Cover-Bild Die Sehnsucht nach Licht
(84)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: HarperCollins Hardcover
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 25.10.2022
  • ISBN: 9783365001172
Kati Naumann

Die Sehnsucht nach Licht

Roman | »Kati Naumann erzählt anschaulich von den lebensgefährlichen Arbeiten im Bergbau, von Grubenunglücken und Krankheit.« Bremen Zwei

Luisas Arbeitsplatz befindet sich tief unter der Erde. Sie arbeitet in einem Besucherbergwerk im Schlematal im Erzgebirge, und obwohl sie manchen Tag ohne einen einzigen Sonnenstrahl verbringt, könnte sie sich keine schönere Tätigkeit vorstellen. So weit sie zurückdenken kann, haben ihre Vorfahren im Bergbau gearbeitet. Die Familiengeschichte ist durchzogen von Hoffnung und dem Bewusstsein, dass man jede gemeinsame Minute auskosten muss, denn so mancher ist nicht aus dem Berg zurückgekehrt. Als Luisa beschließt, Nachforschungen über den vor Jahrzehnten verschollenen Großonkel anzustellen, drängt einiges an die Oberfläche, was viel zu lange verborgen geblieben ist. Die Sehnsucht nach Licht ist es, die der Familie schließlich ihren Frieden wiedergibt.

»Kati Naumann hat die Gabe die Vergangenheit lebendig werden zu lassen.« NDR Kultur

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2022

Alles kommt vom Bergwerk her

0

Bedrückende Enge, Hitze, Finsternis und Staub – unter Klaustrophobie darf man als Bergmann nicht leiden. Und doch haben sich die Mitglieder der Familie Steiner aus dem erzgebirgischen Bad Schlema über ...

Bedrückende Enge, Hitze, Finsternis und Staub – unter Klaustrophobie darf man als Bergmann nicht leiden. Und doch haben sich die Mitglieder der Familie Steiner aus dem erzgebirgischen Bad Schlema über Generationen hinweg all diesen Widrigkeiten ausgesetzt, um dem Berg seine Schätze abzutrotzen.

Heute sind die Schächte stillgelegt und anstelle der Bergleute fahren Touristen und Interessierte ein, um sich im Besucherbergwerk ein Bild vom Leben unter Tage zu machen. Luisa, mit 30 Jahren das jüngste Mitglied der Bergarbeiterfamilie Steiner, vermittelt den Gästen im Schacht 15IIb mit Enthusiasmus, wie es einst unter der Erde zugegangen ist. Dabei kann sie auf Informationen und Erinnerungen aus erster Hand zurückgreifen, denn ihr Vater, ihr Großvater, ihr Urgroßvater und sogar ihr Ururgroßvater waren Bergleute. Auch ihr Großonkel Rudolf gehörte dieser Zunft an – bis er eines Tages nicht mehr von der Schicht nach Hause kam. Luisa beschließt, sich auf die Spuren ihres Großonkels zu begeben und lüftet dabei ungewollt so manches Familiengeheimnis …

Dem Erscheinen von „Die Sehnsucht nach Licht“ habe ich voller Ungeduld entgegengefiebert. Ich wohne nur 15 Kilometer entfernt von Bad Schlema, dem Hauptschauplatz des Romans und gleichzeitig dem Wohnort der fiktiven Familie Steiner, und finde Regionalgeschichte absolut fesselnd. Am 25. Oktober 2022 wurde „Die Sehnsucht nach Licht“ bei HarperCollins veröffentlicht – und ich habe das Buch im Rekordtempo gelesen!

In sich abwechselnden Kapiteln erzählt Autorin Kati Naumann von der Vergangenheit der Familie Steiner, beginnend im Jahre 1908, und der heutigen Zeit, die im Herbst 2019 angesiedelt ist. Ich bin ehrlich beeindruckt, wie viel Geschichte und Geschichten die Autorin auf 416 Seiten platziert hat, ohne dabei jemals oberflächlich zu sein.

