So viele wichtige Themen in einem Buch vereint
– Rezension kann Spoiler enthalten —
Wir sind stark. Wir lassen uns nichts sagen und küssen trotzdem. Wir sind die Spinster Girls.
Evie ist psychisch krank, sie hat eine Zwangsstörung. Ihr größter ...
– Rezension kann Spoiler enthalten —
Wir sind stark. Wir lassen uns nichts sagen und küssen trotzdem. Wir sind die Spinster Girls.
Evie ist psychisch krank, sie hat eine Zwangsstörung. Ihr größter Wunsch ist es, ganz normal zu sein, doch das ist gar nicht so einfach, wo ihre beste Freundin plötzlich nur noch an ihrem Freund hängt und auch das Daten so einige Probleme mit sich bringt. Das Schlimmste, was ihr passieren könnte, wäre ein Rückfall. Zum Glück hat sie die „Spinster Girls“. Lottie und Amber bilden zusammen mit Evie diesen Club, dessen Regeln im Grunde aus drei Punkten bestehen:
1. Ändere dich niemals für jemanden, auch nicht für einen Jungen.
2. Sage immer laut deine Meinung, auch wenn diese vielleicht nicht jedem gefällt.
3. Kümmere dich immer gut um deine Freundinnen.
Bevor ich mit dem Inhalt des Buches beginne – und da gibt es so einiges zu sagen – möchte ich genauer auf das Cover und die Aufmachung des Buches eingehen. Diese gefällt mir nämlich wirklich gut. Das Cover ist schlicht, aber trotzdem schön. Ich muss zugeben, dass mir nicht ganz klar ist, wofür das Auge steht (Ich vermute, es soll ein weinendes Auge sein. Vielleicht wird damit auf den Ernst der Geschichte hingewiesen und wie schlecht es Evie teilweise geht, aber sicher bin ich mir dabei überhaupt nicht. Hier kann ich nur interpretieren.), aber die Kombination aus schwarz, weiß und gelb finde ich sehr stimmig und ansprechend. Der gelbe Buchrücken ist für mich ein besonderes Highlight, da es einfach einzigartig ist, genau so wie die Geschichte auch. Und zum Titel – ich finde, besser hätte er fast nicht sein können.
Was den Inhalt des Buches angeht, wusste ich wirklich gar nicht richtig, wo ich anfangen sollte. Denn „Was ist schon normal?“ ist so viel mehr als nur ein Buch über Zwangsstörungen. Holly Bourne hat viele derzeitige Probleme, vor allem, aber nicht nur, der Jugend, aufgegriffen und unfassbar wirksam komprimiert. Das Endergebnis dessen ist dieses Buch. Natürlich steht Evies Krankheit im Mittelpunkt der Handlung, aber es werden auch andere brandaktuelle Themen behandelt. So scheint sich zum Beispiel Jane, Evies ehemals beste Freundin, immer mehr für ihren neuen Freund zu verändern. Die Spinster Girls schwören sich, so etwas niemals zu tun. Ein weiterer Aspekt ist der Feminismus beziehungsweise wie der Sexismus in der Gesellschaft verbreitet ist.
Meiner Meinung nach sollten alle Mädchen im Teenageralter dieses Buch lesen. Manchmal hat es wirklich wie ein Wachrütteln gewirkt. Mich hat es sehr zum Nachdenken angeregt, und wenn ein Buch das schafft, dann hat es seine Pflicht als Buch erledigt.
Der Plot hat für mich nur einige kleinere Schwachstellen. Bei einer davon habe ich lange überlegt, sie überhaupt als solche anzuführen, und mich letzendlich dagegen entschieden. Ursprungs wollte ich kritisieren, dass die Sache mit Oli anders gelaufen sein sollte. Ich war enttäuscht, dass Evie nicht eher auf ihn zugegangen war, doch mir ist klar geworden, dass das nun mal die Wahrheit ist: es läuft nicht immer alles gut, man macht nicht immer alles richtig.
Schonungslose Ehrlichkeit und die manchmal auch bittere Wahrheit sind der Kern dieses Buches. In der Dansagung schreibt Holly Bourne den echten Namen des Mannes, der beim ersten Date Sex mit einer anderen hatte, und genau so unverfroren und ehrlich ist auch der Rest des Buches. Es wird offen über Themen gesprochen, die die öffentlichkeit nicht in den Mund nehmen will, und es werden keine Details vorenthalten, egal wie schlimm oder für den ein oder anderen vielleicht eklig diese sind. Ein bisschen Wahrheit kann nie schaden, und ein bisschen mehr auch nicht.
Die Charaktere sind ein weiterer Grund, warum ich dieses Buch so liebe. Sie sind alle wunderbar unperfekt und mir im Laufe der Geschichte sehr ans Herz gewachsen.
Besonders Evie, ihre Freundinnen und Rose (Evies Schwester) sind einfach nur sympathisch. Ihre Gespräche hatten immer viel Tiefe, was ich wirklich gut fand.
Ich habe mir viele Zitate markiert, die mir sehr gut gefallen haben.
Der Schreibstil war durchgehend flüssig zu lesen und trotz der über 400 Seiten hat man das Buch in kürzester Zeit durch, weil es so fesselnd ist.
Daher freue ich mich, bald die weiteren Bände zu lesen, und kann nur jedem ans Herz legen, mal reinzulesen!