Cover-Bild Und dann verschwand die Zeit
(10)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 04.05.2023
  • ISBN: 9783462001969
Jessie Greengrass

Und dann verschwand die Zeit

Roman
Andrea O'Brien (Übersetzer)

Auf einer Anhöhe abseits einer kleinen Stadt am Meer liegt das High House. Dort leben Grandy und seine Enkeltochter Sally sowie Caro und ihr Halbbruder Pauly. Das Haus verfügt über ein Gezeitenbecken und eine Mühle, einen Gemüsegarten und eine Scheune voller Vorräte – die Vier sind vorerst sicher vor dem steigenden Wasser, das die Stadt zu zerstören droht. Aber wie lange noch?

Caro und ihr jüngerer Halbbruder Pauly kommen im High House an, nachdem ihr Vater und ihre Stiefmutter, zwei Umweltforscher*innen, sie aufgefordert haben, London zu verlassen, um im höher gelegenen Haus Zuflucht zu suchen. In ihrem neuen Zuhause, einem umgebauten Sommerhaus, das von Grandy und seiner Enkelin Sally betreut wird, lernen die Vier, miteinander zu leben. Doch das Leben ist anstrengend, besonders im Winter, die Vorräte sind begrenzt.  Wie lange bietet das Haus noch die erhoffte Sicherheit?

Ein atemberaubender, emotional präziser Roman über Elternschaft, Aufopferung, Liebe und das Überleben unter der Bedrohung der Auslöschung, der unter die Haut geht und zeigt, was auf dem Spiel steht.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2024

Erschreckend plausibler Weltuntergang

0

Ganz genau so kann man sich das vorstellen. Während um mich herum Sandsäcke gefüllt werden, kommt mir die Geschichte in diesem Buch vor wie der logische nächste Schritt.

Hier steht England unter Wasser. ...

Ganz genau so kann man sich das vorstellen. Während um mich herum Sandsäcke gefüllt werden, kommt mir die Geschichte in diesem Buch vor wie der logische nächste Schritt.

Hier steht England unter Wasser. Im „High House“ am Rande eines kleinen englischen Küstenorts leben ein paar Menschen weiter, während alle anderen geflohen sind. Als Caro mit ihrem kleinen Bruder Pauly mit letzter Kraft dort ankam, wurden sie von Sally begrüßt. Sally und ihr Großvater hatten die beiden schon erwartet. Alles war gut für sie vorbereitet.

Wie es dazu kam und wie allmählich die Welt untergeht, erzählt dieses Buch plausibel und anschaulich. Ganz allmählich nimmt es einen mit in die Katastrophe. Dabei erzählen Sally, Caro und Pauly abwechselnd die Ereignisse aus ihrer Sicht.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, auch wenn es ab und an etwas ausführlich geraten ist. Der Fokus liegt mehr auf der Gefühlswelt der Figuren als auf Action. Dadurch zieht die Erzählweise aus verschiedenen Perspektiven das Ganze eher in die Länge, als dass es die Geschichte ergänzen würde. Besonders Paulys Gedanken aus Kleinkindersicht wirken ein wenig wie überflüssige Dekoration.

Dieses Buch lässt uns jetzt schon mal erleben wie es sein wird, wenn die Menschen weniger werden und das Wasser mehr, wenn die Insekten und sogar die Vögel verschwinden und die Dorfkirche ein allerletztes Mal läutet. Es erzählt die Geschichte einer Katastrophe, die sich anschleicht, vom trotzdem Weiterleben, nahezu melancholischer Grusel mit einem sehr bitteren Kern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2023

Diese eine Bedrohung

0

Caro und ihr Halbbruder Pauly werden von Paulys Mutter Francesca, die mit Caros Vater verheiratet und mit diesem unterwegs ist, dazu aufgefordert, Zuflucht zu suchen im High House, das auf einer Anhöhe ...

Caro und ihr Halbbruder Pauly werden von Paulys Mutter Francesca, die mit Caros Vater verheiratet und mit diesem unterwegs ist, dazu aufgefordert, Zuflucht zu suchen im High House, das auf einer Anhöhe neben einer kleinen Stadt am Meer liegt. Francesca ist Umweltforscherin, ihr Mann Universitätsprofessor; die beiden wissen von Berufs wegen, welche Katastrophe der Welt bevorsteht. Das Wetter spielt verrückt und der Meeresspiegel steigt. Um das Haus kümmern sich Sally und ihr Großvater, die Francesca dafür bezahlt hat. Als das Wasser steigt, sind die vier alleine auf sich gestellt.

„…ich drängte meine Tränen zurück, beschämt, denn sie fielen nicht aus Mitleid, Menschlichkeit oder Mitgefühl, sondern weil ich Angst bekam, plötzlich und unmittelbar, um mein Leben.“ (Seite 31)

Caro, Sally und Pauly sind die drei Stimmen im Buch, wobei den meisten Raum die jungen Frauen einnehmen, denn Pauly ist vierzehn Jahre jünger als seine Halbschwester sowie Sally und im Buch überwiegend ein Kind, das es zu beschützen gilt. Diese Dystopie hinterfragt nicht, warum die Katastrophe eingetreten ist, sie behandelt mehr das Zusammenleben der Personen und die Auswirkungen auf deren Leben. Was auf der restlichen Welt geschieht, ist kein Thema, die Handlung beschäftigt sich nur mit den vier Menschen im Haus. Dies ist durchaus interessant, aber wer auf atemlosen Nervenkitzel steht oder kaum auszuhaltende Spannung will, der ist hier falsch. Leise und unaufgeregt geht es zu, einzelne Reibereien und Streitigkeiten unterbrechen den Alltag, der sich unermüdlich um die Nahrungssuche und ums Energiesparen dreht. Das Miteinander, der Überlebenskampf und die Gedanken daran, was war und noch folgt, bestimmen die Handlung; nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Es zieht sich eine gewisse Erwartung durchs Buch, die Prognosen sind da und sie sind schlecht. Viel wird nicht verraten, einiges nur angedeutet und anderes bleibt bis zuletzt unklar. Mein Kopfkino wurde angeregt, ich spielte verschiedene Szenarien durch und musste letztlich einsehen, dass es darum nicht geht. Ein wenig Beklemmung bleibt nach dem lesen zurück, einiges zum nachdenken und eine leise Hoffnung, dass es anders wird. Liebe Welt, viel Glück!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2023

Die Art von Klimaliteratur, die es braucht

0

Eine nicht allzu ferne Zukunft. Der Klimawandel ist fortgeschritten. Überflutungen haben die Landschaften Englands verändert und auch Dürren sind keine Seltenheit.

In dieser Welt wachsen Caro und ihr ...

Eine nicht allzu ferne Zukunft. Der Klimawandel ist fortgeschritten. Überflutungen haben die Landschaften Englands verändert und auch Dürren sind keine Seltenheit.

In dieser Welt wachsen Caro und ihr kleiner Stiefbruder Paul auf. Caros Vater und ihre Stiefmutter sind Wissenschaftler. Als sie bei einem verheerenden Sturm in den USA ums Leben kommen, muss Caro alleine für sich und Paul sorgen.

Sie begibt sich mit ihm zum High House, einem Zufluchtsort, den die Eltern in weiser Voraussicht für sie eingerichtet und ausgestattet hatten. Dort treffen sie auf Sally und deren Großvater. Gemeinsam versuchen die vier, in einer neuen, menschenfeindlichen und von Unwettern und Überflutungen geprägten Welt zu überleben.

Was Jessie Greengrass in "Und dann verschwand die Zeit" eindrucksvoll einfängt, ist der Übergangspunkt vom Leben wie wir es kennen zu einer Welt der absoluten Unsicherheit. Bei ihr wird der Klimawandel greifbar, weil sie ein Szenario entwirft, das sich nicht auf fantastische Elemente stützt, sondern das sich anhand menschlicher Schicksale entfaltet, die real und nachvollziehbar wirken.

Besonders interessant ist dabei natürlich das Alter der Protagonisten. Caro, Sally und vor allem Paul sind jung. Sie verkörpern im Roman das Leiden der nachfolgenden Generationen durch den Klimawandel und berauben es seiner Abstraktion.

Mich hat der Roman überzeugt und ich glaube, es ist genau die Art von Klimaliteratur, die es braucht. Eine Literatur die zeigt, wie zerbrechlich unsere Zivilisation und alles, was sie hervorgebracht hat, ist, wie abhängig und ausgeliefert wir der Natur sind und wie schnell wir auf scheinbar längst überwundene gesellschaftliche Entwicklungsstufen zurückfallen können.

Der Roman hat mich übrigens oft an Megan Hunters Debüt "The End We Start From" erinnert, weil er ebenfalls Themen wie Mutterschaft und eine Kindheit in der Klimakatastrophe behandelt.

Und es muss einfach mehr geben von diesen guten CliFi-Romanen, die eindringlich sind und die vor Augen führen, wie es werden könnte!

Übersetzt von Andrea O'Brien.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2023

Ein realistischer Klimaroman

0

Das High House steht unweit einer kleineren, englischen Stadt auf einer Anhöhe. Es bringt ideale Voraussetzungen mit, um als Selbstversorgerhaus genutzt zu werden: es gibt einen Obst- und Gemüsegarten, ...

Das High House steht unweit einer kleineren, englischen Stadt auf einer Anhöhe. Es bringt ideale Voraussetzungen mit, um als Selbstversorgerhaus genutzt zu werden: es gibt einen Obst- und Gemüsegarten, eine Mühle und einen Gezeitentümpel, mit dessen Hilfe Strom produziert werden kann. Auch gibt es eine Scheune mit Vorräten, als Caro und ihr kleiner Halbbruder Pauly dort einziehen.

Francesca, Paulys Mutter und Caros Stiefmutter, hatte das High House geerbt und so auf Vordermann gebracht, dass einige wenige Personen dort überleben können im Fall einer Überschwemmung. Francesca und Caros und Paulys Vater engagieren sich im Kampf gegen die Klimakrise und eines Tages ist es soweit, dass Caro sich mit ihrem kleinen Bruder von London aus auf dem Weg zum High House machen soll, um sich vor der drohenden Überflutung in Sicherheit zu bringen.

Dort angekommen, werden sie von Grandy und seiner Enkelin Sally in Empfang genommen. Die beiden hatte Francesca gebeten, das Haus instand zu halten, damit es bereit ist für Pauly und Caro.

Sally, Caro und Pauly erzählen im Buch jeweils ihre Version der Geschichte.

Das Buch spielt in einer nicht weit entfernten Zukunft in England.

Es gibt mittlerweile immer mehr Romane, die den Klimawandel thematisieren. Bei "Und dann verschwand die Zeit" hatte ich eine ganz andere Geschichte vermutet, als ich mir die Beschreibung im Klappentext durchlas. Ich wurde positiv überrascht. Es geht nicht um eine reißerische Geschichte, in der vier Menschen das fast Unmögliche schaffen und eine Überschwemmung überleben und sich autark hervorragend im High House versorgen können.

Es geht natürlich auch ums Überleben und wie es den Hauptfiguren gelingt, aber nicht nur auf der primären Ebene, sondern auch wie es innen in ihnen ausschaut. Welche Gefühle bewegen sie, wie haben sie sich im Laufe der Zeit entwickelt und wie nehmen sie die Situation wahr?

Die Geschichte entwickelt sich ganz langsam. Erst einmal erfährt man als Leser*in, wie Sally mit Grandy zusammenlebte, wie Caro mit Pauly und der Stiefmutter klar kam und dann kommt die Zeit im High House und immer wieder Rückblicke. Irgendwann hat man wirklich das Gefühl, dass die Zeit verschwindet bzw. die Ebenen der Geschichte verschwimmen. Gleichzeitig bekommt man das Gefühl, mehr zu verstehen.

Diese Gedankenwelt ist das, was das Buch so fesselnd für mich macht. Es geht um Eifersucht, um das Gefühl, nicht genug zu sein und ganz stark um Einsamkeit und um Miteinander. Sally, Caro und Pauly - alle drei reifen im Laufe der Zeit und übernehmen auf unterschiedlichste Art und Weise Verantwortung für das Überleben der anderen und das eigene.

Es werden die Dinge angesprochen, die die drei im Laufe der Zeit lernen und wie sie mit Verlust umgehen und welche Dinge für sie Priorität hatten und später für sie Priorität haben. Es gewährt einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben und zeigt, wie wichtig eine Gemeinschaft ist, um zu überleben. Worauf können wir uns jetzt verlassen und was wird fehlen, wenn jegliche Infrastruktur fehlt?

"Und dann verschwand die Zeit" ist kein fröhliches Buch, es ist auch nicht unbedingt ein optimistisches Buch, aber es ist ein Buch, dass zum Nachdenken anregt. Was wird alles verschwinden, wenn plötzlich nichts mehr so ist, wie wir es kennen? Wie ist eine Welt ohne die medizinische Versorgung, die wir kennen? Wie funktioniert Überleben, wenn man nicht wegen jeder Kleinigkeit in den nächstgelegenen Laden kann, um etwas Notwendiges zu ersetzen? Nach dem Überleben der Flut fängt für die Bewohner von High House das Überleben erst an.

Und trotzdem gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer bzw. diesen Moment, der trägt. Es ist die Gemeinschaft, die Liebe der Eltern oder der Älteren, die versuchen, die Jüngeren zu retten. Das Bedrückende am Buch ist, dass es so nah ist. Es beschreibt etwas, das so eintreten kann, nämlich das große Landstriche überflutet werden und die Klimakrise so nah ist, dass es nicht reicht, punktuell zu helfen, sondern dass das "normale" Leben nicht mehr möglich ist. Es regt zum Nachdenken an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2023

Bemerkenswerter und sensibler Endzeitroman

0

Ich lese unwahrscheinlich gern dystopische Romane. Ihr findet in meinem Feed so einige davon. Es fasziniert mich, was die verschiedenen Autor*innen jeweils aus dem Szenario machen und welche Weltanschauung ...

Ich lese unwahrscheinlich gern dystopische Romane. Ihr findet in meinem Feed so einige davon. Es fasziniert mich, was die verschiedenen Autor*innen jeweils aus dem Szenario machen und welche Weltanschauung sich dadurch offenbart.

Greengrass Dystopie spielt in einem, durch menschgemachten Klimawandel verursachten, überfluteten England. Doch nicht die Katastrophe steht im Mittelpunkt dieses Debütromans, sondern die Menschen.
Greengrass Figuren sind Grandy, seine Enkeltochter Sally, sowie Caro und ihr jüngerer Halbruder Pauly.
Sie haben sich sich in High House, einem höher liegenden autarken Haus mit Gemüsegarten und Gezeitenbecken und genügend Vorräten vor den steigenden Fluten in Sicherheit gebracht. Das Refugium von langer Hand geplant von Paulys Mutter, einer Umweltschützerin, die das Schlimme vorausgesehen hat.
Doch wie lange wird das Haus Schutz bieten? Und wie kann man miteinander gut leben und auskommen?
Welcher Verlust und Verzicht schmerzt am meisten, wenn plötzlich alles gewohnte und lieb gewonnen verschwunden ist?

„All diese Dinge, verwirkt, und mit ihnen das Urvertrauen, dass alles gutgehen würde, egal, was geschah.“

Für mich ist das Besondere an diesem Roman diese ganz spezielle Stimmung, die Greengrass aufbaut. Eine ganz ruhige Atmosphäre, denn nach dem Wegfall des gewohnten Zivilisation sind ganz andere Dinge wichtig. Zwischenmenschliche Dinge.
Liebe und Füreinander da sein, ist das, was beständig bleibt.

„Das ist Gnade, und sie ist das Beste, was wir uns erhoffen können. Wir tun füreinander, was wir können. Wir versuchen, gütig zu sein.“

Der Schluss hat mich sehr berührt. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und diese besondere Stimmung in mich aufgenommen. Vielleicht tendenziell etwas zu unaufgeregt um wirklich ein Highlight für mich zu sein und die Charaktere ein wenig zu undifferenziert in ihren Persönlichkeiten.

In Summe ein bemerkenswertes und sensibles Debüt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere