Ida und die Farben der Welt
„...Zögernd machten die Leute Platz, damit sie sich durchdrängen konnten. Gustaf Gerstner lag mit entblößten Oberkörper schweißgebadet auf den Boden...“
Gustaf ist Schmied. Ein Pferd hatte ihn getreten. ...
„...Zögernd machten die Leute Platz, damit sie sich durchdrängen konnten. Gustaf Gerstner lag mit entblößten Oberkörper schweißgebadet auf den Boden...“
Gustaf ist Schmied. Ein Pferd hatte ihn getreten. Er hat nur noch wenige Minuten zu leben. Zurück lässt er seine Frau und seine zehnjährige Tochter Ida.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil passt sich den historischen Gegebenheiten an. Jedes Kapitel wird aus der Sicht eines anderen Protagonisten wiedergegeben.
Wir schreiben das Jahr 1591. Wenige Tage nach der Beerdigung des Vaters stirbt Idas Mutter an einer Lungenkrankheit. Ida kommt zu ihrem Onkel, dem Apotheker Basilius Bäsler. Der sorgt dafür, dass Ida in der Lateinschule aufgenommen wird. Dort freundet sich die Kaufmannstochter Luisa mit ihr an, während andere Mädchen wegen ihrer Herkunft auf sie herabsehen. Ihr Onkel steht ihr zur Seite.
„...Ida, es ist nicht wichtig, was jemand ist, sondern nur, ob er ein guter oder ein schlechter Mensch ist. Gustaf war ein guter Mann. Merk dir das...“
Luisas Mutter malt. Sie lässt auch Ida probieren. Schnell stellt sich heraus, dass sie eine Begabung dafür hat.
Sehr gut werden die Lebensverhältnisse wiedergegeben. Durch Ida erfahre ich einiges darüber, wie es in einer Apotheke zuging.
„...Ida nahm sich zunächst die Spanschachteln und Holzstandgefäße vor, die dazu dienten, Rindenstückchen, Wurzeln, Samen und Harze aufzubewahren...“
Der Onkel ermöglicht es Luisa, sich im Malen ausbilden zu lassen. Allerdings ist es den Frauen in Nürnberg verboten, Aquarelle zu malen. Trotzdem sind Idas Zeichnungen bald gefragt. Neid und Missgunst der einstigen Mitschülerinnen sorgen aber weiter für Ärger.
Ida entscheidet sich, nach Florenz zu gehen. Dort dürfen Frauen an der Akademie Kunst studieren. Die Malerin Artemisia Gentileschi, eine historische Person, nimmt sie unter ihre Fittiche. Artemisia selbst war schon durch ein tiefes Tal gegangen, hatte aber jetzt ihre Bestimmung gefunden.
Als besonderes Stilmittel bindet die Autorin Briefe in ds Geschehen ein, die von Florenz nach Nürnberg oder in umgekehrte Richtung geschickt werden.
In Nürnberg wird ihr Onkel beauftragt, für den Fürstbischof einen Prachtfolianten von seinem Garten anzulegen. Als Ida zurückkehrt, bekommt sie den Auftrag, die Zeichnungen dazu zu erstellen. Doch ihre Feindinnen geben keine Ruhe. Es wird haarig für Ida, bis sich endlich alles geklärt hat. Dazu beigetragen hat Amandus Eichhorn:
„...Dem Menschen wohnen viele Eigenschaften inne, die der Teufel zum Vorschein bringen mag: Neid, Habgier, Eifersucht, Hochmut, Wollust und Hass. […] Ihr glaubt, Frauen vereinigen sich mit dem Inkubus […] Doch lasst euch von einem Arzt bestätigen, der die Anatomie studiert hat, dass dies Unsinn ist...“
Ein Personenregister und ein Nachwort ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie gibt einen guten Einblick in die Zeitverhältnisse.