Ein Monumentalwerk
Eddie Kerrigan arbeitet in Manhattan für die „Gewerkschaft“, trägt Grüße und Briefe aus, oft begleitet von seiner Tochter Anna. Einer der Männer, Dexter Styles, bleibt ihr besonders in Erinnerung.
Dass ...
Eddie Kerrigan arbeitet in Manhattan für die „Gewerkschaft“, trägt Grüße und Briefe aus, oft begleitet von seiner Tochter Anna. Einer der Männer, Dexter Styles, bleibt ihr besonders in Erinnerung.
Dass die „Gewerkschaft“ in Wahrheit die Mafia ist, begreift Anna erst Jahre später, als ihr Vater schon lange verschwunden (tot?) ist und sie Dexter als Besitzer eines Nachtclubs wiedererkennt. Natürlich fragt sie ihn nach Eddie und ebenso natürlich bekommt sie keine richtige Antwort.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 1942, der 2. Weltkrieg ist im Gange und Frauen können plötzlich fast alles werden. Aber auch Taucher in den Docks der Kriegsmarine? Anna kämpft hart dafür. Nicht nur, weil der Job gut bezahlt wird und sie ihre Mutter und die pflegebedürftige Schwester unterstützt, sondern weil sie es wirklich will.
Ich bin ehrlich, dieses Buch hat mich zeitweise etwas erschlagen. Ausgehende vom Klappentext und der Leseprobe hatte ich etwas ganz anders erwartet – Annas Geschichte und die Suche nach ihrem Vater.
Aber alles beginnt viel früher. Mit Eddies Leben als Laufbursche im Restaurant seines Vaters, wie er seine Frau fand, eine Familie gründete, groß herauskam und beim Börsencrash alles verlor. Auch Dexter hat sich vom Handlanger zum Boss hochgearbeitet, die Tochter eines reichen Bankiers geheiratet und dient als Mittler zwischen beiden Welten (Legalität und Illegalität) – das haben er und Eddie gemeinsam.
Annas Kampf gegen Vorgesetzte und Vorurteile darum, Tauchen zu dürfen, ist nur ein winziger Teil des Buches. Eigentlich geht es ums große Ganze. Den Krieg, das Lebensgefühl, Einzelschicksale.
Trotzdem habe ich mir Anna als Hauptperson ausgesucht, weil sie mich am meisten beeindruckt, ihr Schicksal mich gefesselt hat. Sie will mehr aus ihrem Leben machen. Nicht nur einen Mann finden der sie aushält oder heiratet, wie es sich die anderen Mädchen in der Werft wünschen. Nicht nur Sekretärin sein. Und Anderssein macht einsam. Sie ahnte, wie leicht sie in eine Ritze der verdunkelten Stadt gleiten und darin verschwinden konnte.“ (S. 228)
Vor allem in der zweiten Hälfte gab es Passagen, die mir leider zu weitschweifig und langatmig waren, seitenlange Rückblenden und Gespräche zum Beispiel. Hier hat die Autorin m.E. zu viel von dem reingepackt, was sie bei ihren Nachforschungen entdeckt hat und manchmal ist weniger dann doch mehr.
In meinem Leseexemplar steht vorab ein wirklich interessantes Interview mit der Autorin. Ich hoffe, dass es auch in den „normalen“ Büchern abgedruckt ist, da sie viel über ihre Intension und Recherche erzählt.
Fazit: Obwohl ich eigentlich etwas anderes erwartet hatte und mich das Buch nicht durchgehende fesseln konnte, hat mich Annas Leben tief beeindruckt. Ein komplexes, umfassend recherchiertes Werk über Manhattan in den 30er und 40er Jahren.