Cover-Bild Die erste halbe Stunde im Paradies
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Arche Literatur Verlag AG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 12.02.2025
  • ISBN: 9783716000113
Janine Adomeit

Die erste halbe Stunde im Paradies

Was bedeutet es, füreinander da zu sein?

Als Kinder waren sich Anne und ihr älterer Bruder Kai sehr nah. Gemeinsam kümmerten sie sich jahrelang um ihre chronisch kranke Mutter, obwohl sie dafür noch viel zu jung waren. Doch das fröhliche, von Musik und Gesang erfüllte Familienleben zerbrach schließlich an der Krankheit. Mittlerweile ist Anne Anfang dreißig und Pharmavertreterin. Kontakt zu Kai hat sie keinen mehr – eigentlich hat sie zu niemandem so richtig Kontakt, abgesehen von den Ärzten in ihrem Reisegebiet, mit denen sie lange Gespräche über das Thema Schmerz führt. Denn Anne hat ein Ziel: Sie will umsteigen, von Beruhigungsmitteln auf das hochwirksame, aber umstrittene Schmerzmittel Fentanyl. Da meldet sich auf einmal Kai und bittet sie, ihn aus einer Entzugsklinik abzuholen. Zwischen den beiden ungleichen Geschwistern kommen nach jahrelangem Schweigen Dinge zur Sprache, die nicht nur die Vergangenheit, sondern auch Annes Traum, den Schmerz zu besiegen, in ein völlig neues Licht rücken. Kann Anne endlich verzeihen – ihrem Bruder und sich selbst?

»Janine Adomeit hat einen fesselnden, tief berührenden Roman geschrieben – über unsere Fähigkeit zur Begegnung und zur Liebe auch dann, wenn wir im Stich gelassen wurden.«
Deniz Utlu

»Ein lebenspraller und leichtfüßig erzählter Roman.«
Daniela Dröscher

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2025

Ein rundum gelungener Roman

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Anne ist Anfang dreißig und arbeitet als Pharmavertreterin. Angefangen hat sie mit Hustensaft und sich mittlerweile zu Psychopharmaka hochgearbeitet Diazepam ist nach wie vor das Mittel zur Wahl und wird ...

Anne ist Anfang dreißig und arbeitet als Pharmavertreterin. Angefangen hat sie mit Hustensaft und sich mittlerweile zu Psychopharmaka hochgearbeitet Diazepam ist nach wie vor das Mittel zur Wahl und wird entsprechend oft verordnet. Anne hält sich für eine Benzodiazepinkoryphäe. Sie braucht nur noch zwanzig Credit Points, um sich für den Innendienst bewerben zu können und tausende Kilometer Asphalt hinter sich zu lassen. Sie ist unterwegs zu diesem Frischlingsseminar, weil die Firma mehr soziale und kommunikative Kompetenzen von ihr erwartet. Sie folgt diszipliniert ihrem Alltag nach Vorschrift, geht früh schlafen und steht früh auf. Ihre Morgenroutine beinhaltet das Laufen nach ihrer Fitness App. Sie ist überzeugter Single:

Keine Beziehung bedeutet auch kein schwarzes Loch, das Lebensenergie frisst und Verpflichtungen und Konflikte am laufenden Band produziert. S. 22

Zu ihrem etwas älteren Bruder hat sie keinen Kontakt mehr. Damals ging alles drunter und drüber. Sie hatten sich schon sehr früh, mit vereinten Kräften, um die chronisch kranke Mutter gekümmert, dann ist Kai einfach abgehauen und nicht zurückgekommen. Die Krankheit begann mit zitternden Händen. Die Oper engagierte sie schon längst nicht mehr. Und auf Hochzeiten oder kleineren Festen wollte sie auch bald niemand mehr singen hören. Dann fingen die Gleichgewichtsstörungen an, die sich dermaßen verstärkten, dass sie hinfiel. Sie durften mit niemandem darüber sprechen, weil Mutter Angst hatte, dass man ihr Anne wegnehmen würde. Also hörte Anne auf zu existieren. Offiziell gab es nur noch Kai.

