Roland Baines ist noch ein Kind, als er 1959 im Internat der Person begegnet, die sein Leben aus der Bahn werfen wird: der Klavierlehrerin Miriam Cornell. Roland ist junger Vater, als seine deutsche Frau Alissa ihn und das vier Monate alte Baby verlässt. Es ist das Jahr 1986. Während die Welt sich wegen Tschernobyl sorgt, beginnt Roland, nach Antworten zu suchen, zu seiner Herkunft, seinem rastlosen Leben und all dem, was Alissa von ihm fortgetrieben hat.
Mit seinem so leichten und lockeren Schreibstil, bringt Ian McEwan seine Leser*innen durch 700 Seiten, die das Leben von Roland Baines verkörpert. Wir begleiten Roland und sein komplettes Leben. Es geht ...
Mit seinem so leichten und lockeren Schreibstil, bringt Ian McEwan seine Leser*innen durch 700 Seiten, die das Leben von Roland Baines verkörpert. Wir begleiten Roland und sein komplettes Leben. Es geht um Schicksal, Chancen und Verzwickungen. Um Ereignisse in seinem Leben, mit denen er lange Kämpft.
Das Buch ist zudem noch sehr gut recherchiert und so berührend. Wir haben hier auch Passagen über die DDR, den Mauerfall und dass mit einer Leichtigkeit, dass mich tatsächlich ein paar Stellen zum innehalten gebracht hat. Vor allem die Erkenntnis, dass ich unbedingt noch mehr vom Autor lesen muss.
Dieses Buch ist so bewegend und ergreifend, dass es für mich eine Faszination ist. 700 Seiten, aufgeteilt in 12 Kapitel. Die Kapitel sind entsprechend lang aber dennoch nicht zäh und langatmig. Es ist auch anspruchsvoll und daher nicht zu empfehlen für zwischendurch. Also nehmt euch die Zeit und eine gewisse Konzentration und lest dieses Meisterwerk.
Der Titel "Lektionen" ist doppeldeutig: Das gleichnamige Buch von Ian McEwan beginnt in einem englischen Internat in den 60-er Jahren, mit einem Klavierunterricht, der für den da noch kindlichen Protagonisten ...
Der Titel "Lektionen" ist doppeldeutig: Das gleichnamige Buch von Ian McEwan beginnt in einem englischen Internat in den 60-er Jahren, mit einem Klavierunterricht, der für den da noch kindlichen Protagonisten Roland Baines noch weitreichende Folgen haben wird. Doch während der Autor seiner gleichaltrigen Romanfigur ein Leben lang folgt, bis in die Corona-Pandemie, da geht es eben auch um die Lehren eines langen Menschenlebens, um das, was Roland mitnimmt und das, was bleibt, von seinen Hoffnungen, seinen Lieben, seinen Erwartungen in sich selbst und den Erwartungen, die andere in ihn gesetzt haben.
Da scheint zunächs vieles unerfüllt: Der junge Roland galt als großes Klaviertalent, doch statt einer Pianistenkarriere verdingt er sich auch noch deutlich jenseits der 70 als Klavierspieler während des afternoon tea in einem Hotel - von Musikmampfe spricht er dabei. Die literarischen und journalistischen Ambitionen münden in Kalendersprüchen und Gedichten für Grußkarten. Auch ein Profi-Tennisspieler ist er nicht geworden, hat sich jahrelang treiben lassen, heiratete schließlich Alyssa, Tochter eines Deutschen und einer Engländerin und wird von ihr verlassen, als der gemeinsame Sohn Lawrence gerade mal sieben Monate alt ist.
Plötzlich und unerwartet alleinerziehender Vater zu sein, zwingt Roland nicht nur zu Verantwortung und Struktur, er gerät auch vorübergehend in den Fokus der Polizei, die hinter dem Verschwinden Alissas ein Verbrechen vermutet. Und wer wäre da als Verdächtiger naheliegender als der Ehemann...
