Wie sieht Freiheit aus?
Wir waren frei ist die neueste Dystopie aus der Feder von Keah Rieger, die aus zwei POVs erzählt wird. Zum einen haben wir da die Protagonistin Vinnie, die nach neuer Zeitrechnung 71 p. c. zusammen mit ...
Wir waren frei ist die neueste Dystopie aus der Feder von Keah Rieger, die aus zwei POVs erzählt wird. Zum einen haben wir da die Protagonistin Vinnie, die nach neuer Zeitrechnung 71 p. c. zusammen mit ihrer Familie auf einer künstlichen Insel namens Lex im Pazifik lebt und dort unter dem neuen Regime leidet. Zum anderen gibt es Paul, der 2023 in England lebt, als der Krieg und die Umweltkatastrophen ausbrechen und als Teil der ersten Kolonisten auf Lex kommt.
Es ist erstaunlich, was sich alles innerhalb dieser Zeitspanne ändern kann und wie ein totales Kontroll- und Überwachungssystem durch die Angst der Menschen befeuert wird, sodass eine Doktrin der Benachteiligung von Frauen und Randgruppen sowie Minderheiten etabliert werden kann.
Keah schafft es unfassbar gut, diese Welt zu skizzieren und erzählt durch die Stimme von Paul, wie dies ermöglicht wurde. Die Welt von Vinnie, die sich vor allem auf das weiße Patriarchat stützt, lässt es eigentlich nicht zu, sich aufzulehnen, aber genau das tut sie, je mehr sie in die Gedankenwelt von Paul eintaucht. Immer häufiger fragt Vinnie sich, was genau Freiheit bedeutet und was ist mehr wert, die individuelle Freiheit oder das vermeintliche Allgemeinwohl bzw. die Sicherheit der Gesellschaft.
Das Buch ist zwar eine Dystopie, aber trotzdem sehr realistisch erzählt, sodass es mir leicht gefallen ist, mir vorzustellen, dass dies genauso passieren könnte. Am besten hat mir die Charakterentwicklung von Vinnie gefallen. Durch die duale Erzählweise erfährt der Lesende genauso wie Vinnie immer mehr, wie es zu der dystopischen Welt von Lex gekommen ist, sodass es leicht fällt ihre Entwicklung sowie Gedanken und Gefühle nachzuempfinden. Außerdem bricht diese Art der Erzählung die Geschichte etwas auf und schafft so einen angenehmen Lesefluss.
Mein Fazit: Eine sehr spannende und packende Geschichte, die sowohl aktuelle Probleme anspricht, als auch beängstigende Zukunftsszenarien zeichnet und zeigt, warum Frieden, Bildung und Zugang zu Wissen so wichtig sind.