Cover-Bild Marianengraben
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 27.08.2021
  • ISBN: 9783847900825
Jasmin Schreiber

Marianengraben

Roman

Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt - auf die eine oder andere Weise.

Ein Roman übers Sterben - aber vor allem darüber, am Leben zu bleiben

"Helmut ist ab sofort (neben der Queen) mein Rolemodel fürs Altsein." Anja Rützel

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2023

Trotz des traurigen Anlasses ein unterhaltsamer Roadtrip über das Abschiednehmen und die Entwicklung einer Freundschaft zweier ungleicher Figuren

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Paulas Bruder Tim ist gestorben und auch zwei Jahre nach seinem Tod weiß sie nicht, wie sie ohne ihn weiterleben soll. Aufgrund ihrer Depression macht sie eine Therapie, kann sich aber nicht wirklich öffnen. ...

Paulas Bruder Tim ist gestorben und auch zwei Jahre nach seinem Tod weiß sie nicht, wie sie ohne ihn weiterleben soll. Aufgrund ihrer Depression macht sie eine Therapie, kann sich aber nicht wirklich öffnen. Als sie sich eines nachts aufraffen kann, um Tims Grab ohne störendes Publikum zu besuchen, trifft sie auf dem Friedhof auf den 83-jährigen Helmut, der dabei ist, die Urne seiner Freundin auszugraben. Er möchte ein Versprechen einlösen und plant eine Reise in ihre alte Heimat. Paula, die nicht weiß, wohin mit sich selbst, begibt sich zusammen mit dem Misanthrop auf einen Roadtrip, der ihr dabei hilft, die Trauer zu verarbeiten und die nagenden Schuldgefühle loszulassen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der trauernden Paula erzählt, deren Leben still zu stehen scheint. Sie hat sich in ihre Trauer zurückgezogen und sieht keinen Grund mehr selbst weiterleben zu wollen. Sie gibt sich zudem die Schuld am Tod ihres Bruders, obwohl oder gerade weil sie nicht da war, als er ertrank.
Helmut, der bereits Verluste erlitten und nur noch einen Hund an seiner Seite hat, ist der erste Mensch, der sie zu verstehen scheint und dem sie ihre Gefühle offenbaren kann. Auf dem ungewöhnlichen Roadtrip sind sie sich gegenseitig mental oder körperlich eine Hilfe.

Der Roman handelt von Trauer, vom Sterben, vom Abschiednehmen, aber auch von neuen Perspektiven und vom Mut trotz Schmerz weiterleben zu wollen. Trotz der traurigen Thematik ist das Buch nicht melancholisch oder deprimierend. Die außergewöhnliche Reise ist bewusst unterhaltsam angelegt und führt zu manch absurd-witziger Situation. Das wirkt vielleicht etwas zu gewollt komisch und gekünstelt, driftet jedoch nicht ins Alberne ab.
Durch die vielen einfühlsam geschilderten Erinnerungen wird deutlich, wie nahe Pauls und Tim sich trotz des großen Altersunterschieds standen. Sie hatten so eine innige Beziehung, dass nachvollziehbar ist, wie schwer Paula vom Verlust gezeichnet ist. Auf dem Roadtrip findet sie wieder zu sich selbst und zur Besinnung, dass sie auch für Tim weiterleben muss, der viel zu früh gestorben ist und noch so viel in seinem Leben hätte erreichen und bewirken können.

Auch wenn die Geschichte um einen generationenübergreifenden Roadtrip, einem skurrilen Ascheverstreuen und der Entwicklung einer Freundschaft mit einem mürrischen Charakter sicher nicht neu oder sonderlich kreativ ist, ist die Reise unterhaltsam und die aufgesuchten Orte leicht vorstellbar. Berührend sind Paulas Erinnerungen und die Gespräche mit Helmut über das Sterben und auch die Symbolik um das Wasser und den Marianengraben, in den sich Paula so lange hinunter gezogen fühlt, gibt der Geschichte einen roten Faden und macht sie am Ende rund.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

weit entfernt von originell und fad

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"Und jetzt liebe ich dich nur noch gefangen in einer Zwischenwelt aus Präteritum und Konjunktiv und in einer Realität, die vor deinem Tod ein Leben und danach nur noch ein Zustand war."

Einer der wenigen, ...

"Und jetzt liebe ich dich nur noch gefangen in einer Zwischenwelt aus Präteritum und Konjunktiv und in einer Realität, die vor deinem Tod ein Leben und danach nur noch ein Zustand war."

Einer der wenigen, hervorstechenden Sätze aus dem Buch Marianengraben von Jasmin Schreiber, welches am 28. Februar 2020 veröffentlicht worden ist. Darin geht es um die Geschichte einer jungen Frau und eines alten Mannes, die vom Leben geprägt worden sind.
Es ist im Eichborn Verlag als Taschenbuch veröffentlicht worden, als erstes Werk einer noch recht jungen Autorin.
Nach dem Tod ihres Bruders hat die junge Frau, Paula, jeglichen Willen und Antrieb verloren und bricht, auf einen Rat ihres Therapeuten hin, in einen Friedhof ein. Dort wird sie von einem alten Mann überrascht, Helmut, der sich ebenfalls illegal an den Gräbern aufhält und nach einer toten Freundin sucht. Nach einem kurzen, geflüstertem Gespräch müssen beide vor den Friedhofswärtern fliehen und nach einigen kleinen Ereignissen beginnt eine Reise in einem alten Wohnmobil in die Berge, die sich über etwa 250 Seiten erstreckt.

In dem Buch wird sowohl Depression thematisiert, als auch verschiedene Umgangsweisen mit Trauer, Bewältigung eben dieser, sowie Generationsunterschieden und - parallelen.

Gegenseitig helfen sich die beiden Protagonisten über Verluste hinweg und zu einem Neuanfang.

Paula dürfte etwa Mitte 20 sein. Sie kommt in ihrer Doktorarbeit nicht voran, morgens nicht aus dem Bett und kann den Tod ihres kleinen Bruders nicht verarbeiten. In den vereinzelten Rückblicken auf das Verhältnis der beiden wird klar, wie nah sich die beiden standen, wie konträr sie allerdings auch gewesen sind.
Paula selbst ist dennoch freundlich und offen, etwas aufdringlich neugierig und durchaus spontan.

Helmut hingegen ist mürrisch, zieht sich eher zurück, als dass er private Details freigegeben würde und plant sein Handeln lang im Voraus.

Im Verlaufe der Erzählung entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die Paula ein Lichtblick in ihrem Grau sind und ihr helfen, mit ihrem tristen Alltag, sowie ihren Schuldgefühlen fertig zu werden.

Das Buch ist ein Brief an Paulas Bruder, jeder Satz richtet sich an ihn, als würde sie sich noch immer mit ihm unterhalten.
Die Metapher des Marianengraben für bodenlose Trauer und tiefe Depressionen ist interessant, ebenso die Tiefe diesen als Etappen der Trauerbewältigung zu verwenden, ist eine überzeugendes Konzept. Allerdings fehlt dieses Konzept in jedem einzelnen, anderen Aspekt des Buches.

Die Sätze sind kurz, wenig kompliziert und haben den gleichen, eintönigen und unkreativen Satzbau.
Nur wenige Sätze bleiben überhaupt in Erinnerung, wie beispielsweise "Und jetzt liebe ich dich nur noch gefangen in einer Zwischenwelt aus Präteritum und Konjunktiv und in einer Realität, die vor deinem Tod ein Leben und danach nur noch ein Zustand war.". Ein Glücksgriff neben den ansonsten so hingeschmierten Formulierungen.
Dominierend ist die Wortwahl von Modalverben geprägt, wenig Abwechslung und etwas drögem Humor.
Ebenso wenig originell ist die Geschichte, die erzählt wird. Sowohl Thema, als auch Verlauf werden aus keiner neuen Position betrachtet. Das "Auftauchen aus dem Mariannengraben" ist linear und erstreckt sich über nur wenige Tage. Die Besserung von Paula ist plötzlich und rasant, verharmlost Depressionen und das damit einhergehende Leiden. Ebenso suizidale Tendenzen und der Umgang damit.
Mir persönlich viel es schlicht schwer, mich in Paula hineinzuversetzen, zu oberflächlich wird ihr Charakter nur umrissen, obwohl so eine Betonung auf ihrem Schmerz liegt und jeder Gedanke geteilt wird, so wenig sagen die Worte aus.
Die Erlebnisse mit ihrem Bruder wirken ironischer weise aus dem Leben gerissen, ihre Reaktionen auf verschiedene Ereignisse widersprüchlich, um der Story zu dienen erzwungen.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum man einem fremden alten Mann nach Hause folgen und dort duschen sollte, nachdem dieser versehentlich die Asche seiner toten Freundin über meinem Haupt entleert hat. Ebenso die Entscheidung mit ihm noch am folgenden Tag in einem Wohnmobil aufzubrechen.

Traurigerweise gilt dies auch für Helmut, der eingangs so verschlossen, nach wenigen Tagen sich völlig geöffnet hat und Paula seine Lebensgeschichte Bissen für Bissen serviert und auch vor Krankheit und Schicksalsschlägen keinen Halt macht.

Das tatsächliche Ende war leider ebenso wenig überraschend und griff auf ein Motiv zurück, das x-mal in vorherigen Geschichten verwendet worden ist.

Mein Fazit zu dem Buch: weit entfernt von originell und langweilig.

Ich würde das Buch jungen Heranwachsenden empfehlen, die sich erstmalig mit Themen wie beispielsweise Depressionen oder Tod auseinander setzen möchten.

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