Das Buch hat in mir die Sehnsucht nach dem Meer geweckt
„Die Stille zwischen Himmel und Meer“ von Kati Seck (erschienen 26.10.2017) ist ein sehr gefühlvoller Roman über den Kampf gegen Ängste und die Schatten der Vergangenheit.
Edda fährt ans Meer, um dort ...
„Die Stille zwischen Himmel und Meer“ von Kati Seck (erschienen 26.10.2017) ist ein sehr gefühlvoller Roman über den Kampf gegen Ängste und die Schatten der Vergangenheit.
Edda fährt ans Meer, um dort Urlaub zu machen. Was sich im ersten Moment als völlig normal und unspektakulär anhört, ist für Edda eine große Herausforderung.
Als Kind entführt und 12 Jahre in einem Keller eingesperrt, ist ihr Leben auch noch sieben Jahre danach von vielen Ängsten und Unsicherheiten gezeichnet. Sie nimmt all ihren Mut zusammen, um mal etwas alleine zu machen, sich den Menschen, den Naturgewalten und einfach allem zu stellen.
Auf der Suche nach der langersehnten Freiheit und dem, was das Leben ausmacht, trifft sie auf Sebastian, einem wortkargen, mürrischen Mann.
Aufgrund eines Zufalls müssen die beiden eine Zeitlang miteinander auskommen. Dabei bleibt es nicht aus, dass sie sich näherkommen als ihnen lieb ist und jeder die Schatten der Vergangenheit des anderen kennenlernt. Doch mit der Zeit können sie sich gegenseitig helfen, ihr Leben positiv zu verändern.
Das Buch ist aus Eddas Sicht geschrieben. Durch Rückblenden erfährt der Leser so nach und nach die wesentlichen Details aus ihrer Zeit der Gefangenschaft und der Zeit nach der Befreiung.
Sebastians Geschichte wird nur am Rande erwähnt, was aber daran liegt, dass er sich nicht wirklich öffnet und Edda demnach nicht viel mehr über ihn erfährt.
Eddas Ängste und ihre verzweifelte Suche nach dem Leben, nach besonderen Momenten und Erinnerungen lässt sich gut nachvollziehen. Ohne Erinnerungen hat das Leben quasi nicht stattgefunden und ihre einzigen Erinnerungen sind die, an die Zeit im Kellerloch und an eine psychisch-kranke, gewalttätige Frau, die sich als ihre Mutter ausgegeben hat.
Die Jahre danach hat sie auf der Suche nach dem „Mehr im Leben“ vergeudet und sich von ihren Ängsten weiterhin gefangen gehalten lassen. Wie sie selber zugibt, hatte sie keine Zeit für z.B. die Liebe, da sie auf Wesentlicheres konzentrieren musste.
Mit Hilfe eines kleinen Mädchens und Sebastian wagt sich Edda hinaus ins Leben. Sie schafft es Stück für Stück immer weiter aus sich herauszugehen und Dinge zu probieren, die für sie vorher unvorstellbar waren.
Auch wenn sie mit einer herben Enttäuschung zurechtkommen muss, verändert sich ihr Leben durch den Urlaub positiv und sie entwickelt sich erstaunlich weiter.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Die Rückblenden passen sich gut in die Geschichte ein.
Das Cover gefällt mir mit der Weite des Meeres, dem dunklen Gewitterhimmel, den Möwen und der Frau sehr gut und spiegelt den Inhalt des Buches perfekt wider.
Das Buch hat in mir die Sehnsucht nach dem Meer geweckt. Mal wieder der Brandung und den Möwen lauschen, die herrliche Salzluft genießen und sich den Wind um die Ohren wehen lassen.
Fazit:
Sehr schöne Lesestunden mit viel Gefühl, ohne dass es eine kitschige Liebesgeschichte ist. Vielmehr geht es um die Überwindung seiner Ängste, dem Gefühl Verloren zu sein in der großen weiten Welt und der Hoffnung, dass man wieder „gefunden“ werden kann.