Das Private und das Zeitgeschichtliche liegen in dem mehr als 700 Seiten langen Roman nah beieinander. Es ist die mit Fragen und Unsicherheiten, ja existenziellen Ängsten begleitete Kuba-Krise, die den 14-jährigen Roland zum Haus seiner ehemaligen Klavierlehrerin treibt, die ihn schon drei Jahre zuvor mit einem unerewarteten Kuss verwirrte. Was folgt, ist einerseits sexuelles Erwachen und andererseits - wie ihm erst Jahrzehnte später bewusst wird - sexueller Missbrauch. Es ist nicht zuletzt diese verbotene Affäre, die ihn später dazu treibt, die Schule zu schmeißen.
Tschernobyl, der Fall der Mauer, die Thatcher Jahre, Brexit und schließlich Corona, aber auch Kriegserinnerungen aus deutscher und britischer Sicht, das Scheitern linker Träume und die Desillusionierung angesichts der Entwichlungen der Labour Party - "Lektionen" ist ein Kaleidoskp der vergangenen 70 Jahre, gespiegelt in einem Menschenleben. Roland hat Gelegenheit zu Konfrontationen mit der ehemaligen Klavierlehrerin und mit Alyssa, die als Schriftstellerin nicht nur ihren Ex weit in den Schatten stellt, sondern sich zur bedeutendsten deutschsprachigen Autorin und Nobelpreiskandidatin entwickelt.
Roland findet in der langjährigen Freundin Daphne eine neue Liebe, die durch Daphnes Krebserkrankung viel zu kurz andauern darf, auch wenn die Patchworkfamilie liebevoll und generationsübergreifend zusammenhält. Geheimnisse, ja Lebenslügen gibt es aber auch in der eigenen Familie über seine Eltern zu entdecken - auch hier sind "Lektionen" für Roland enthalten, die Antworten geben auf Lebensfragen. Wie McEwan das Große und das Kleine, das Private und das Zeitgeschichtliche zu einem buchstäblich epochalen Roman verwebt, das ermüdet auch bei der Länge des Buches nicht. Und angesichts der langen Entwicklung des Protagonisten ist es fast, als sei Roland am Ende ein langjähriger alter Bekannter.
Rolands Baines Vater ist Major und schickt seinen Sohn auf ein englisches Landinternat. Es ist eine prägende Erfahrung. Roland lernt die Klavierlehrerin Miriam Cornell kennen, die sein Leben ...
Rolands Baines Vater ist Major und schickt seinen Sohn auf ein englisches Landinternat. Es ist eine prägende Erfahrung. Roland lernt die Klavierlehrerin Miriam Cornell kennen, die sein Leben für immer verändert. Später, Mitte der 1980er Jahre, verlässt Rolands deutsche Frau Alissa ihn und den gemeinsamen kleinen Sohn abrupt, um ihren literarischen Ambitionen nachzugehen - und Roland gerät unter Mordverdacht: Die Polizei glaubt, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte. Aber "Lektionen" ist eigentlich die Geschichte von Rolands Leben vor dem Hintergrund der turbulenten europäischen Geschichte, einschließlich des Falls der Berliner Mauer. Es endet mit den Folgen des Brexit. Es ist ein Versuch, das Leben eines Mannes durch das Geschehen der Weltgeschichte erzählen. Aber es ist auch eine Liebesgeschichte. Und stellenweise ein bisschen wie ein Thriller. Diese außergewöhnliche Mischung macht den Roman für mich total besonders, außerdem fesselnd und bezaubernd. Ich kann den Roman allen McEwan Fans empfehlen und denen, die es gerne werden wollen!
Roland Baines, Sohn eines schottischen Majors, aufgewachsen in Libyen und auf ein englisches Internat bei Ipswich geschickt: Als Barpianist fristet er sein Dasein in London. Als alleinerziehender Vater ...
