Mit Mitte fünfzig zieht der Erzähler zu seiner Mitte achtzigjährigen Mutter aufs Land, um dort an einem Roman über das Theater mit dem Titel »Scham und Bühne« zu schreiben. Es werden unvergleichliche, ereignisreiche Wochen, in denen er durch die Hilfe seiner Mutter aus einer tiefen Lebenskrise findet.
Nachdem er in Wien von einem Schlaganfall aus der Bahn geworfen wurde, hofft Joachim Meyerhoff, durch einen Neuanfang in Berlin wieder Fuß zu fassen. Doch alles kommt anders als gedacht. Die neue Stadt zerrt an den Nerven und die künstlerische Arbeit als Schriftsteller und Schauspieler fällt ihm von Tag zu Tag schwerer.
Auf der Geburtstagsfeier seines kleinen Sohnes ereignet sich ein Zwischenfall, der keinen Zweifel daran lässt, dass es so nicht weitergehen kann. Der Erzähler verlässt Berlin und zieht zu seiner Mutter aufs Land, die auf einem herrlichen Grundstück unweit vom Meer ein sehr selbstbestimmtes Leben führt. Mutter und Sohn sind sich immer schon sehr nah gewesen, aber diese gemeinsamen Wochen werden zu einer besonderen Zeit. Der Sohn klinkt sich ein in den Tagesablauf der Mutter, beginnt seinen Theaterroman und andere Geschichten zu schreiben und findet allmählich heraus aus Zorn und Nervosität, die ihn sein ganzes Leben begleitet haben.
„Man kann auch in die Höhe fallen“ von Joachim Meyerhoff
Nach einem sehr unangenehmen Vorfall auf dem Kindergeburtstag seines Sohnes, beschließt Joachim Meyerhoff Berlin hinter sich zu lassen und bei seiner ...
„Man kann auch in die Höhe fallen“ von Joachim Meyerhoff
Nach einem sehr unangenehmen Vorfall auf dem Kindergeburtstag seines Sohnes, beschließt Joachim Meyerhoff Berlin hinter sich zu lassen und bei seiner Mutter auf dem Land Ruhe zu finden. Aber auch die täglichen Gewohnheiten und Eigenarten seiner Mutter bringen ihn schnell an seine Grenzen und strapazieren sein gereiztes Nervenkostüm. Doch nachdem er sich in den Tagesrhythmus seiner Mutter eingefügt hat, findet er zur Ruhe und kann endlich wieder schreiben. Er erzählt uns von Erlebnissen seiner Kindheit, aber auch Anekdoten aus seiner Zeit als Schauspieler am Theater.
Ich habe selten bei einem Buch so gleichermaßen gelacht und geweint. Die Geschichten beginnen mit harmlosen Begebenheiten und schaukeln sich zu teilweise absurden und bizarren Ereignissen hoch. Auch die Figur der Mutter ist unglaublich liebenswert dargestellt, hat aber auch etwas skurril-Komisches an sich. Wie er in der mütterlichen Ordnung zu sich selber zurückfindet, hat mich sehr berührt. Und in einige der Szenen konnte ich mich sehr reinfühlen. Besonders in das Streben danach in seinem Leben alles in Ordnung zu halten und die Panik, wenn das Chaos über einem hereinbricht. Dies war bisher mein erstes Buch des Autors, aber es wird definitiv nicht das letzte gewesen sein. Ich habe die Reise durch seine Anekdoten sehr genossen und bin jederzeit zu einem neuen Abenteuer bereit.
Das Buch ist der sechste Band der Reihe Alle Toten fliegen hoch, ist aber auch problemlos separat zu lesen.
Der Schauspieler Joachim Meyerhoff ist 56 und hat sich körperlich gut von einem Schlaganfall ...
Das Buch ist der sechste Band der Reihe Alle Toten fliegen hoch, ist aber auch problemlos separat zu lesen.
Der Schauspieler Joachim Meyerhoff ist 56 und hat sich körperlich gut von einem Schlaganfall erholt. Aber seelisch ist er noch fahrig und angeschlagen.
Für eine Erholung fährt er zu Hof seiner patenten Mutter, die 86 Jahre alt ist, aber topfit und positiv zum Leben eingestellt.
Zwischen Mutter und Sohn gibt es witzige Dialoge. Meyerhoffs Selbstironie ist nicht gering einzuschätzen und verleiht dem Buch eine wichtige Komponente. Es ist auch ein sympathisches Mutterporträt. Ihr Schwung und ihr aktives Leben reisst mit.