Fazit: Janine Adomeit erzählt eine Geschichte über familiären Zusammenhalt und kindliche Prägung. Ihre Protagonistin musste früh Verantwortung übernehmen. Der einzige Orientierungspunkt war der ältere Bruder, der im gleichen falschen Film lebte. Anne, mit der Krankheit ihrer Mutter heillos überfordert, klammerte sich an die Hoffnungen, die Mutter und Ärzte ihr machten. Wirklich exzellent herausgearbeitet hat die Autorin die überbeanspruchten Kinder, die kein eigenes Leben haben und die egoistische Mutter, die das von ihnen verlangt und erwartet. Beide Kinder sind als Heranwachsende zutiefst gebeutelte Persönlichkeiten. Während Anne durch Perfektionismus glänzt, in sich selbst jedoch einsam und nähevermeidend ist, erliegt Kai einer intensiven Sucht. Ebenfalls arg gut gezeichnet fand ich den Charakter Annes. Ihre Überheblichkeit, das Kontrollbedürfnis, das darauf gründet, nie wieder die Fäden aus der Hand zu geben und fallen gelassen zu werden. Großartig! Und obwohl Anne mich als Leserin so unangenehm berührt, ist ihr Schmerz für mich spürbar und Kais Leid unübersehbar. Die Geschichte wird aus Sicht Annes erzählt. Die Autorin bedient sich einer Sprache, die so einfach wie wirkungsvoll ist. Sie verzichtet auf emotionale Übertreibungen und berührt mich genau damit. Ich mag die Dialoge sehr. Ein rundum gelungener Roman, den ich hundertprozentig empfehle.

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Veröffentlicht am 11.03.2025

Das geht einem schon ans Herz, so emotional!

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MEINE MEINUNG
Anne arbeitet für P&H ein US Pharmaunternehmen mit Sitz in Deutschland und sie ist dort sehr erfolgreich. Sie hat große Ziele und das hängt wohl mit ihrer Kindheit zusammen.
Als Kind hatte ...

MEINE MEINUNG
Anne arbeitet für P&H ein US Pharmaunternehmen mit Sitz in Deutschland und sie ist dort sehr erfolgreich. Sie hat große Ziele und das hängt wohl mit ihrer Kindheit zusammen.
Als Kind hatte sie und ihr älterer Bruder Kai sich um die kranke Mutter gekümmert. Sie hatte eine Nervenkrankheit und baut immer mehr ab und da braucht sie ihre Kinder, die ihr bei allen Dingen helfen. Doch sie überfordert ihre Kinder, denn sie will keine Hilfe annehmen. Sie hat Angst, das man ihr die Kinder wegnimmt.

Inzwischen ist Anne Anfang 30 und sie will hoch hinaus im Pharmaunternehmen. Sie hat Ziele, die sie erreichen will und sie hat sich entschlossen, alleine zu bleiben und niemals Kinder zu haben.

Sie ist gerade auf einem Seminar ihrer Firma als sie einen Anruf erhält. Einen Anruf von ihrem Bruder, den sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Sie war der Meinung er hat sie einfach so im Stich gelassen.

Dieses Buch ist sehr emotional und sehr ergreifend. Die Autorin hat dennoch einen sehr flotten Schreibstil verwendet, so das die Geschichte einfach so dahin fließt. Es liest sich sehr zügig und sehr schnell, ohne das es dabei an Emotionen und Gefühlen verliert.
Die Autorin hat sich hier an eine Geschichte gewagt, die auch beim schreiben mit Sicherheit schwer zu verkraften war.

Man sieht hier auch, das nicht immer alles so ist, wie man vielleicht vermutet und das es sich auf jeden Fall lohnt sich auszusprechen. Man sollte dem anderen doch die Möglichkeit geben, sich zu erklären. Das hat Anne hier, gezwungener Maßen, getan. Wie gut das sie zwischen den Schafen stecken geblieben sind, denn sonst hätte es diese Aussprache bestimmt nicht gegeben.

Das Buch nimmt einen schon mit, denn es ist eine traurige Geschichte, die einem schon sehr ans Herz geht. Man leidet mit den Kinder, man fühlt mit der Mutter und doch ist man von ihrem Handeln hin und her gerissen.
Dieses Buch ist ein sehr wertvolles Buch, das einem zeigt, was man mit so einem kleinen Kinderherz anstellen kann. Deshalb verdient dieses Buch auch die vollen 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.



