Verpasste Chance
An Hashtag #DDR von Holger Kreymeier bin ich ganz vorsichtig rangegangen. Mir ist bewusst, dass die Zeit der Teilung für Deutschland sehr prägend war, da diese auch lange anhielt und ganze Generationen ...
An Hashtag #DDR von Holger Kreymeier bin ich ganz vorsichtig rangegangen. Mir ist bewusst, dass die Zeit der Teilung für Deutschland sehr prägend war, da diese auch lange anhielt und ganze Generationen ihre gesamte Kindheit in dieser Welt verbrachten. Aber so präsent diese Zeit in den deutschen Köpfen ist, sie wenig weiß man eigentlich in Österreich darüber. Als Geschichtstudentin (und mittlerweile Lehrerin) habe ich im Zuge meines Studiums Berlin besucht, ich bin als Österreicherin also vermutlich schon überqualifiziert.
Der Roman stellt sich die Frage, wie es wäre, wenn die Teilung Deutschlands und somit die BRD und die DDR bis heute bestehen würde. Wenn der technische Fortschritt trotzdem auf dem heutigen Stand wäre und das Internet und die Meinungsfreiheit größer wäre als jemals zuvor, wäre das auch in der DDR so?
An sich klang die Prämisse des Romans interessant und meine größte Befürchtung war, das zu viel für Selbstverständlich gehalten wird und ich nicht genug Wissen über das Leben in der DDR mitbringe, um den Roman zu verstehen. Hier kann ich sagen, das war nicht so. Ich hatte keine Probleme, mich in der Welt der heutigen DDR zurechtzufinden, komplett ohne Vorwissen könnte es jedoch ein Problem darstellen, da zumindest ein Grundverständnis für den Kommunismus und die damaligen Bündnisse vorhanden sein sollte.
Mein Problem mit dem Roman war eindeutig das Pacing. Ich habe gut in den Roman hineingefunden, auch wenn ich mich zuerst mit der eher umgangssprachlichen Form anfreunden musste. Wenn man den Roman jedoch als Satire sieht, ist diese Sprache auch verständlich. Im Gesamtkonzept wirkt die Einführung der Personen sehr lange und das Buch kommt nicht wirklich in die Gänge. Nach etwa der Hälfte fragt man sich schon, wo der Autor eigentlich noch hinwill oder ob es einfach ein Gesellschaftsbild wird. Wenn es dann richtig losgeht, ist der Roman schon fast vorbei, die Ereignisse überschlagen sich und werden dermaßen absurd, dass ich den Roman schon fast weglegen wollte. Ein Charakter, dessen Geschichte anscheinend endlich richtig losging, wird einfach eiskalt aus dem Spiel genommen. Auf mich wirkt es, als hätte der Autor einfach schnell fertig werden wollen. Schade, denn der Beginn hatte Potenzial.