„Man tut, was richtig ist, und nicht, was leicht ist.“ (S. 483)
Meine Meinung:
Die US-Bestseller-Autorin Karin Slaughter ist ja normalerweise eine Garantin für extrem spannenden Lesestoff. Mit entsprechen ...
„Man tut, was richtig ist, und nicht, was leicht ist.“ (S. 483)
Meine Meinung:
Die US-Bestseller-Autorin Karin Slaughter ist ja normalerweise eine Garantin für extrem spannenden Lesestoff. Mit entsprechen hohen Erwartungen bin ich an das Buch herangegangen. Zu Beginn hat mich die Story auch absolut gefesselt. Die Situation, in der Sara direkt in „eine Falle läuft“ (so viel verrät ja schon der Klappentext), war wirklich sehr spannend und actionreich geschrieben, insbesondere durch die sich zunächst erst diffus aufbauende, unterschwellige Bedrohung und die leicht zeitversetzte Betrachtung dieser Szene aus verschiedenen Blickwinkeln. Doch nach dieser Szene fällt der Spannungsbogen leider erstmal komplett in sich zusammen. Auf den folgenden ca. 300 Seiten blitzt die Spannung nur stellenweise durch, immer wieder unterbrochen durch langatmige Beschreibungen der Ermittlungsarbeit und / oder der Gefühls-, Gedanken-und Erlebenswelt einzelner Protagonisten. Erst auf den letzten 100 Seiten gelingt es der Autorin, die Spannung wieder kontinuierlich aufzubauen und ihre Geschichte in einem dramatischen, action- und temporeichen Finale gipfeln zu lassen. Wenn man also dieses Buch um ca. 200 Seiten kürzen würde, könnte man daraus tatsächlich einen spannenden Thriller machen.
Ein weiteres „Problem“ hatte ich in diesem Buch mit den Antagonisten. Der Klappentext versprach hier eine „mächtige Neonazi-Gruppierung“ (und damit für mein Erwarten eine gut organisierte und vernetzte, ernsthafte Bedrohung). Für meinen Geschmack war das aber eher eine Gruppe von Versagern, Hohlbirnen, Möchtegern-Soldaten und Vergewaltigern, die sich um einen Anführer geschart hat, der zwar ein schockierend widerlicher Mensch ist, der für mich als Leser aber in seiner Funktion als Antagonist doch sehr blass und konturlos geblieben ist. Ich konnte in ihm einfach nicht das „brandgefährliche kriminelle Mastermind“ erkennen, das ich hier erwartet hätte. An einer Stelle im Buch heißt es „Die IPA war so erschreckend, dass sie sogar die Frau, die für ihre Überwachung zuständig war, um den Schlaf brachte.“ (S. 489) – das konnte ich so leider überhaupt nicht nachvollziehen.
Gut gefallen haben mir lediglich die teilweise humorvollen und wortgewitzten Dialoge der Charaktere („Es geht um das Pilzgeflecht, das in deinem Gesicht wächst. – Das ist meine Tarnung, Babe.“ S. 477).
FAZIT:
200 Seiten weniger und es hätte ein solider Thriller werden können. So leider mit viel zu viel Längen und wenig Spannung. Schade!