Dein Mirror - DU 2.0
Carl Poulsen hat ein Gerät entwickelt, das das digitale Leben revolutionieren kann. Der „Mirror“ ist ein persönlicher Assistent, der das Leben seiner Nutzer stetig verbessern wird – sofern sie sich ihm ...
Carl Poulsen hat ein Gerät entwickelt, das das digitale Leben revolutionieren kann. Der „Mirror“ ist ein persönlicher Assistent, der das Leben seiner Nutzer stetig verbessern wird – sofern sie sich ihm anvertrauen.
Das Gerät erstellt eine „digitale Version“ des Nutzers. Über externe Schnittstellen wie Kamera, Audio-Clip und Mikrofon werden ebenfalls seine Eindrücke in die Virtualität übertragen und lassen damit die „Mirrorworld“ entstehen, ein digitales Abbild der Wirklichkeit, in welcher der Nutzer sich fortan ebenso bewegen kann, wie in der Wirklichkeit.
Alles sieht nach einer grandiosen Bereicherung für den Menschen aus, denn die Erfindung besitzt das Potential, viele Schwächen, die den Einzelnen begleiten, auszugleichen.
Die Gesundheit von Kranken wird in Echtzeit überwacht und Gesundheitskrisen können verhindert oder doch wenigstens rechtzeitig behoben werden.
Wer sozial gehemmt ist hat endlich einen persönlichen Trainer – in jeder Situation.
Sogar bei der Partnersuche kann der Mirror helfen... und findet endlich die Person, die wirklich zu dem User passt.
Auch Andy, der Protagonist der Geschichte, erlebt jeden Tag Herausforderungen. Er ist Autist, weshalb ihm einige Dinge seiner Umwelt stets unverständlich erscheinen. Erst hält sich seine Begeisterung in Grenzen, als er zu seinem Geburtstag einen Mirror erhält. Dann lässt er sich auf das Gerät ein und lernt schnell seine Vorzüge zu schätzen. Plötzlich eröffnen sich ihm Möglichkeiten, an die er vorher nicht einmal gedacht hat.
Während er den Mirror jedoch zunächst einen immer größeren Teil seines Lebens bestimmen lässt, macht er jedoch bald schon die Entdeckung, dass sein „anderes Ich“ ein ganz eigenes Selbst mit ganz eigenen Zielen entwickelt – und diese Ziele entsprechen nicht zwingend dem, was Andi sich wünscht.
„Mirror“ ist die Geschichte vom Zauberlehrling in der digitalen Welt. Einmal heraufbeschworen sind die Folgen der virtuellen Schöpfung nur noch schwer einzuschätzen.
Es wäre jedoch ein Fehler, den Roman schlicht als Warnung vor zu starker Technisierung zu betrachten. Das ist er nicht.
Deutlich werden hier auch deren Vorzüge betont. Als problematisch erweist sich schlicht der Faktor Mensch, der etwas in Gang setzt, von dem er nicht genau weiß, wie es funktioniert - oder was es in seinem Wesen ist.
Auch zeigt sich, dass das "Gute", das eine Erfindung bewirkt, immer von der Intention des Nutzers abhängig ist.
In "Mirror" sind Denkanstöße für beide Seiten enthalten, die Möglichkeiten und die Risiken, die Künstliche Intelligenz birgt. Die Bewertung bleibt letztlich dem Leser überlassen.
Seine Geschichte präsentiert Karl Olsberg in einem gewohnt mitreißendem Erzählstil, der es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen.
Ein vollkommen lesenswerter Roman mit einem Ende, das den Wunsch nach einer Fortsetzung aufkommen lässt.