Roland Baines, Sohn eines schottischen Majors, aufgewachsen in Libyen und auf ein englisches Internat bei Ipswich geschickt: Als Barpianist fristet er sein Dasein in London. Als alleinerziehender Vater kümmert er sich um seinen kleinen Sohn Lawrence. Was erwartet ihn noch in seinem Leben?
„Lektionen“ ist ein Roman von Ian McEwan.
Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in zwölf Kapitel und besteht aus drei Teilen. Die Handlung erstreckt sich über sieben Jahrzehnte. Erzählt wird dabei nicht streng chronologisch und mit mehreren Zeitsprüngen.
Der Schreibstil ist recht ausschweifend, sprachlich aber sehr ausgereift: schnörkellos und doch anschaulich, nüchtern und gleichzeitig atmosphärisch.
Der Fokus liegt auf Roland. Er und die übrigen Charaktere sind authentisch und weitgehend klischeefrei ausgestaltet. Leider fiel es mir schwer, einen Zugang zu ihnen zu finden.
Inhaltlich ist der Roman vielleicht als alternative Biografie des Autors zu werten. Wie könnte das Leben verlaufen, wenn ein paar Komponenten anders gewesen wäre? Tatsächlich streift die Geschichte immer wieder die existenziellen Fragen: Was beeinflusst uns? Was lenkt uns? Was macht ein gelungenes Leben aus? Es geht dabei um die großen Themen: Liebe, Verlust, Schmerz und einiges mehr.
Neben den persönlichen Erlebnissen der Protagonisten werden die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte wie Kriege, Katastrophen und Krisen immer wieder eingeflochten. Auffallend ist, dass vor allem Deutschland und seine Entwicklung, beispielsweise der Fall der Mauer, breiten Raum einnehmen.
Auf den mehr als 700 Seiten gibt es ein paar ausufernde Passagen. Allerdings ist der Roman weniger langatmig, als es der Umfang vermuten lassen könnte.
Lobenswert ist, dass der Verlag den englischen Originaltitel („Lessons“), der hervorragend zum Inhalt passt, wortgetreu übersetzt und zudem das Cover übernommen hat.
Mein Fazit:
Mit „Lektionen“ ist Ian McEwan ein durchaus lesenswerter Roman gelungen, der mich besonders in sprachlicher Hinsicht überzeugt hat. Leider ist der Funke nicht komplett übergesprungen.
Roland Baines verbringt seine Kindheit in Libyen und wird von seinen Eltern nach England ins Internat geschickt. Dort hat er Klavierunterricht bei Miriam Cornell. Diese Begegnung hat ihn aus dem Gleichgewicht ...
Roland Baines verbringt seine Kindheit in Libyen und wird von seinen Eltern nach England ins Internat geschickt. Dort hat er Klavierunterricht bei Miriam Cornell. Diese Begegnung hat ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Später lernt er Alissa kennen und lieben. Er bekommt mit ihr einen Sohn. Alissa verlässt ihn und lässt bei ihm den viermonatigen Sohn zurück, um den er sich jetzt kümmern muss. Das ganze Leben sucht er seinen richtigen Weg im Leben.
Der Autor Ian McEwan hat einen beeindruckenden Roman durch das letzte Jahrhundert bis in die Gegenwart geschrieben. Auf diesen Roman war ich sehr gespannt und wurde nicht enttäuscht. Er hat mir sehr gefallen. Als Leser verfolgt man Roland auf seinem Weg und streift wichtige Ereignisse wie die Kubakrise, Tschernobyl und den Fall der Mauer. Ich fand Roland sehr authentisch darstellt und konnte alles sehr gut nachvollziehen. Der Schreibstil ist flüssig und leicht. Er hat mir sehr gefallen und war sehr gut zu lesen. Ian McEwan ist ein Meister der Erzählung. Manche Episoden erzählt er sehr ausführlich. Er hat seine Erzählung auf 700 Seiten erstreckt.
Eine beeindruckende Erzählung eines Lebens durch das letzte Jahrhundert.