Moderne Hexen - Fiktion trifft Realität
Erstmal zum Cover: Ich finde der Roman sieht total besonders und edel aus, obwohl es sich um ein Taschenbuch handelt. Geworben wurde mit einer Geschichte aus Großbritannien mit einem modernen Hexenzirkel, ...
Erstmal zum Cover: Ich finde der Roman sieht total besonders und edel aus, obwohl es sich um ein Taschenbuch handelt. Geworben wurde mit einer Geschichte aus Großbritannien mit einem modernen Hexenzirkel, was für mich erstmal super spannend klang.
Die Geschichte spielt in England und überraschenderweise zur modernen Zeit, d.h. neben den magischen Kräften der Hexen gibt es auch Smartphones, Social Media und das Dark Web. Sogar der Hexenzirkel Ihrer Majestät, der größte Hexenzirkel Großbritanniens, hat seinen eigenen Auftritt im Dark Web. Das fand ich sehr spannend zu lesen, eine Welt in der so moderne Medien und Magie koexistieren- nicht mal bei Harry Potter war das so, da damals, als J.K. Rowling die Geschichte schrieb, Smartphones noch keine allgegenwärtige Realität waren.
Ich muss sagen, dass ich finde, dass es Juno Dawson unglaublich gut gelungen ist moderne Thematiken und Probleme in ein Fantasy-Setting umzuwandeln. Aktuelle Themen wie Feminismus, Rassismus (im Roman gegen Hexen of Colour) und auch Transphobie werden im Roman thematisiert - aber auch der Rückgang moderner Hexen durch den Einfluss von Social Media und Fernsehen wurde erklärt. Im Roman trauert Niamh darum, dass es immer weniger Hexen der Stufe 4 oder 5 gibt , da viele Hexen nicht mehr klar meditieren können, da ihr Geist durch die konstante Reizüberflutung nicht mehr "frei" werden kann.
Generell mag der Roman ein Problem haben, was viele Romane haben: Er möchte zu viele Themen auf einmal ansprechen: einerseits haben wir Leonie, die einen eigenen Hexenzirkel gründet, der speziell für POC (People of Colour) ist. Dann haben wir die Thematik einer Transperson (mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, um nicht zu spoilern) und die Akzeptanz in der Hexengesellschaft. Ich hatte allerdings nicht dein Eindruck, dass der Roman sich mit Themen übernommen hatte, da alles ineinander einfloss. Ich fand es ziemlich cool, dass auf Missstände in den Hexenzirkeln und der Hexengesellschaft aufmerksam gemacht wurden, die sich eben auch in unserer Gesellschaft widerspiegeln.
Was ich vielmehr ein wenig vermisst habe, war mehr Worldbuilding: Ja, uns wird eine Zusammenfassung von Gaia und der Entstehung der Hexen gegeben, aber von der jüngsten Vergangenheit und dem Krieg gegen die Hexer hätte ich gerne noch ein wenig mehr erfahren. Wir wissen, dass hier etwas Schreckliches vorgefallen ist, bei dem Helena und Niamh ihre Partner verloren haben- und doch habe ich das Gefühl, dass die Krise nur ansatzweise skizziert wurde. Aber vielleicht kommt das ja noch im zweiten Teil!
Ich bin ehrlich, ich hatte mit einem ganz anderen Output gerechnet und war ganz überrascht von einigen Entwicklungen und hätte mir an der einen oder anderen Stelle auch ein versöhnlicheres Ende zwischen den Freundinnen gewünscht, bin aber umso neugieriger wie es weiter geht - denn das Ende von Band 1 war der absolute Cliffhanger und wir müssen unbedingt und sofort erfahren, wie es in Band 2 weiter geht!