel Alex, Ben, Kate, Mike und Sierra dies getan und sich für einen Multiplen entschieden haben, was heißt, dass fünf Personen sich einen Körper teilen. Die wichtigste Währung in dieser Welt ist die Zeit und um diese spielen die Mitglieder des Multiplen in einem Todespark gegen andere Teilnehmer. Plötzlich verschwindet eine Person, ein Toter taucht auf und dann läuft alles schief, was schief laufen kann. Ein Mitglied des Multiplen spielt ein falsches Spiel, der Einsatz ist nichts weniger als das Leben.
„Als wir Krankheiten besiegt hatten, haben wir den Tod zurückgedrängt. Wenig später konnte uns nichts mehr töten, ausgenommen Pech und Alter. Sehr hohes Alter. Die Folge war eine Bevölkerungsexplosion. Ein Planet, der schon angeschlagen war, stand vor dem Aus.“ (Seite 97)
Was für eine abgefahrene Idee! Fünf Personen teilen sich einen Körper, jede von ihnen bekommt dafür fünfundzwanzig Jahre gutgeschrieben, sodass der Multiple über 140 Jahre lebt. Da kann man es fast verschmerzen, dass pro Mitglied täglich lediglich vier Stunden zur freien Verfügung stehen, bevor es einen Wechsel gibt. Übrigens fand ich die anderen drei Möglichkeiten ebenfalls durchaus interessant, hier lobe ich den Einfallsreichtum des Autors. Soweit so gut. Anfangs hatte ich befürchtet, dass ich gegebenenfalls Probleme damit haben würde, zu verstehen, wie der exakte Ablauf diese Prozedur und vieler anderer Prozesse im Buch wäre. Diese Sorge war absolut unbegründet, denn der Autor verstand es meisterlich, auch die kompliziertesten Vorgänge einfach sowie verständlich zu formulieren und zu erklären.
„Aber so einleuchtend ist die Mathematik hier nicht. Wir bekommen weitere einhundertfünfundzwanzig Jahre, jedoch nur vier Stunden täglich, also hat jeder von uns alles in allem rund zwanzig Jahre.“ (Seite 109)
Aus verschiedenen Perspektiven ergab sich nach und nach ein Bild der aktuellen Situation, unterbrochen wurde die Handlung durch Rückblenden zum ersten Treffen der fünf Protagonisten vor über zwei Jahrzehnten sowie durch andere Rückblicke, die vergangene Geschehnisse thematisierten. Die Mitglieder hatten Spiele zu absolvieren, die mir wahrscheinlich mindestens so gut gefielen, wie der spielenden Person, wenn nicht sogar noch besser, denn ich hatte im Gegensatz zu ihnen nichts zu verlieren, schon gar nicht meine Lebenszeit.
Die abwechslungsreiche Handlung sowie unerwartete und überraschende Wendungen rundeten das Bild ab, auf die tatsächliche Auflösung wäre ich wohl nie gekommen, und auch das Ende mochte ich sehr. Für mich ein grandioser Genre-Mix, der nichts weniger verdient, als eine Verfilmung, sich bis dahin aber damit begnügen muss, dass ich meine Begeisterung in die Welt rufe. Lesen!