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Veröffentlicht am 08.03.2025

Highlight!

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„Die erste halbe Stunde im Paradies“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Das Buch erzählt in zwei Zeitebenen und auf sehr bewegende Art die Geschichte von Protagonistin Anne und greift dabei ein ...

„Die erste halbe Stunde im Paradies“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Das Buch erzählt in zwei Zeitebenen und auf sehr bewegende Art die Geschichte von Protagonistin Anne und greift dabei ein sehr wichtiges Thema auf.

Als Elfjährige erleben wir Anne im Kontext ihrer kleinen Familie. Gemeinsam mit ihrem etwas älteren Bruder muss sie schon viel zu früh viel zu viel Verantwortung für ihre alleinerziehende und chronisch schwer kranke Mutter übernehmen. Aus Angst auseinandergerissen zu werden, verlangt die Mutter ihren Kindern mit ihrer Pflege viel ab. Die Sicht eines Kindes auf diese Situation und der enge Zusammenhalt des Gespanns wird sehr eindrucksvoll und überzeugend vermittelt. So verfolgt man das Leben der kleinen Familie voller Mitgefühl und auch Unverständnis. Hierbei treten wichtige Fragen wie der gesellschaftliche Umgang mit chronisch Kranken oder die Unterstützung betroffener Familien in den Vordergrund.

Die Problematik dieser Belastung und deren Auswirkungen erleben wir anhand der erwachsenen Anne, die sich plötzlich und unvorbereitet mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte nimmt einen gleich gefangen und man kann kaum aufhören zu lesen. Besonders gut gefallen hat mir die intensive Auseinandersetzung mit den Themen Krankheit, Schmerz und Schmerzmittel. Hierbei werden mit Hilfe der verschiedenen Personen unterschiedliche Perspektiven auf diese wichtigen Themen eingenommen. Dies ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Sujet und versorgt einen mit viel Material zum nachdenken.

Dieses Buch lege ich gerne jedem ans Herz, der schwere aber durchaus gesellschaftlich aktuelle Themen mag. Das Buch erzählt eindrücklich aber dennoch mit Feingefühl und zart dosierter Situationskomik. Für mich auf jeden Fall ein Highlight.

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Veröffentlicht am 07.03.2025

Wenn Worte unter der Last verloren gehen

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"Die erste halbe Stunde im Paradies" ist ein bewegender Roman über Familie, Krankheit und die Folgen von Verantwortung, die viel zu früh übernommen werden muss. Die Geschichte von Kai und Anne, die mit ...

"Die erste halbe Stunde im Paradies" ist ein bewegender Roman über Familie, Krankheit und die Folgen von Verantwortung, die viel zu früh übernommen werden muss. Die Geschichte von Kai und Anne, die mit ihrer chronisch kranken, alleinerziehenden Mutter aufwachsen, zeichnet ein eindringliches Bild einer Familie, die langsam unter der Last der Krankheit zerbricht. Während die Geschwister anfangs noch fest zusammenhalten, breitet sich in den weiteren Jahren eine Kluft zwischen den beiden auf.

Die Autorin schafft es, die Auswirkungen einer schweren Krankheit auf die Familie realistisch und einfühlsam darzustellen. Sie zeigt, wie Scham, Unwissenheit und falscher Stolz dazu führen können, dass Hilfe nicht angenommen wird – mit gravierenden Folgen. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und macht die überfordernde Kindheit und Jugend der Protagonist*innen spürbar. Die Schwere der Verantwortung, die Hilflosigkeit und die Auswirkungen, die sie bis ins Erwachsenenalter begleiten, sind eindrucksvoll geschildert.

Trotz des ernsten Themas bleibt die Sprache zugänglich, und die Emotionen der Figuren werden authentisch transportiert. Der Familienzusammenhalt, der zunächst im Mittelpunkt steht, bröckelt mit dem Fortschreiten der Erkrankung der Mutter immer weiter. Die psychischen und emotionalen Konsequenzen, die sich daraus für Anne und Kai ergeben, stehen ebenso im Fokus wie das Thema Schmerzmittelmissbrauch und Opioidabhängigkeit, das facettenreich beleuchtet wird.