In dieser ruhigen Umgebung denkt Meyerhoff viel über sich nach, zum Beispiel auch über seine Karriere.
Es gibt auch eine großartige Passage über eine ungewöhnliche Lesung.
Man kann auch in die Höhe fallen ist vielleicht der entspannteste Teil der Reihe! Es macht einfach Spaß, das Buch zu lesen.
"Man kann auch in die Höhe fallen" von Joachim Meyerhoff erschien (2024, HC geb., 368 S.) im KiWi-Verlag (Kiepenheuer & Witsch). Ohne bereits alle Teile zu kennen, hat mir dieser Roman wie der vorige, ...
"Man kann auch in die Höhe fallen" von Joachim Meyerhoff erschien (2024, HC geb., 368 S.) im KiWi-Verlag (Kiepenheuer & Witsch). Ohne bereits alle Teile zu kennen, hat mir dieser Roman wie der vorige, von mir gelesene (Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke) der autofiktionalen Romanreihe des Autors "Alle Toten fliegen hoch", die allesamt bestimmte Teilabschnitte seines Lebens in höchst vergnüglich zu lesender Weise beschreiben, sehr gut gefallen.
Inhalt:
Nach einem unangenehmen Vorfall beim Kindergeburtstag seines 9jährigen Sohnes beschließt der Autor, dass er eine Weile bei seiner Mutter in Schleswig-Holstein, nahe der Ostsee, verbringen wird. Nach vielen Jahren in Wien, wo er als Schauspieler lebte, zog es ihn und seine kleine Familie nach Berlin, um einen Neuanfang zu starten, nachdem ihn ein Schlaganfall sehr gebeutelt hatte. Immer mürrischer werdend, möchte er zum Schreiben zurückfinden (die Geschichten hatten ihn früher immer angeflogen, tummelten sich in seinem Kopf und wollten erzählt werden); Berlin jedoch machte es ihm schwer, heimisch zu werden.
So kommt der blasse und angeschlagene Sohn (Mitte 50) bei seiner agilen, 86jährigen Mutter an, mit dem Vorsatz, morgens zu schreiben und nach dem Mittag der Mutter im großen Garten zur Hand zu gehen. Nicht ahnend, dass er weniger seiner Mutter, als diese ihm helfen wird, wieder in die eigene Mitte zurückzufinden...
Meine Meinung:
Joachim Meyerhoff hat eine ungewöhnlich authentische, genial amüsante und tiefgründige Art, seine Lebensgeschichte in Form vieler Anekdoten (die auch als solche im Roman genannt wird und es lt. Autor schwerer hat als andere Literaturgattungen) und Rückblicken so zu erzählen, dass es schon ein literarischer Genuss ist, dieser Form von intelligenter Unterhaltung, in die so manche Lebensweisheit eingestreut ist, zu frönen.
Die Mutter entpuppt sich als äußerst agil, sie ist in einem Literaturkreis, kümmert sich mit Liebe und Hingabe allen im parkähnlichen Garten befindlichen Pflanzen, wobei sie niemanden auf die verschiedenen Ausführungen von Rasenmähern lässt, da niemand so gut mähen kann wie sie; kann sich blitzschnell verwandeln (vom sportlichen Garten-outfit zu einer glamourösen Gastgeberin, wenn die alten Damen von der Domkantorei kommen), mag Whisky und im Meer schwimmen, liebt es, in der Sauna noch andere wichtige Dinge zu tun, wie währenddessen eine Sense zu schleifen (da ihr sonst furchtbar langweilig ist); klettert von allen am besten, wenn es um die Apfelernte geht - und beeindruckt am Ende noch durch eine Reise nach Marrakesch, wobei sie ihren Sohn verwaist zurücklässt (bloss keinen Rasen mähen!), der auch glatt in eine traurige Dauerphase zurückfällt: Doch was anfangs nicht klar ist, kristallisiert sich immer mehr, durch jede Aufgabe, die kein Ende nimmt, da schon die nächste wartet (und J.M. erkennt, dass es eine Art Überlebensstrategie seiner Mutter ist): Die Aktivitäten an der frischen Luft, im Garten und am Haus tun ihm ungeheuer gut. Aufgepäppelt von der Mutter, fühlt er sich nach einigen Wochen sehr viel besser und liest, ein Glas Whisky in der Hand von beiden, abends seiner Mutter die Geschichten vor, die er tagsüber schrieb. (Seine Mutter liebt Geschichten).