Jede Zeit, jede Epoche im Roman hat ihre ganz eigene, charakteristische Atmosphäre, die Kati Naumann für ihre Leser lebendig und greifbar macht. Spielend leicht versetzt die Autorin einen in die Kaiserzeit, in entbehrungsreiche Kriegsjahre, in die 40 Jahre währende DDR bis in die Gegenwart. Auch die Traditionen kommen nicht zu kurz: Von den Rauhnächten über die Mettenkerze bis hin zum Schwibbogen lässt die Autorin erzgebirgisches Brauchtum in ihre Geschichte einfließen.

Den einzelnen Sohlen in einem Bergwerk ähnlich, beleuchtet Kati Naumann Generation für Generation der Steiners, gibt ihnen eine Stimme, lässt sie aus ihrem Leben erzählen, das sich im Laufe der Zeit genauso wandelt wie der einst so mondäne Kurort. Der Stammbaum der Familie ganz am Anfang des Buchs erweist sich als äußerst hilfreich, sonst würde man bei fünf Generationen früher oder später den Überblick verlieren.

„Die Sehnsucht nach Licht“ ist nicht nur eine Familiensaga, bei der die „kleinen“ Leute im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Biografie eines Ortes, der im Laufe der Jahrzehnte immer wieder sein Gesicht verändert hat.

Selbst als „Hiesige“ habe ich beim Lesen von „Die Sehnsucht nach Licht“ eine Menge Neues erfahren. Spannend erzählt, kombiniert Kati Naumann gründlich recherchierte (Bergbau-)Geschichte mit mitreißendem Familienroman. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es war ein Genuss, dieses Buch zu lesen!

Und spätestens, wenn man dann nach 416 Seiten das Buch zuklappt, weiß man, warum sowohl für die Familie Steiner als auch für das Erzgebirge gilt: „Alles kommt vom Bergwerk her.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.11.2022

Leben unter Tage

0

Luisa führt ehrenamtlich durch das Schaubergwerk in Bad Schlema. Sie war für ihren Vater eingesprungen und dabei geblieben. Unter der Erde begegnet Luisa all den Geschichten ihrer Familie. Ihr Großonkel ...

Luisa führt ehrenamtlich durch das Schaubergwerk in Bad Schlema. Sie war für ihren Vater eingesprungen und dabei geblieben. Unter der Erde begegnet Luisa all den Geschichten ihrer Familie. Ihr Großonkel Rudolf hatte im Schacht 38 gearbeitet, als er plötzlich im Jahr 1951 verschwand. Nie hat man wieder etwas von ihm gehört. Als Luisa Nachforschungen anstellt, kommt vieles ans Licht.

In der Gegenwart erleben wir Luisa bei den Recherchen zu ihrem Onkel Rudolf. Im Vergangenheitsstrang begleiten wir die Familie Steiner beginnend im Jahre 1908 bis heute. Ihr Leben ist geprägt durch den Bergbau im Erzgebirge.

Der Erzählstil von Kati Naumann ist sehr bildhaft. Sie lässt in ihrem Buch die Leser:innen teilhaben an der Geschichte der Familie Steiner, deren Leben durch das Auf und Ab in dem Bergarbeiterort ständigen Wandel unterzogen war. Sehr genau wurden Arbeitsschritte im Bergbau beschrieben, so dass ich mir alles sehr gut ausmalen konnte. Man merkt, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat. Gleichzeitig wurde mir noch mal bewusst gemacht, wie gefährlich die Arbeit unter Tage sein kann und welche Gefahren es über Tage durch absackende Häuser bringt. Bald nach Kriegsende gab es keinen Umweltschutz und keiner scherte sich darum, wenn Kinder im radioaktiven Schlamm spielten. Abgerundet wird die Geschichte noch durch einen Stammbaum der Familie Steiner, einer Zeittafel zum Bergbau im Schlematal und einem Lageplan rund um Bad Schlema.

Mir hat die Familiengeschichte angenehme Lesestunden bereitet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2022

Warme Geborgenheit und kalte Gefahr

0

Ich habe die letzten beiden Bücher von Kati Naumann "Was uns erinnern lässt" und "Wo wir Kinder waren" mit großer Freude gelesen, nicht zuletzt weil sie in der Gegend spielen, in der ich groß geworden ...

Ich habe die letzten beiden Bücher von Kati Naumann "Was uns erinnern lässt" und "Wo wir Kinder waren" mit großer Freude gelesen, nicht zuletzt weil sie in der Gegend spielen, in der ich groß geworden bin, zwischen und in Oberfranken und Thüringen.

Das Buchcover von „Die Sehnsucht nach Licht“ spricht mich sehr an. Ein in eine hügelige Landschaft mit dunklen Waldstücken eingeschmiegte kleine Stadt, im Morgennebel oder im leicht rauchigen Dunst, Licht und Schatten sind nebeneinander da. Der Einband bildet sehr gut äußerlich den Kontrast zwischen Helligkeit und Dunkelheit, zwischen geborgener Wärme und eiskalter Gefahr ab.

Auch in diesem Buch gibt es zwei Erzählstränge bzw. Zeitebenen. Einmal die Bergmannsfamilie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zum anderen die junge Frau der Neuzeit, die den Touristen die damalige Zeit und den Bergbau mit seinen düsteren Seiten und Gefahren, aber auch dem außergewöhnlichen menschlichen Zusammenhalt näher bringen will.

Kati Naumann erzählt wie gewohnt lebendig, mit treffenden und guten Beschreibungen der Menschen, Gefühle und Landschaften, in ihrer typischen klaren Sprache.

Man erlebt in den 10er und 20er Jahren des letzten Jahrhunderts eine völlig andere Welt, im Erzgebirge geprägt von Armut und harter Arbeit, vom Sich-Abfinden mit einem schweren Leben und gesundheitlichen Problemen, von Akzeptanz von Abhängigkeiten. Die Familie hat einen großen Stellenwert, schenkt Liebe, inneren Reichtum, Wärme – der Einzelne wird nicht sonderlich hinterfragt; es geht ums Überleben, um existenzielle Dinge.

Dagegen die Neuzeit, hundert Jahre später, mit völlig anderen Ansprüchen der Menschen, mit nostalgisch sehr skurril anmutenden Sehnsüchten nach der „harten, aber sinnvollen“ Vergangenheit – köstlich, berührend und doch mit einem bitteren Beigeschmack der „Nachbau“ eines Schachtes im häuslichen Keller, wo man mit den ehemaligen Kumpels Karten spielt.

Kati Naumann verbindet gekonnt und mit sehr schönen Übergängen die beiden Geschichten, verwebt Vergangenheit und Gegenwart, lässt Fragen stellen, Antworten suchen, teilweise sogar finden.

Das Buch liest sich trotz der 400 Seiten sehr gut, flüssig, kurzweilig. Perfekt für lange Abende im Herbst und Winter, auch ein sehr schönes Geschenk.

Unbedingte Leseempfehlung!






  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.11.2022

Glück auf! Familienchronik und Geschichte einer Bergbau-Region

0

Louisa Steiner lebt in Bad Schlema in Sachsen und ist wie ihre ganze Familie der Tradition der sächsischen Bergleute eng verbunden. Die Geschichten von früher sind so lebendig wie eh und je, noch heute ...

Louisa Steiner lebt in Bad Schlema in Sachsen und ist wie ihre ganze Familie der Tradition der sächsischen Bergleute eng verbunden. Die Geschichten von früher sind so lebendig wie eh und je, noch heute trinkt man das Radonwasser, für das die Region und besonders Bad Schlema berühmt wurde, und noch immer denkt man an verschwundene Verwandte und Bergleute, die im Berg geblieben sind. Auch ein Großonkel Louisas, Rudolf, ist von einem Tag auf den anderen verschwunden und wird noch immer schmerzlich vermisst, vor allem von seiner Schwester Irma, Louisas Lieblingstante. Als diese ihre alte Freundin Gretchen wiederfindet, werden die alten Geschichten erneut aufgewärmt. Louisa taucht immer weiter ein in ihre Familiengeschichte und beschließt, mehr über Rudolfs Verbleib herauszufinden. Als sie feststellt, dass seine Spur nach Russland führt, bildet sich eine wundersame Reisegruppe, die sich auf den Weg nach Moskau begibt und überraschende Entdeckungen macht.

Großartige, berührende und faszinierende Erzählung über eine in ihrer Region tief verwurzelte Familie und über die Geschichte eines Ortes und seiner Bewohner. Die Autorin lässt Menschen und ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freude und ihr Überlebenswillen, die Prachtbauten und Bergbauhütten, das Leben unter Tage und das darüber lebendig werden, man ist nicht nur einfach sofort drin, man taucht tief ein in ihre Welt, lebt, fühlt, weint und lacht mit ihnen und ist förmlich ein Teil von allem. Sehr geschickt verwebt die Autorin Gegenwart und Vergangenheit, was Louisa mühsam recherchieren und herausfinden muss, erfährt der Leser dank Rückblenden in die Vergangenheit aus der Sicht der damals lebenden Familienmitglieder. Der Leser erhält somit einen uneingeschränkten und wahrheitsgemäßen Blick auf die Geschehnisse, während die Protagonisten in der Gegenwart lediglich Teile erfahren und sich manches zusammenreimen müssen. Wunderbar ist dieses Zusammenspiel der Zeitebenen, die Fragen und Themen, die Louisa bewegen und die sie herauszufinden versucht, werden direkt im Folgekapitel in der Vergangenheit erzählt und manches Mal enthüllt sich so ein überraschendes Geheimnis. Die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, werden dabei vom Jahr 1908 an chronologisch erzählt. Auch wenn mitunter recht große Zeitsprünge dabei sind, entspinnt sich doch sukzessive die Geschichte einer Bergbaufamilie von der Kaiserzeit über den 1. Weltkrieg, vom Dritten Reich, dem 2. Weltkrieg über die DDR bis zu Wende. Es ist die Geschichte der Steiners, der Stammbaum Louisas, ihre Herkunft, und das Streben, der Fleiß, die Loyalität und die Verbundenheit untereinander werden wie das Mettenlicht und das Album für Freunde des Bergbaus weitergereicht.

Mich faszinierte besonders die anschauliche Darstellung des Alltags, angefangen mit dem kargen Leben in der Bergarbeiter-Kate Anfang des 20. Jahrhunderts über den Schrecken der Weltkriege, die Hungerjahre in der Nachkriegszeit und dann des langsam, aber stetigen Aufstiegs und der verbesserten Lebensumstände, aber auch die Entwicklung und das Erwachsenwerden der Familienmitglieder, wie sie ihren Weg gehen und selbst Familien gründen bis hin zu Louisas Generation. Die Figuren sind durchweg alle liebevoll und authentisch dargestellt, sie überzeugen durch ihre Stärken und Schwächen und sind zutiefst menschlich. Wie ein Fels in der Brandung und eine fortwährende Konstante ist hierbei Wilhelm, Louisas Urgroßvater, Bergmann durch und durch, aufrecht, ehrlich und treu und der Mensch, dem Louisa eng verbunden ist, obwohl sie sich nicht an ihn erinnern kann. Aber durch sein Album, das er ihr vermacht hat, beginnt sie sich mit ihrer
Geschichte und der ihrer Familie zu beschäftigen und erfährt dabei auch viel über sich selbst.

Fazit: Ein wunderschönes Buch und ein spannender historischer Roman über das Leben einer Familie, die ihrer Region und ihrem Beruf zutiefst verbunden sind. Man erfährt viel über den Bergbau, es wird auch gefachsimpelt, das Ganze ist aber nie langweilig und vor allem ist diese Familiengeschichte sehr berührend. Die Geschichte lebt von der Verknüpfung von Tradition und Moderne und von ihren Menschen, die ihre Traditionen bewahren und alles am Laufen halten. Sicherlich nicht das letzte Buch der Autorin, das ich gelesen habe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.11.2022

Neuer Tag bringt neue Hoffnung

0

… ist einer der Leitsprüche der Familie Steiner, die seit Generationen in Schlema im Erzgebirge im Bergbau arbeitet. Sie haben viele Schicksalsschläge einstecken müssen, aber irgendwie ist es immer weitergegangen. ...

… ist einer der Leitsprüche der Familie Steiner, die seit Generationen in Schlema im Erzgebirge im Bergbau arbeitet. Sie haben viele Schicksalsschläge einstecken müssen, aber irgendwie ist es immer weitergegangen. Auch Luisa, die jüngste Generation und Vermessungstechnikerin bei der Wismut, arbeitet ehrenamtlich im Besucherbergwerk unter Tage.

„Ein Bergmann weint nicht“ hat ihr Urgroßvater Wilhelm von Kind an gelernt, und er hat auch fast nie geweint. Doch das Verschwinden seines Sohns Rudolf geht ihm und auch 2019 noch nahe. Rudolf ist 1951 während seiner Schicht spurlos verschwunden, und obwohl sie jahrelang alles versucht haben, konnten sie sein Schicksal nie aufklären, 1990 wurde er für tot erklärt. Aber sie sind überzeugt, dass noch irgendwo Aufzeichnungen darüber existieren, schließlich war das damals alles Sperrbezirk und wirklich alles wurde protokolliert. Darum soll sich Luisa jetzt noch einmal auf die Suche machen. „Aber du gibst nicht auf, nicht wahr? Du findest endlich heraus, was passiert ist.“ (S. 147)

Anhand von Familie Steiner erzählt Katie Naumann, wie sich Schlema und der Bergbau seit Beginn des 20. Jahrhunderts verändert haben. Zuerst wurde Kobalt abgebaut, dann wurde radiumhaltiges Wasser entdeckt und das Kurbad gegründet, bis erst die Nationalsozialisten und dann „die Russen“ das Uran für sich requirierten. Das alles wurde auf dem Rücken der Arbeiter und ihrer Familien ausgetragen. Sie förderten das Uran oft ohne besondere Hilfsmittel und Schutzmaßnahmen, selbst die Kinder sortierten schon strahlende Schlackebrocken. Es kam immer wieder zu teils dramatischen Unfällen – ein Menschenleben schien nicht viel wert zu sein. Besonders erschreckend fand ich auch die Beschreibung, wie an Frauen und Kindern für eine Portion Milch während des 2. WKs kostenlose „Heilbehandlungen“ mit Radon ausprobiert wurden …

Die Bergleute sind raue Menschen, von ihrer Arbeit unter Tage und der Umgebung geformt. Zu DDR-Zeiten haben auch Frauen wegen des überdurchschnittlichen Lohns jahrzehntelang im Berg geschuftet, die Kinder wurden vom Staat versorgt und erzogen. Aber die Familie hält immer zusammen und man sagt sich jeden Morgen „Auf Wiedersehen“, damit abends alle gesund und munter heimkehren. „Ich habe gehört, dass manchmal Leute im Berg verschwinden, ist da was dran?“ „Auch aus meiner Familie sind schon Männer im Berg geblieben.“ (S. 12)

Mir gefällt, wie regionale Bräuche, politische Ereignisse und die verschiedenen Staatsformen in die Handlung einfließen. Außerdem wird sehr anschaulich beschrieben, wie sich das Aussehen des Ortes im Laufe der Zeit immer wieder verändert und was es für die Bewohner bedeutet, wenn Häuser und Straßen plötzlich mehrere Meter absacken, weil der Boden vom jahrhundertelangen Abbau zerlöchert ist wie ein Schweizer Käse.

„Die Sehnsucht nach Licht“ von Kati Naumann ist eine extrem dramatische und erschütternde Familiengeschichte, die mich sicher so schnell nicht loslässt. Ich war selber schon oft im Kurbad Schlema und habe auch Radonbäder bekommen, aber die Geschichte des Ortes war mir nicht bekannt und ich glaube nicht, dass ich das Bad je wieder sorglos nutzen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere