In Andys Leben läuft gerade einiges schief, zumindest nicht so, wie es bei einer 31-jährigen Frau der Fall sein sollte. Ihr Studium in New York hat sie abgebrochen und nun wohnt sie wieder bei ihrer Mutter zu Hause. Gerade als sie uns ihre Mutter Laura im Diner eines Einkaufszentrums einen Kaffee trinken und auf Andys Geburtstag anstoßen, geschieht ein Unglück. Ein junger Mann erscheint mit einer Waffe und erschießt zwei wehrlose Frauen. Andy versteckt sich geschickt, doch Laura tritt dem Angreifer gegenüber. Sie überwältigt ihn sogar und kann ihn tödlich verletzen. Das war der Auslöser, denn plötzlich ist alles ganz anders als zuvor. Laura verlangt von Andy zu schweigen und auszuziehen. Sie soll sich von ihrer Mutter lösen und zwar sofort. Als es dann einen weiteren Mordanschlag auf Laura gibt, muss Andy fliehen. Aber vor wem? Und was hat ihre Mutter damit zu tun?
Andy muss sich einer ungewissen Zukunft stellen, darf niemanden trauen und sich auf das Wort ihrer Mutter verlassen. Dabei möchte sie nur wissen, wer ihre Mutter wirklich ist.
„Ein Teil von ihr“ ist das neuste Werk aus der Feder von Karin Slaughter, die sich mit dem Thriller-Genre bereits einen bekannten Namen gemacht hat. Dr. Sara Linton oder auch Will Trent sind zwei ihrer berühmtesten Romanfiguren. Mit dem Buch „Ein Teil von ihr“ erzählt sie eine vollkommen unabhängige Geschichte, die sich ganz anders gestaltet, als der Leser es von ihr gewöhnt ist.
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die beiden Figuren Andy und Laura, um die sich alles in diesem Buch dreht.
Laura ist inzwischen 55 Jahre alt und eine angesehene Logopädin in ihrem Ort in Atlanta. Als es zu dem Anschlag im Diner kommt, kann sie ihre mühsam errichtete Fassade nicht mehr länger aufrechterhalten. In einem brutalen Moment setzt sie alles auf eine Karte, beschützt ihre Tochter und bringt einen jungen Mann um. Damit steht sie im Fokus der Ermittlungen.
Andy ist die 31-jährige Tochter, die bis zum Tag des Anschlags im Diner ein eher unbescholtenes und wohlbehütetes Leben geführt hat. Sie ist etwas naiv und unbeholfen. Andy muss erst im Verlauf der Geschichte über sich hinauswachsen und erkennen was es heißt, auf eigenen Beinen zu stehen.
Durch die langsam wachsende Dramatik wird der Spannungsbogen von Beginn an recht hochgehalten. Zusätzlich hat Autorin Karin Slaughter einen sehr lebendigen und aufregenden Erzählstil, weshalb es einfach ist, sich die Situationen bildlich vorzustellen.
Das Gesamtkonzept ist interessant aufgearbeitet worden, denn die Geschichte ergibt erst mit zunehmender Seitenanzahl mehr Bedeutung. Zwischendurch ist es nicht immer einfach, dennoch sehr unterhaltsam, den Erlebnissen der beiden Hauptakteure zu folgen. Die Autorin hat außerdem ein paar glaubhafte Ideen zu Papier gebracht, die sich dynamisch und fesselnd lesen lassen.
Interessant, aber nicht perfekt!
Mein persönliches Fazit:
Bisher habe ich fast alle Bücher von Karin Slaughter gelesen und verschlungen, weshalb ich auch dieses unbedingt lesen musste. Doch leider bin ich von dieser Geschichte enttäuscht.
Das hat ein paar Gründe, die ich gerne offenbaren möchte. Zum einen dreht sich hier vieles um die junge Andy, die mit über 30 Jahren noch immer keinen Weg in ihrem Leben gefunden hat. Sie wirkt auf mich unglaublich unbeholfen und einfältig, weshalb ich mich nur schwer mit ihr auseinandersetzen konnte. Ihre Person hat mir überhaupt nicht gefallen.
Laura hingegen ist sehr interessant. Ihre Rückblenden in das Jahr 1986, die die Geschichte zusätzlich aufwerten und Hintergrundinformationen zur leicht irreführenden Handlung geben, sind hilfreich und bemerkenswert authentisch. Doch dann ist die Erzählung wieder im Hier und Jetzt und sogleich wird alles wieder fad und langatmig. Alles ist etwas verwirrend und nur ganz am Schluss wird alles endlich aufgeklärt und schlüssig belegt. Doch bis dahin heißt es durchhalten und sich Andys Reise quer durch die USA stellen.
Mich hat die Geschichte nicht erreicht. Mir fehlten die Dramatik und die großen Gefühle. Die Handlung blieb mir viel zu lange im Dunkeln und ich konnte kaum zu der Hauptfigur Andy einen Bezug aufbauen. Dennoch hat mich das Werk unterhalten, wenn auch nicht perfekt. Deshalb kann ich zwar eine kleine Leseempfehlung aussprechen, doch die große Euphorie bleibt leider verborgen.
Meine Hoffnung bleibt jedenfalls, dass die nächsten Werke der Autorin wieder deutlich besser werden.