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Veröffentlicht am 01.03.2025

Ein tolles Werk mit viel Tiefe und Sensibilität zu einem unterrepräsentierten Thema

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„Aber die erste halbe Stunde im Paradies - die Zeitspanne, in der niemand etwas von einem will oder braucht und man selbst auch von niemandem etwas will oder braucht und daher nichts wehtun kann -, diese ...

„Aber die erste halbe Stunde im Paradies - die Zeitspanne, in der niemand etwas von einem will oder braucht und man selbst auch von niemandem etwas will oder braucht und daher nichts wehtun kann -, diese erste halbe Stunde stelle ich mir vor wie Glück.“ ❤️‍🩹

Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass das Buch so ein Highlight wird. Aber Janine Adomeit hat hier mit sehr klarer, unaufgeregter Sprache ein Werk geschaffen, das ich nicht aus der Hand legen wollte.

Familienromane reizen mich immer besonders und hier haben wir ein herausragendes Exemplar, in dem die Figuren mit ganz viel Tiefe und innerer Ambivalenz überzeugen. Anne ist Pharmavertreterin und möchte sich im nächsten Schritt auf ein Fentanyl-Pflaster für den Palliativbereich fokussieren. Sie ist zielstrebig, analytisch und menschlich eher reserviert. Warum das so ist, wird in sich abwechselnden Zeitebenen geschickt erzählt.

Wir erfahren nämlich von ihrer Vergangenheit als 11-Jährige, in der sie sich gemeinsam mit ihrem gerade erwachsenen Bruder Kai um deren chronisch kranke Mutter kümmern muss. Diese leidet an einer nicht klar benannten, aber sehr klar identifizierbaren degenerativen Erkrankung und kann sich nicht so recht überwinden, Hilfe von außen anzunehmen. Ich finde es bemerkenswert, wie die Autorin hier mit viel Feingefühl die Ambivalenzen dieser Situation herausgearbeitet hat. Denn die kleine Familie bildet eine herzerwärmende, loyale Einheit, die trotzdem nach und nach an ihre Grenzen gerät. Dank des nüchternen, klaren Schreibstils werden die Emotionen auf die Lesenden ausgelagert.

Und Emotionen hatte ich so einige! Ich war wütend auf die Mutter, weil sie ihren Kindern regelrecht trotzig einfach ihre Pflege aufbürdet. Aber ich habe auch zutiefst mitgefühlt mit ihrem Bedürfnis nach Normalität, habe ihre Scham regelrecht greifen können. Auch die Gleichzeitigkeit von Gefühlen bei den beiden Kindern spielt immer wieder eine Rolle - bedingungslose Liebe zueinander trifft hier auf Wut angesichts eigener Freiheitseinschränkungen. Die geteilte Vergangenheit führt schlussendlich dazu, dass Anne Kai nach jahrelangem Kontaktabbruch aus einer Entzugsklinik abholen soll, was in seiner Folge ein echtes moralisches Dilemma auslöst. Denn die Sucht ihres Bruders ist nicht loszulösen von ihrem nächsten Karriereschritt…

Ein absolutes Highlight aus Norddeutschland, das mich mit seiner Sprache und dem Spannungsaufbau durchweg mitgezogen hat. Das Thema der Medikamentenabhängigkeit, das übrigens ca. 3,5 % der deutschen Erwachsenen betrifft, wurde hier mit der nötigen Sensibilität behandelt. Auch der Themenkomplex rund um die Pflege von Angehörigen und wie Familien darunter zerbrechen können, hat hier auf eindringliche Art Raum gefunden. Die Figuren sind liebenswert, greifbar und authentisch, die immer wieder eingebundenen Science-Facts, wie bspw. zur Schmerzregulierung und Wirkung von Analgetika, fand ich einfach klasse. Die Ausführungen zu Annes moralischem Dilemma hätte ich mir zum Schluss zwar noch etwas ausführlicher gewünscht, grundsätzlich finde ich das offene Ende aber gut gewählt.

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