Urlaub schützt vor Morden nicht
„Strandfeuer“ von Hendrik Berg, der 8. Band der Nordsee-Krimiserie rund um Kommissar Theo Krumme ist nicht nur spannend, sondern verfügt darüber hinaus über viel Nordsee-Flair und einen Schuss Mystik.
Worum ...
„Strandfeuer“ von Hendrik Berg, der 8. Band der Nordsee-Krimiserie rund um Kommissar Theo Krumme ist nicht nur spannend, sondern verfügt darüber hinaus über viel Nordsee-Flair und einen Schuss Mystik.
Worum geht es?
Eigentlich verbringt Kommissar Krumme in Sankt Peter-Ording seinen Urlaub, als in der Nähe seines Hotels die Leiche eines jungen Mannes gefunden wird. Der Tote lebte als Freund der Enkelin im Haus der reichsten Familie des Ortes, auf deren Kosten. Seine Arbeit als Barkeeper diente eher seinem Vergnügen und dem Anknüpfen von Frauenbekanntschaften. Kommissar Krumme gewinnt immer mehr den Eindruck, dass alle, die mit dem Toten in Verbindung standen, irgendetwas verschweigen.
Obwohl ich in die Reihe quer eingestiegen bin, fand ich problemlos in die Geschichte hinein. Auch den maßgeblichen Personenkreis überblickte ich rasch. Vorkenntnisse aus früheren Bänden vermisste ich nicht, verspüre aber große Lust Krummes Werdegang und die bisherigen Fälle nachzulesen.
Der Schreibstil ist flüssig, die kurzen Kapitel fliegen nur so dahin. Der Kriminalfall spielt, bis auf die in der Vergangenheit liegende Rahmenhandlung, in der zeitlich nicht näher bestimmten Gegenwart. Obwohl das Buch 2022 erschien, bleibt Corona unerwähnt. Sprachlich ist der Text wohl im gesamten deutschsprachigen Raum gut verständlich, landläufiger Dialekt kommt kaum vor - etwas mehr davon hätte ich durchaus reizvoll und noch authentischer empfunden..
Was diesen Krimi so besonders macht, ist einerseits das stimmungsvolle Bild der Urlaubsfreuden an der Nordsee - vom turbulenten Treiben am Badestrand über interessante Wattwanderungen bis zu romantischen Sonnenuntergängen – und andererseits der Hauch von Mystik und Geheimnisvollem, der noch zusätzliche Spannungseffekte auslöst.
Die eigentliche Handlung, die Ermittlungen rund um den Mord an dem Barkeeper, ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, ein Schiffsunglück im Jahre 1822. Hier gelingt dem Autor in beachtenswerter Weise, den wahren Kern mit einer fantasievollen Story zu ummanteln.
Durch stetige neue Erkenntnisse, weitere Verdächtige, Cliffhanger am Kapitelende und darauffolgende Szenenwechsel bleibt die Spannung durchgehend erhalten. Zum Miträtseln hat man als Leser*in reichlich Gelegenheit. Letztendlich löst sich der Fall – schlüssig und doch nicht wie erwartet.
Wie meist bei Folgebänden erweist sich die Charakterisierung der Protagonisten als nicht sehr tiefgreifend, weil ja logischerweise die Entwicklung und die Vorgeschichte nicht detailliert wiederholt, sondern höchstens angedeutet werden kann. Nichtsdestotrotz erscheint Theo Krumme als angenehmer Chef, kein Superheld, sondern ein Mensch mit Schwächen und mit normalen Alltagsproblemen eines Polizeibeamten, der zwischen Privatleben und verantwortungsbewusstem beruflichen Einsatz einen Spagat machen muss. Auch sein Team und seine Lebensgefährtin sind sympathisch und wirken lebendig.
„Strandfeuer“ hat mir nicht nur Lesestunden voller Spannung geschenkt, sondern die Urlaubsatmosphäre an einem Nordseestrand erscheint mir nunmehr so verlockend, dass ich mir gut vorstellen kann, dass ich mich doch einmal von Wien aus auf die Reise nach Nordfriesland mache. Zuvor lese ich wohl erst noch den einen oder anderen Band aus dieser Reihe. Auf eine Fortsetzung freue ich mich sowieso.