"Nicht erzählte Geschichten, wurde mir klar, können sich entzünden und zu einer lebensbedrohlichen, poetischen Sepsis führen" (Zitat S. 13)
Die Art seiner Mutter, die immer 'in action' ist und 'deren Bewegungen immer eine Richtung hatten, die nie irgendwoher kam, sondern immer irgendwo hin wollte' (S. 44) scheinen auf den Sohn überzugehen; witzige, fantasievolle Gedanken zum Alter vs. Jungsein finden sich wie viele andere humorvolle Anekdoten, die die beiden während ihres Zusammenlebens miteinander erleben. Meyerhoff gibt auch hier Rückblicke in seine Schauspielkarriere, die sehr aufschlussreich und interessant sind wie in seine Kindheit, in der wir ihn mit seiner Familie auf dem Weg nach Dänemark begleiten dürfen. Es geht also auch um Kindheitserinnerungen und "Mutterbegebenheiten", während die noch immer nicht bezugsfertige Wohnung in Berlin und das "Zwischenwohnen" in einem Hotel für ihn, Sophie und den kleinen Sohn eine wahre Herausforderung und Zerren an den Nerven darstellt. Wir lesen von horrend teuren Kellerentrümpelungen in Wien und folgen gebannt einer "Koffer-Story", die es in sich hat.
Eine meiner "Lieblingsanekdoten" ist die Offenbarung, dass Joachim Meyerhoff, bedingt durch viele Gartenarbeiten, die eben auch die nötigen Gerätschaften und Ersatzteile brauchen, einem Baumarkt inzwischen ebensoviel Zuneigung entgegenzubringen scheint wie seine Mutter: Er philosophiert über die 'Langmut der Dübel und die Gelassenheit der Nägel':
"Tagein, tagaus nichts zu tun und mit zig Gleichgesinnten in einem Kistchen dösen. Dann einmal kurz leiden und ein paar Schläge auf den Kopf bekommen. Und schon hatte man seine Daseinsberechtigung erlangt" .(Zitat S. 169)
Konnte es ein sinnvolleres Dasein geben als das eines Nagels? Darauf kann nur ein Joachim Meyerhoff kommen, scheint mir und lese schmunzelnd auch seine tiefgründigen Gedanken, das eigene Leben betreffend bei den Versuchen, ein Regenfass wieder dicht zu machen; herrlich! Als dann in Lübeck die Mutter auch ganz selbstverständlich bei einer Lesung des Autors "einspringt" (und großen Erfolg hat), freut man sich auch über die große Nähe und das Verständnis zwischen Mutter und Sohn, der hier 'unpässlich' war und fasziniert seiner Mutter zuhört....
Fazit:
Auch dieser Teil der in der Ich-Form geschriebenen Romanreihe überzeugt durch den authentischen, humorvoll-grotesken, unvergleichlichen Schreibstil des Autors, der geistreich, witzig, tiefgründig, zuweilen poetisch und amüsant zu lesen ist: Vor der Agilität seiner Mutter kann ich mich nur verneigen (denke jedoch, dass sie mit 86 da eher eine der bundesdeutschen Ausnahmen darstellt). Ich kenne J.M. nicht als Schauspieler, bin jedoch sicher, dass er mit ebenso viel Leidenschaft auf der Bühne steht oder stand wie er in dieser Reihe schriftstellerisch tätig ist und seine Texte von Anekdoten gespickt sind, in der sich womöglich so manche/r schmunzelnd wiederfindet! Unterhaltung auf höchstem Niveau und eine absolute Leseempfehlung von mir!
Nach dem Roman Alle Toten fliegen hoch ist es erst das zweite Buch, das ich vom Autor lese. Bei allen anderen, die ja immer hoch gelobt wurden in der Presse und anderen Medien, hatte ich zunehmend die ...
