Bereits der erste Thriller von Ivar Leon Menger hat mir schon unglaublich gut gefallen. Bei seinem zweiten Thriller, hab ich mich einfach blind hineingestürzt, was definitiv auch das beste ist.
Da der Klappentext schon zu viel vorweg nimmt. Alles was ihr wissen müsst ist, dass es sich um Stalking dreht.
Der Schreibstil des Autors hat mich ungemein gefesselt und sehr mitgerissen.
Er webt dazu eine sehr beklemmende, aber auch düstere Atmosphäre, was in meinen Augen unglaublich gut passt.
Das Setting hat mir unglaublich gut gefallen. Das pulsierende, laute und unberechenbare Berlin, aber es gibt auch eine stille und einsame Seite, die hier ihren Platz erkämpft.
Was mir besonders gut an seinen Charakteren gefallen hat, ist, dass sie alles andere als perfekt sind. Sie dürfen gerne mal naiv oder schwach sein. Sie dürfen Angst haben und sich von ihren niederen Instinkten leiten lassen. Sie dürfen auch völlig irrational und unkoordiniert handeln, denn das macht sie erst authentisch und glaubhaft.
Denn genau diese Makel machen sie menschlich und man kann sich eher mit ihnen identifizieren und demzufolge auch ihre Handlungen und Gedankengänge besser nachvollziehen.
Überwiegend begleiten wir hier Mia. Und Mia ist einfach durch und durch gutgläubig, naiv, aber trotzdem auch sehr willensstark und widerstandsfähig. Aber weil Mia eben ist, wie sie ist, wundert man sich irgendwann über gar nichts mehr bei ihr. Ich mochte sie sehr, gerade aus diesen Gründen.
Daneben hatten es mir David, Tarik und Elif angetan.
Und allgemein machen die Charaktere hier eine mehr als erstaunliche Wandlung durch, was mich enorm überrascht hat.
Diese Geschichte begann bereits mit tausend Fragezeichen im Kopf und danach ging es dorthin, wo alles begann.
Der Autor entführt uns hier in Vergangenheit und Gegenwart, was die Spannung enorm anheizte. Denn diese Zwischenkapitel, die hier nebenher laufen, sprechen eine sehr viel ernstere, teils manische Sprache, bei der einen pure Beklommenheit durchfährt und die Gedankenspirale immer weiter ankurbelt.
Und dann ist da Mias Geschichte mit ihren Träumen , Hoffnungen und Dates.
Und dann taucht Viktor auf und bedrängt sie auf eine Art und Weise, die unmöglich gesund ist.
Der Autor geht die Thematik des Stalkings sehr feinfühlig, sanft und trotzdem direkt an.
Er fokussiert sich auf die beängstigenden Aspekte. Auf die Schatten, die dir keine Ruhe lassen, dir aber suggerieren, dass da sehr wohl etwas ist, dass dich in den Wahnsinn treiben wird.
Mia denkt, sie weiß aus welcher Richtung die Bedrohung kommt.
Doch was weiß sie wirklich?
Ich muss zugeben, die Handlung war schon sehr crazy, beängstigend und sehr verstörend.
Dabei hat man immer das Gefühl, im Blindflug zu laufen und ständig das Unsichtbare und Gefährliche jagen zu wollen.
Aber wie funktioniert das, wenn nichts eindeutig ist? Denn den einfachen Weg gibt es praktisch nicht.
Der Autor setzt sich sehr intensiv mit den psychologischen Aspekten auseinander und das macht er unglaublich gut. Er blickt bis auf den Grund von Mias Seele, zeigt ihre Verletzlichkeit auf. Aber er zeigt auch sehr klar, wie leicht Manipulationen vonstatten gehen können und dass quasi rein gar nichts sicher ist. Egal wie sehr du dich auch dagegen schützen möchtest. Es wird niemals funktionieren.
Er bringt hier einige Wendungen ein, die dem Ganzen immer wieder eine neue Richtung geben. Tatsächlich lag ich mit meinen Vermutungen komplett daneben.
Schockiert war ich über diese manischen Züge, diese Obsession, diese Perfidität und das Kalkül dahinter.
Diese Art zu Denken und wie sich dabei der Kontext verändert und die eigene Wahrnehmung dazu, ist schon sehr beeindruckend.
Angst steht hier über allem. Es wird hier auf subtile Weise mit den Ängsten von einfach jedem gespielt und das ist eine sehr interessante Sache. Denn Angst kann dich antreiben, dich stärker und mutiger machen. Aber auch schwächer und angreifbarer. Angst hat eine immens große Macht, denn sie bringt auch dein wahres Ich zum Vorschein.
Sie zeigt dir Dinge über dich, die dich selbst erschrecken und ängstigen. Sie führt dich mitten in deine eigenen Abgründe.
Stalking ist ein sehr vielseitiges Feld und das macht sich der Autor sehr geschickt zunutze.
Denn er bringt es auf mehrfache Art und Weise dar und das auf sehr raffiniertem Wege.
Fakt ist, man kann niemals in einen Menschen hineinsehen und manchmal genügt nur ein kleiner Augenblick, um dein Leben völlig entgleisen zu lassen.
Ein unglaublich guter Thriller, der komplexer und tragischer ist, als es den Anschein hat.
Fazit:
Mit seinem neuen Thriller entführt uns Ivar Leon Menger in die Welt des Stalkings.
Eine sehr komplexe und tragische Story, die über sehr viel Empathie und Feingefühl verfügt und vor allem mit den großartigen Charakteren punkten konnte. Zudem bringt er immer wieder Wendungen ein, die das Ganze noch verzwickter und auswegloser machen.
Definitiv eine Leseempfehlung.