Klappentext:
Lou & Will.
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.
Eine Frau und ein Mann.
Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen.
Die Liebesgeschichte von Lou und Will.
Das Cover:
Das Cover von „Ein ganzes halbes Jahr“ ist ein typisches Jojo Moyes-Cover und sagt auf den 1. Blick weniger über das Buch aus, als man glaubt. Es ist schlicht und zeigt die Schattenumrisse einer Frau, die gerade einen Vogel fliegen lässt. Umgeben ist es von Blütenblättern. Das Cover gibt keinen Einblick in die Tiefe des Buches, so dass möglicherweise beim Leser falsche Erwartungen entstehen könnten. Mir gefällt es dennoch außerordentlich gut. Nach dem Lesen des Buches wird man erkennen, dass dieses Cover sehr gut zum Inhalt passt. Ich könnte mir kein besseres Cover für dieses Buch vorstellen.
Zusammenfassung:
Ein ganzes halbes Jahr“ erzählt die Geschichte von Louisa Clark und Will Traynor. Lou hat keine Ausbildung und lebt genau wie Will in einer kleinen, verschlafenen Touristenstadt nahe London. Seit 6 Jahren arbeitet sie in einem kleinen Café und liebt es ihre Gäste zu bedienen und über Gott und die Welt zu reden. Als das Café geschlossen wird, ist Lou gezwungen sich einen neuen Job zu suchen, doch es erscheint zunächst ausweglos. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als die Stelle als Pflegehilfe bei der Familie Traynor anzunehmen. Lou ahnt nicht, dass diese Stelle ihr gesamtes Leben ändern wird.
Will Traynor ist Mitte 30 und ein erfolgsreicher Geschäftsmann. Er ist in seiner Freizeit sehr aktiv, liebt es zu reisen und betrachtet Extremsportarten als Herausforderung. Ein Unfall reißt ihn aus diesem Leben ohne jegliche Vorwarnung heraus – er erleidet eine Querschnittslähmung brustabwärts. Mit diesem neuen Leben, gefesselt an einen Rollstuhl und von anderen abhängig, kann sich Will nicht arrangieren, doch Lou soll ihm in seinen täglichen Handeln unterstützen. Auch Will ahnt nicht, dass Lou seine Welt drehen wird.
Fazit:
Der Klappentext klingt okay, oder? Zwei treffen sich, zwei sind sehr verschieden, es gibt Wirrwarr und verquere Umstände und am Ende sind sie ein happy Paar. Die übliche Storyline gespickt mit vielen Stereotypen und Klischees... oder auch nicht!
Mich erinnert das Buch sehr stark an den Film „Ziemlich beste Freunde“, dessen Buch auch vorher erschien. Natürlich geht es in diesem Fall um einen Mann und eine Frau.
Was ich anmerken möchte ist, dass sich die Autorin natürlich einer Hand voll Klischees bedient hat. Lou, intelligent, aber ohne Perspektive. Will, der kaum Möglichkeiten hat sich zu bewegen, aber den Drang hätte, etwas mit seinem Leben zu tun. Die beiden werden im Laufe der Storyline mit zahlreichen Eigenschaften geschmückt, die man auch hätte belassen können.
Lou wird nicht nur an Will arbeiten müssen, sondern vor allem an sich selbst. Das halbe Jahr nimmt ihr viel und gibt ihr alles - gleichzeitig. Von Vergangenheitsaufarbeitung bis hin zu Zukunftsplänen. Will treibt sie voran, vielleicht in dem Maße, in dem sie wünscht, dass sie es für ihn tun könnte. Doch sein Wille ist stark und zwischen Hochkurven, in denen er zu vergessen scheint, wie sehr ihn die Einschränkungen belasten, tümpelt er weiterhin in seiner mürrisch zurückgezogenen Laune dahin.
Lou wird für ihn Halt, aber auch eine Person, die er formen möchte. Die er auf einen Weg schicken möchte, den er seiner Meinung nach nicht mehr einschlagen kann.
Im Laufe der Geschichte passiert nicht viel Aufregendes. Sie plätschert dahin, aber nicht im negativen Sinne. Man lebt ein wenig mit Lou und ihren Gedanken mit, da die Geschichte fast gänzlich aus ihrer Sicht geschrieben wurde. Man möchte unbedingt weiterlesen, um den eigenen Keim der Hoffnung, dass alles gut wird, nicht ersticken zu sehen. Aber es zieht sich immer mehr zusammen, desto mehr Seiten vergehen. Immer wieder blüht er auf und wird gleichzeitig in einem Anflug von Wills Unzufriedenheit und suizidaler Rationalität erstickt.
Moyes schafft es, dass man streckenweise Lous klischeehaften Charakter vergisst und auch Wills Tendenzen, ein unsagbares Arschloch zu sein, gerne übersieht. Dann glänzen die beiden Protagonisten. Sie sind sie selbst und verflechten sich in einer ganz feinen Liebesgeschichte, die man vielleicht nicht mal so nennen kann. Es gibt zumeist keine stürmischen Küsse und wilden Nächte, es verfädelt sich zart zwischen den Zeilen und wird im alltäglichen Zusammensein umgesetzt.
Ein Liebesroman für Zwischendurch ist es bei weitem nicht. Aber auch kein Buch, welches vor wunderschönen Zitaten strotzt. Es lässt sich schnell und flüssig lesen, hat aber gleichzeitig diesen schalen Beigeschmack, der nicht weggeht, wenn man die Seiten schließt.
Zwischen Verzweiflung und Traurigkeit sind sonnige Momente und gute Gefühle angesiedelt, die einen das eigene Leben überdenken lassen. Fängt man genug damit an? Kostet man alle Chancen aus? Was wäre, wenn...?
Vom Ende möchte ich nichts vorwegnehmen und es auch hier nicht thematisieren. Für mich war es für den Abschluss des Romans passend, aber gleichzeitig auch niederschmetternd - verworren, weil ich es verstand, aber auch nicht.
Ein ganzes halbes Jahr ließ mich darüber nachdenken, wie Menschen zueinander finden und Teil eines anderen Lebens werden. Wie eine einzige Person alles auf den Kopf stellen kann, wie man dadurch zu jemand anderen, aber gleichzeitig zu sich selbst wird.
Der Film zum Buch wird wohl noch dieses Jahr (2016) in die Kino´s kommen. Man darf gespannt sein.
Meine Bewertung:
4 Sterne
Die Autorinnen:
Jojo Moyes wuchs als Einzel- und Scheidungskind in einer „recht rauen Gegend Londons“ auf. Sie arbeitete nach ihrem Schulabschluss in mehreren Berufen, bevor sie sowohl am Bedford College als auch am Royal Holloway, jeweils Colleges der Universität London, Soziologie studierte. Mit einem vom The Independent finanzierten Stipendium, welches sie 1992 erhielt, konnte sie schließlich erfolgreich Journalismus an der City University London studieren. Mit der Ausnahme, dass sie 1994 ein Jahr lang in Hongkong lebte und für die Sunday Morning Post schrieb, arbeitete Moyes anschließend fast zehn Jahre lang beim Independent in unterschiedlichen Funktionen.
http://www.wortkunstsalat.de