Hoffnungen und Träume
Dieses Buch, das kann ich gleich von Anfang an sagen, gehört auf jeden Fall zu den für mich besten Büchern 2023.
Entdeckt habe ich es eher durch Zufall im Buchladen und war sofort vom Cover und vom Klappentext ...
Dieses Buch, das kann ich gleich von Anfang an sagen, gehört auf jeden Fall zu den für mich besten Büchern 2023.
Entdeckt habe ich es eher durch Zufall im Buchladen und war sofort vom Cover und vom Klappentext begeistert.
Der Roman erzählt die Geschichte der Londoner U-Bahn-Station Bethnal Green, die während des zweiten 2. Weltkrieges für 5000 Menschen zu einem Zuhause wurden. Er erzählt die (fiktive) Geschichte von Clara und Ruby, zwei taffe Frauen, die die Traumas des Krieges auf unterschiedliche Art und Weise verarbeiten. Aber eines verbindet die beiden so unterschiedlichen Frauen: eine unerschütterliche Freundschaft und den Wunsch, die so wichtige Bibliothek im Untergrund gegen alle Widerstände am Leben zu halten.
Auf nahezu unnachahmliche Art schafft Kate Thompson es, mich komplett in ihren Bann zu ziehen. Das ist nicht nur der akribischen Recherche der Autorin zum Buch geschuldet, sondern auch der Leidenschaft zum Schreiben und dem wunderbaren Schreibstil. Dieser ist es, der vor meinem inneren Auge sämtliche Charaktere des Buches real werden lässt. Er ist dafür verantwortlich, dass ich die stillgelegte U-Bahn-Station Bethnal Green mit den vielen Dreierstockbetten, das Theater, die kleine Bibliothek vor mir sehe und auch den Gestank teilweise in der Nase hatte.
Durch jede Zeile hindurch schimmert die Liebe zu Büchern, die Kraft die man durch das Lesen für den Alltag erlangt und zeigt, dass mal selbst durch die dunkelsten Zeiten durch die Magie des Lesen getragen werden kann. Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, die Selbstbestimmung von Frauen um neuen Mut und Kraft in schlimmen Zeiten zu finden, das sind die zentralen Themen, die den Leser durch den Roman tragen.
Mit den Hauptcharakteren Clara und Ruby, die Kinderbibliothekarinnen, hat Kate Thompson zwei sehr glaubhafte Charaktere geschaffen. Die gegensätzlicher nicht sein können, aber immer einander zur Seite stehen. Ihre Liebe zu Büchern, ihre Kraft den Kindern in den schwierigen Zeiten Wärme und Geborgenheit mit Geschichten zu schenken und ihre Art, den Menschen im Untergrund zur Seite zu stehen, sind wunderbare Charakterzüge. Dennoch haben sie ihre Schwächen, ihre traurigen Seiten und auch die werden glaubhaft herausgearbeitet.
Die zarte Liebesgeschichte, die sich entwickelt, ist präsent aber nicht im Vordergrund, was mir hier sehr gut gefallen hat. Zu präsent hätte die Geschichte zerstört, so hat sie diese bereichert.
Ich schreib eigentlich selten Lieblingsstellen aus Büchern heraus – aber hier gab es so viel davon, das ich wenigstens 3 ausgesucht habe.
Wer sind wir, darüber zu entscheiden, was Menschen lesen sollten und was nicht? (Seite 27)
Wer ein Buch hat, der hat einen Freund. Als Einzelkind hatte ich IMMER ein Buch zum Freund. (Seite 77)
Es gibt keine Kinder, die nicht gerne lesen, nur Kinder, die noch nicht das richtige Buch gefunden haben. (Seite 237)
Von mir bekommt das Buch 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.