Kairos
Das Buch hat mich derartig fasziniert und interessiert, dass ich es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen habe und ich mach mir noch so manche Gedanken darüber. Schon allein der Titel hat es in sich: KAIROS ...
Das Buch hat mich derartig fasziniert und interessiert, dass ich es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen habe und ich mach mir noch so manche Gedanken darüber. Schon allein der Titel hat es in sich: KAIROS = Der Gott des glücklichen Augenblicks. Die späten 80iger Jahre, die DDR, die gerade aus den Fugen läuft. Die 19jährige Katharina und Hans, ein Schriftsteller, Mitte 50 und verheiratet, lernen sich auf der Straße kennen. Beide sind voneinander in den Bann gezogen. Er von ihrer Unschuld und Unerfahrenheit, sie von der Reife und dem Wissen des älteren Mannes. Sie lieben sich, können ohne einander nicht sein, schreiben sich Liebesbriefe, erotische Briefe und erleben eine Zeit des Glücks und der Glückseligkeit. Doch langsam kommen Risse in diesen Glückstaumel, er ist eifersüchtig auf die jungen Männer, sie ist unglücklich darüber, dass er Frau und Sohn nicht verläßt. Doch sie zelebrieren ihr Glück, feiern monatliche Tage ihres Kennenlernens, genießen in den Lokalen ihre Zweisamkeit und frönen ihrer Zweisamkeit. Doch die Liebe wird immer brüchiger, sie können nicht zusammen sein, können aber voneinander nicht lassen und sind tottraurig darüber. Hier wird uns die ganze Palette menschlicher Gefühle dargestellt, man freut sich und leidet mit den Protagonisten. Die Autorin erzählt und stimmgewaltig und in sehr guter literarischer Sprache das Leben von Hans und Katharina und wir bekommen auch Einblick in deren tägliches Leben. Die politische Situation wird aufgezeigt und man spürt, dass der gesamte Arbeiter- und Bauernstaat aus den letzten Löchern pfeift und man merkt bei den Bürgern, wie unsicher sie sich beim Fall der Mauer erstmals verhalten. Bei dem Schriftsteller Hans schwebt mir immer das Bild von Thomas Mann vor Augen. Ich sehe den schlanken Hans, mit Zigarette und gelben Fingern vor mir, hager, stets ein Glas Wein oder einen Korn vor sich. Katharina verbiegt sich für ihn, passt sich an, möchte ihm mehr als gefallen. Das Ende hat mir zu denken gegeben und in zwei Kartons ist die ganze Liebesgeschichte dieser eindrucksvollen Personen gesammelt und nachzuvollziehen. Das minimalistische Cover mit dem braunen Karton ist der Geschichte total angepaßt. Ein Buch, das sentmental macht, Tristesse nach sich zieht und über das Leben nachdenken läßt. Ein großes Lob an die Autorin, die mit beeindruckender Literatur den Lebenslauf dieser beiden Liebenden zu Papier bringt.