Nach dem Roman Alle Toten fliegen hoch ist es erst das zweite Buch, das ich vom Autor lese. Bei allen anderen, die ja immer hoch gelobt wurden in der Presse und anderen Medien, hatte ich zunehmend die Befürchtung, dass mir die Texte zu nahe gehen würden, mich zu traurig machen könnten. Nun also ein zweiter Versuch mit Meyerhoffs neuem Roman. Und ich wurde nicht enttäuscht, obwohl es so einige Stellen gab, die mir etwas an der Seele fraßen, fühlte ich mich mit dem Buch doch recht wohl. Ganz besonders die Beziehung Mutter – Sohn nahm mir bisweilen den Atem, mal vor Lachen, mal vor Staunen oder Entsetzen, aber immer mit einem ironischen Lächeln. So hat Meyerhoff es geschrieben und ich habe es so empfunden. Die total „verrückte“ (ich schreibe das lieber in Anführungszeichen, nicht dass ich falsch verstanden werde) Mutter ist ein echtes Unikum. So einen trockenen Humor und so eine geschärfte Zunge kann man sich eigentlich nicht ausdenken, da muss ein Mensch Modell gestanden haben.
Dass Meyerhoff auch selbst etwas wunderlich sein kann in seinen Erzählungen vom Hier und Jetzt, darauf muss man gefasst sein. Seine Frau und seine Kinder erscheinen beinahe ein wenig abgebrüht, wenn der Vater völlig derangiert aus Wien kommt und plötzlich seinen hässlichen orangen Koffer als gestohlen melden will. Aber das muss man selbst lesen, wie das ausgeht. Dass die Familie bisweilen bis an die Grenzen von seinen egozentrischen Anwandlungen gereizt wird, ist nicht verwunderlich. Vielleicht ist da bei seiner Frau auch ein Aufatmen, dass er mal eine Weile außer Sichtweite weilt.
Meyerhoff schreibt bisweilen sehr pointiert, die Anekdoten reihen sich aneinander wie die Perlen einer Kette. Dass die Geschichten über die Theatererlebnisse nicht so kurz und treffend sind, hat mich bisweilen etwas gestört. Egal, ob nach der Wende im Ostberliner Maxim Gorki Theater (ja, es schreibt sich ohne Bindestriche, das war schon in der DDR so) oder in Ulm oder Bielefeld, man braucht da etwas Geduld. Auch wenn sich Meyerhoff gern selbst im Spiegel der unsäglichen Ereignisse betrachtet, kann er eine gewisse Selbstverliebtheit schlecht verbergen. Seine pragmatische Mutter reißt so manches Mal das Ruder herum. Etwas gekürzt und auf den Punkt gebracht, dann hätte ich mich noch mehr amüsiert.
Meyerhoff jedenfalls versucht den Spagat von Wien nach Berlin mit einem längeren Aufenthalt bei seiner Mutter in der Nähe der Ostsee erträglicher zu machen. Seine Erlebnisse und Gedanken und die Hoffnung auf ein neues Buch legen den Grundstein für dieses, welches man ruhig lesen sollte. Es verbergen sich jede Menge Lebensweisheiten und Anekdoten darin, es ist unterhaltsam und macht nachdenklich. Danke dafür, Herr Meyerhoff.
"Man kann auch in die Höhe fallen" von Joachim Meyerhoff ist ein Buch, das auf seiner bisherigen Erfolgsserie aufbaut, aber nicht ganz an die Genialität seiner früheren Werke heranreicht. Meyerhoff erzählt ...
"Man kann auch in die Höhe fallen" von Joachim Meyerhoff ist ein Buch, das auf seiner bisherigen Erfolgsserie aufbaut, aber nicht ganz an die Genialität seiner früheren Werke heranreicht. Meyerhoff erzählt erneut von den Höhen und Tiefen des Lebens mit seinem gewohnten Charme und Humor, doch dieses Mal wirkt die Erzählweise stellenweise etwas langweilig. Nach einem Schlaganfall zieht der Autor zur Mutter aufs Land und schnell wird klar, dass nicht er die betagte, aber sehr rüstige Mutter unterstützen wird, sondern die Mutter eher ihm Impulse liefert.
Manche Passagen haben mich zum Schmunzeln gebraucht zum Beispiel als der Chor der Mutter mit dem alten Dirigenten zum Kuchenessen da war und am Ende von der resoluten Mutter um Gehen aufgefordert wurde.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und liebenswert, jedoch fehlt es der Handlung manchmal an Tiefgang und Überraschungen. Einige Passagen sind überaus unterhaltsam, andere jedoch ziehen sich in die Länge und lassen den Leser etwas gelangweilt zurück.
Dennoch schafft es Meyerhoff, seine Leser zum Nachdenken und Schmunzeln zu bringen, auch wenn "Man kann auch in die Höhe fallen" in meinen Augen nicht als sein bestes Werk gelten kann. Es ist eine nette Lektüre für zwischendurch, aber nicht unbedingt ein Muss.