Cover-Bild Das Leben eines Anderen
(28)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 360
  • Ersterscheinung: 11.04.2022
  • ISBN: 9783518430552
Keiichirō Hirano

Das Leben eines Anderen

Roman
Nora Bierich (Übersetzer)

Akira Kido lebt in Yokohama, ist Ende dreißig, Vater eines vierjährigen Sohnes, Ehemann und Scheidungsanwalt. Er hadert mit seinem Leben, seiner Ehe, alles erscheint ihm festgefahren und auf unbestimmte Weise falsch. Da wird er von einer ehemaligen Klientin aufgesucht und um Ermittlungen zu ihrem kürzlich verstorbenen Ehemann Daisuke gebeten. Ein Jahr nach dessen Tod stellte sie fest, dass Daisukes Identität auf einer Lüge basierte: sein Name, seine Vergangenheit, seine Personalakte – alles gefälscht, Daisuke war nicht derjenige, der er vorgab zu sein. Kido beginnt mit den Recherchen und deckt ein komplexes System von Identitätstausch auf. Bis er schließlich selbst von der Idee verführt wird, sich das Leben eines anderen Mannes anzueignen, um dem eigenen Schicksal zu entgehen.

Was geschieht, wenn wir mit einer anderen Person die Identität tauschen? Wie liebt man, wie lebt man in der Lüge? Keiichirō Hirano, der große, bisher unübersetzte Gegenwartsautor Japans, schreibt in einem raffinierten literarischen Spiel über eine scheinbar ganz normale japanische Familie – und über das fatale Verlangen, das Leben eines Anderen zu führen.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2022

solide japanische Literatur

0

Akira Kido ist eigentlich Scheidungsanwalt. Doch nachdem er von einer ehemaligen Klientin um Hilfe gebeten wird, begibt er sich auf eine ungewöhnliche Spurensuche. Bei diesem interessanten Fall handelt ...

Akira Kido ist eigentlich Scheidungsanwalt. Doch nachdem er von einer ehemaligen Klientin um Hilfe gebeten wird, begibt er sich auf eine ungewöhnliche Spurensuche. Bei diesem interessanten Fall handelt es sich nämlich um die gestohlene Identität des Mannes der Klientin. Denn nach dessen frühzeitigen Tod stellte sich heraus, dass dieser in Wirklichkeit ganz jemand anderes ist, als es schien. Fasziniert davon, seine eigene Identität aufzugeben und das bisherige Leben komplett hinter sich zu lassen, versteift sich Akiro immer mehr auf die Suche nach der Wahrheit und den Hintergründen des Identitätswechsels.

Für mich persönlich fällt es schwer, das Buch in eine bestimmte Schublade zu stecken. Den einerseits erinnert es an das typische Katz-und-Maus-Spiel eines Kriminalromanes und dieses zu verfolgen brachte einerseits eine unterschwellige und sanfte Spannung in die Geschichte, da dieser Aspekt des Buches nicht zu deutlich und tonangebend. Darüber hinaus erinnern sehr viele Elemente an einen Gesellschaftsroman. So setzt sich das Buch einerseits mit Sippenhaftung auseinander, aber auch mit anderen wichtigen Aspekten der japanischen Gesellschaft, wie der koreanisch-japanischen Geschichte oder den Vorurteilen gegenüber der koreanischstämmigen Minderheit im Japan. Hier gibt das Buch einen äußerst interessanten und wichtigen Einblick, der mir als Europäer recht unbekannt war. Darüber hinaus konnte mich auch der Schreibstil des Autors überzeugen, wenn auch nicht begeistern. Denn bei meinen bisherigen Erfahrungen mit ostasiatischer Literatur habe ich gemerkt, dass mir der recht nüchterne Schreibstil, nicht immer zusagt. Dieses mal aber war dieser weniger trocken, auch wenn er nicht voll und ganz meinen Geschmack traf.

Letztendlich ist der Roman ein solides Stück japanischer Literatur, das definitiv lesenswert ist, auch wenn ich leider nicht ganz überzeugt werden konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2022

Identitätssuche

0

Vor acht Jahren vertrat der Anwalt Akira Kido eine Klientin bei ihrer Scheidung. Nun wendet Rie Takemoto sich erneut an ihn – mit einer delikaten Angelegenheit: Nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns Daisuke ...

Vor acht Jahren vertrat der Anwalt Akira Kido eine Klientin bei ihrer Scheidung. Nun wendet Rie Takemoto sich erneut an ihn – mit einer delikaten Angelegenheit: Nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns Daisuke Taniguchi stellte sich heraus, dass dieser mit ihr unter einem falschen Namen zusammengelebt hatte. Doch wer war er wirklich? Und was hat ihn veranlasst, seine Frau und Kinder zu belügen? Die Suche nach der Wahrheit führt Kido in tiefe Abgründe; sowohl die fremder Menschen, als auch seine eigenen.

„Das Leben eines Anderen“ ist der erste ins Deutsche übersetzte Roman des japanischen Schriftstellers Keiichirō Hirano und wird auf interessante Art und Weise erzählt. In der Vorrede schildert der Autor, wie er seinen Protagonisten kennenlernte und dieser ihm die Erlaubnis erteilte, über ihn und seinen Fall zu schreiben. Diese Szene taucht später im Roman so ähnlich noch einmal auf, als Kido auf die Nebenfigur Misuzu trifft – beide Male stellt er sich unter falscher Identität vor, so dass die Vorrede dem ganzen Roman einen Anschein von Authentizität verleiht.

Wer sich von dem Buch eine Kriminalhandlung im klassischen Sinne erwartet, der wird vermutlich enttäuscht, denn während es vordergründig zwar um Daisuke Taneguchi und die Suche nach seiner wahren Herkunft und seinem richtigen Namen geht, so steht auf den zweiten Blick ein ganz anderes Thema im Fokus, nämlich das der Identität und somit auch die Frage, was dieses Wort eigentlich für unser Leben bedeutet.

Der erste Teil wird nach und nach – und durchaus zufriedenstellend – aufgelöst. Der Autor erzählt, wie Rie und Daisuke sich kennenlernten, zeichnet Kidos Nachforschungen nach und präsentiert am Ende das Ergebnis, mit dem Ehefrau und Kinder erst einmal leben müssen. Der zweite Teil gestaltet sich da schon komplizierter, denn im Verlauf des Geschehens erfahren wir, dass in Kidos Leben und vor allem in seiner Ehe auch nicht alles nach Plan läuft. Umso größer ist für ihn die Versuchung, sich selbst eine neue Identität zu schaffen. Vom Schluss des Romans hätte ich mir mehr Konsequenz gewünscht, so blendet er leider recht leise aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2022

Fesselnde japanische Lektüre über einen mysteriösen Identitätstausch

0

Japanliteratur, soweit ich sie gelegentlich immer mal wieder gelesen habe, wirkt auf den westeuropäischen Leser oft etwas schwermütig, behandelt aber durchweg sehr interessante Themen. Beides trifft auf ...

Japanliteratur, soweit ich sie gelegentlich immer mal wieder gelesen habe, wirkt auf den westeuropäischen Leser oft etwas schwermütig, behandelt aber durchweg sehr interessante Themen. Beides trifft auf den vorliegenden Roman zu, der aus der Feder eines japanischen Bestsellerautors stammt und sein erster ins Deutsche übersetzte ist.
Schwermütig und grüblerisch ist auch der Protagonist, ein renommierter Zivilrechtsanwalt aus Yokohama. Im Auftrag einer früher von ihm vertretenen Mandantin stellt er Ermittlungen über deren zweiten Ehemann an, der, wie sich nach dessen Tod herausstellt, aus in seiner Vergangenheit liegenden Gründen unter einer anderen Identität als der von ihm vorgegebenen lebte. Akribisch und nach Art eines Detektives ergründet Kido dessen Leben und findet Puzzleteil um Puzzleteil. Dabei deckt er ein komplexes Netz von Identitätstauschen auf. Es handelt sich um eine höchst interessante und spannende Geschichte, die da zu Tage befördert wird. Den nicht japanischen Leser wie mich verwirrt sie allerdings angesichts der vielen kaum unterscheidbaren japanischen Namen von involvierten Personen und von Orten in Japan. Hier wäre ein kleines Glossar von Hilfe gewesen. Zusätzlich fasziniert der Roman dadurch, dass Kido anlässlich seiner Recherchen mit dem eigenen Schicksal als Angehöriger einer Minderheit in Japan und dem dort zunehmenden Rassismus hadert und nachdenkenswerte Überlegungen dazu anstellt, wie es wäre, wenn auch er sich das Leben eines Anderen aneignen würde. Wer noch nicht japankundig ist, wird viele interessante Aspekte zum Land und zur Gesellschaft finden, die dann zum Weiterstöbern animieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2022

Keiichirō Hirano - Das Leben eines Anderen

0

Die ehemalige Klientin Rie wendet sich an den Scheidungsanwalt Akira Kido. Ihr zweiter Ehemann kam bei einem Unfall ums Leben. Sie hatten nicht viel Zeit miteinander, nicht einmal vier Jahre, und nach ...

Die ehemalige Klientin Rie wendet sich an den Scheidungsanwalt Akira Kido. Ihr zweiter Ehemann kam bei einem Unfall ums Leben. Sie hatten nicht viel Zeit miteinander, nicht einmal vier Jahre, und nach seinem Tod hat sie zunächst den Wunsch ihres verstorbenen Gatten akzeptiert und dessen Familie nicht über das Unglück informiert. Nur wenig wusste sie über sein Vorleben, er hatte damit abgeschlossen und neu begonnen. Zum ersten Todestag jedoch nimmt sie Kontakt mit dem Bruder auf und muss zu ihrem Schrecken feststellen, dass der Mann, mit dem sie glaubte verheiratet zu sein, nicht der war, als der er sich ausgab. Sie beauftragt Kido mit den Nachforschungen, um die Identität des Verstorbenen herauszufinden.

Schon seit über 20 Jahren ist Keiichirō Hirano eine bekannte Größe in der japanischen Literaturszene und er wurde bereits mit zahlreichen Preisen geehrt. „Das Leben eines Anderen“, der mit dem angesehenen Yomiuri Prize for Literature ausgezeichnet wurde, ist sein erster Roman, der in deutscher Übersetzung erschienen ist und der derzeit fürs Kino verfilmt wird. Im Zentrum steht die Suche nach dem Unbekannten und damit eng verbunden die Frage, wie sehr das eigene Leben von der Familie und der Familiengeschichte bestimmt wird oder bestimmt werden darf.

Die langwierige Recherche Kidos ist der rote Faden der Handlung. Bald schon offenbart sich jedoch, dass das zentrale Thema mehrere der Figuren betrifft. Kido selbst ist koreanischer Abstammung, was im Japan der Gegenwart immer noch mit Vorurteilen behaftet ist. Zainichi kamen während der Kolonialzeit als Arbeitskräfte nach Japan, verloren später jedoch die Staatsangehörigkeit, jedoch werden auch zweite und dritte Generation nach wie vor als Fremde betrachtet und sind immer wieder, gerade in Zeiten von wirtschaftlichen Unsicherheiten verschiedenen Formen von Fremdenfeindlichkeit und Verachtung ausgesetzt. Kido ist sich dessen bewusst, auch die Vorbehalte der Familie seiner Frau vor der Heirat waren ihm bekannt. Er kann seine Herkunft nicht abstreifen, hat aber auch gelernt defensiv mit ihr umzugehen.

Genau diese Herkunft ist es auch, die zum Schlüssel für das Auflösen des Mysteriums um den Unbekannten wird. Er hat sich entschieden das Leben eines Anderen anzunehmen und sein eigenes abzustreifen. Auch Ries Sohn hadert im Laufe der Geschichte damit, wer er ist, ob er mehr von seinem leiblichen oder mehr von seinem Ziehvater mitbekommen hat und was deren Familiengeschichten für ihn bedeuten.

Die Vergangenheit kann man nicht ändern – aber die Zukunft liegt in der eigenen Hand. Ein sehr japanischer Roman, der weitere für mich unbekannte Facetten des fernöstlichen Landes offenbart.

Veröffentlicht am 08.06.2022

Sind wir wirklich der, der wir vorgeben zu sein?

0

Das Thema interessiert und berührt mich sehr, da mich Identitätsdiebstahl sehr interessiert, egal ob im Internet oder in der Realität. Japanische Autoren sind in meinem Bücherregal eher spärlich vertreten, ...

Das Thema interessiert und berührt mich sehr, da mich Identitätsdiebstahl sehr interessiert, egal ob im Internet oder in der Realität. Japanische Autoren sind in meinem Bücherregal eher spärlich vertreten, daher war ich umso gespannter. Das Cover ist geheimnisvoll und eher unauffällig, passt aber wunderbar zum Inhalt des Buches. Die Einführung stimmt den Leser bereits sehr gut ein und erzeugt die notwendige Spannung. Das Buch beginnt mit Ries tragischer Lebensgeschichte und obwohl man weiß, dass Daisuke tot ist, fragt man sich was vorgefallen ist und hat zig offene Fragen und Gedanken im Kopf. Der Schreibstil ist sehr gut, sehr fesselnd und die Seiten sind spannungsgeladen. Als wäre der Tod ihres geliebten Mannes nicht bereits schlimm genug, wird ihr der Boden unter den Füßen weggezogen, als sie erfährt, dass ihr Mann niemals der Mann war, für den sie ihn gehalten hat. Immer wieder fragt man sich, wie jemand so eine Lebenslüge verkraftet? Wie schließt man Frieden, wenn man keine direkte Antwort mehr von der betroffenen Person erhält? Wie erzählt man seinen Kindern eine Geschichte, die man ja selbst nicht einmal annähernd versteht? Der Anwalt Kido findet schnell am eigenen Leib heraus, wie einfach und schnell man sich eine neue Identität aneignen kann und wie viel Spaß und Spannung das Spiel mit der Lüge machen kann. Das Vorspielen falscher Tatsachen ist so einfach und doch so voller Faszination. Es wird sehr gut beschrieben, wie schnell man in so einer Situation die Kontrolle verliert, besonders wenn das Umfeld, in diesem Fall Kidos Ehe, eher instabil ist.
Die japanische Geschichte und die dramatische Erdbebensituation werden gekonnt in die Handlung eingebunden und sind äußerst interessant, da für mich völlig unbekannt.
Das Buch erzeugt kontinuierlich Spannung. Immer wenn man glaubt, man hat eine Spur, liegt man falsch und die Spannung ist kaum aushaltbar. Das liegt wohl auch an dem speziellen Thema und an dem gekonnten Wechsel zwischen akribischer Recherche und Zufalls-Spuren, auf die Kido sich begibt.
Und immer wieder im Hintergrund die Frage, wie schlimm das eigene Leben sein muss, dass man bereit ist seine eigene Identität aufzugeben.
Es ist schwer über dieses Buch nicht zu viel zu verraten, nur so viel: es ist voller Überraschungen und uneingeschränkt lesenswert für alle, die in eine neue Geschichte eintauchen wollen und spannungsgeladene Seiten suchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere