Schon seit längerem wollte ich diesen Roman lesen, hab es aber noch nicht wirklich geschafft. Der Klappentext von Herz über Kopf“ verspricht ein amüsantes Buch.
Ich meine, es soll ein Meerschweinchen getötet werden? Klar, sooo lustig ist das vielleicht nicht, aber für einen Liebesroman hört sich das so eigenartig an, dass ich schon beim Lesen des Klappentextes eben schmunzeln musste. Die Geschichte ist auch tatsächlich unterhaltsam, zumindest teilweise, und echt schön geschrieben. Das ist genau die Art von Buch, mit der man sich mal für eine Weile hinlegen oder -setzen und abschalten kann, keine großen Gedanken dabei, keine Sorgen. Einfach nur lesen.
Der Schreibstil ist leicht und fluffig, nicht aufgesetzt oder so. In anderen Romanen kommt eigentlich immer der Punkt, an dem die Leute anfangen, sich total anzusülzen, da kann der Rest des Buches noch so hammermäßig sein. Hier war das echt gar nicht der Fall. Keine einzige Stelle, bei der ich sagen musste, dass mir der Kitsch zu viel war, nicht mal ansatzweise. Natürlich bleibt das Buch trotzdem romantisch und das ist auch gut und schön, aber solche Sätze wie "Ich habe noch nie für jemanden so empfunden, wie für dich" fallen eben weg und werden durch halbironische Statements ersetzt.
Der Schreibstil hat jedoch auch eine Schattenseite, wenn auch keine allzu große. Und zwar reden die Charaktere manchmal ein wenig hochgestochen. An sich nichts Schlimmes, vor allem weil ein paar auch als sehr gebildet dargestellt werden, aber wenn die Person schon ein, zwei, drei, vier, fünf Drinks intus hat, muss sie doch wohl echt nicht mit hochgestochenen Sätzen daherkommen, egal, wie intelligent und studiert sie auch sein mag!
Was ich allerdings wieder super finde, ist, dass die Geschichte so ziemlich sofort anfängt. Und zwar in dem Sinne, dass man nicht erst warten muss, bis sich bedeutende Ereignisse endlich abspielen, sondern man gleich mittendrin ist. Statt also abzuwarten, bis das Meerschweinchen endlich die Kurve kratzt, ist es schon tot, weil der rasenmähende Nachbar es erwischt hat. Über die geplatzte Hochzeit und ihre Folgen wird in einem kurzen Rückblick berichtet, Betonung auf "kurz", denn Gott sei Dank wird hier nichts in die Länge gezogen.
Die Handlung an sich ist erwartungsgemäß. Zwar ziemlich süß und unterhaltsam, jedoch auch extrem vorhersehbar, vor allem zum Ende hin hätte ich darauf wetten können, wie es ausgeht. Außerdem finde ich, dass die beziehungstechnischen Probleme ziemlich aufgebläht werden. An jeder Ecke ist jemand verliebt und/oder trennt sich, egal, ob jetzt eine der wichtigeren oder unwichtigeren Charaktere im Buch. Ziemlich übertrieben, wie ich finde, und dazu auch noch unrealistisch, wenn es so auf einen Haufen und gleichzeitig passiert. Wenn man jedoch über die Vorhersehbarkeit und das teilweise Übertriebene hinweg sieht, ist die Handlung schon ganz okay.
Die Charaktere im Buch finde ich sympathisch, auch wenn ich nicht weiß, ob man sich so toll mit ihnen identifizieren kann. Vor allem bei Ros bin ich mir da echt unsicher. Am Anfang ist sie noch sehr traurig und zurückgezogen, lebt in der Vergangenheit, bis sie die dann schrittweise hinter sich lässt und neu anfängt. Aus dem grauen Mäuschen wird eine regelrechte Sexbombe, die witzig ist und nett und überhaupt toll zu sein scheint. Klar, Ros hat eindeutig ihre Macken, zum Beispiel, dass sie oft einfach sagt, was ihr gerade so durch den Kopf geht, aber ansonsten ist sie doch oft schon an der Grenze zu perfekt und deshalb nicht zur Identifikation geeignet, wenn auch nicht unsympathisch. Joan, eine Kollegin von Ros, ist hingegen alles andere als perfekt, einfach nur schrullig und das meiner Meinung nach zu sehr. Es wirkt so übertrieben, vor allem, wenn Bobby dann noch dazukommt...Wen ich total gerne mag, ist Andrew. Selbst wenn ich es seltsam fand, dass erst gesagt wurde, dass Ros bis jetzt noch nicht wirklich mit ihm Bier getrunken hat und dann gefühlt alle paar Seiten ein bierlastiges Gespräch zwischen den beiden begann. Wie er Gefühlen und unbedingt auch Gesprächen darüber aus dem Weg geht, kommt mir so typisch Mann vor, und man kann echt mit ihm mitfühlen, wenn Joan über ein seltsames Thema anfängt zu reden und er aus dem Zimmer flüchtet. Wenn er vorkam, gab es so oft schöne Momente und Gespräche, dass ich mich jedes Mal wieder gefreut habe :)
Fans leichter Lektüre kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten, da sich der Roman schön lesen lässt, trotz dass es auch seine Schwächen hat.