Liv Jensens zweiter Fall
Mit ihrem Roman "Aschezeichen" stellt Katrine Engberg ein zweites Mal die Privatermittlerin Liv Jensen in den Mittelpunkt und zeigt einmal mehr ihre Stärke für komplexe Frauenfiguren mit Ecken und Kanten, ...
Mit ihrem Roman "Aschezeichen" stellt Katrine Engberg ein zweites Mal die Privatermittlerin Liv Jensen in den Mittelpunkt und zeigt einmal mehr ihre Stärke für komplexe Frauenfiguren mit Ecken und Kanten, atmosphärisch dichte Beschreibungen und einen wendungsstarken Plot. Neben Liv Jensen, die weiterhin auf eine Wiedereinstellung im Polizeidienst hofft, gibt es ein Wiedersehen mit weiteren Figuren: Der Psychologin Hannah und ihrem Vater Jan, Livs Vermieter, Nima, der eine Autowerkstatt im Hof des Grundstücks hat, Petter, Livs väterlicher Freund und einstiger Mentor. Das Geflecht dieser Menschen verstärkt sich sogar noch.
Es sind auch diese nachbarschaftlichen Verhältnisse, die Petter dazu bewegen, Liv inoffiziell in eine Mordermittlung einzubeziehen: Bei einem Angelausflug mit seinen Kindern ist Tami Ansari, ein Mann iranischer Herkunft ermordet worden. Die Kinder im Teenageralter sind seitdem verschwunden. Der Tote ist ein Cousin Nimas - Liv soll bei ihm den familiären Hintergrund nach Informationen zu dem Toten abklopfen.
Liv ermittelt allerdings zunehmend auf eigene Faust in der exiliranischen Szene, mit Nimas zunächst eher unwilliger Unterstützung. Immer mehr ist sie sich sicher, dass Vorgänge in einem Auffanglager für Flüchtlinge eine Rolle spielen. Doch Vertreter dänisch-iranischer Vereinigungen blocken ab und erklären, keine Erinnerungen an Ansari zu haben. Während Nima die 14-jährige Shirin in einem Schrebergarten findet, tauchen Informationen über ihren älteren Bruder auf, die Verwicklungen zu Drogenbanden nahelegen - handelt es sich bei dem Mord um einen Racheakt organisierter Kriminalität?
Rückblenden führen in die Vergangenheit des 15-jährigen Tami im Lager, in Verstrickungen in eine Schuld und den langen Arm des Regimes. Doch nicht nur Liv muss sich fragen, wer in diesem Fall die Wahrheit erzählt und wer Wichtiges verschweigt.
Engbergs Plot hat allerlei überraschende Wendungen und hält angesichts der vielen Unwägbarkeiten den Spannungsbogen. Gleichzeitig bringt sie ihre Figuren, allen voran Liv, näher und verleiht ihnen Tiefe und Komplexität. Engberg gehört mittlerweile zu meinen bevorzugten Autorinnen skandinavischer Spannung und "Aschezeichen" ist ein weiteres gelungenes Buch, das schon Vorfreude auf den nächsten Band weckt.