Kurzweiliger, humorvoller Liebesroman mit Herz!
Camryn Covic einen glückstrahlenden Optimisten zu nennen, wäre eine unverschämte Lüge. Denn Cam hat im Laufe ihres Lebens gelernt, dass nicht jeder auf der Sonnenseite stehen kann und man sich alles mit ...
Camryn Covic einen glückstrahlenden Optimisten zu nennen, wäre eine unverschämte Lüge. Denn Cam hat im Laufe ihres Lebens gelernt, dass nicht jeder auf der Sonnenseite stehen kann und man sich alles mit Fleiß und Ehrgeiz erarbeiten muss.
Zwar hat sie eine serbische Großfamilie im Rücken, die sie sehr liebt, doch hat besagte Familie leider auch die üble Angewohnheit, sich in sämtliche Belange die Cam betreffen, einmischen zu wollen. Und Cam hasst diese ewig langen und demütigen Diskussionen darüber, wieso sie etwa immer noch nicht verheiratet ist.
Eigentlich hatte sie geplant, die Hochzeit ihrer Schwester, zusammen mit ihrem Freund/Chef Max, zu besuchen. Doch nur kurz vorher schlägt wieder mal das Schicksal zu.
Erst macht Max mit ihr Schluss, dann erfährt sie, dass er mit ihrer Vorgesetzten geschlafen hat und dann wird sie, zu allem Überfluss, auch noch von der besagten Frau gefeuert.
Cam fällt aus allen Wolken und vergräbt sich, todtraurig in ihren vier Wänden. Was sie am meisten an der Sache schmerzt, ist, dass Max ihr vorgeworfen hat, dass sie wie ein menschlicher Roboter agiert und zu keiner menschlichen Regung fähig sei.
Als Cams Schwester davon erfährt, nimmt sie sofort das Zepter in die Hand und schlägt Cam eine Scheinbeziehung mit Troy, dem Pflegesohn der Covics vor, mit dem sie ein freundschaftliches Verhältnis verbindet, damit der Familienfrieden während der Hochzeitsfeierlichkeiten gewahrt bleibt. Cam lässt sich überreden und auch Troy hat nichts gegen den Handel einzuwenden, da er Cam immer schon sehr mochte, denn sie war es einst, die ihm in den Stunden tiefster Verzweiflung Freundschaft entgegenbrachte.
Schon bald trifft der Familienclan zusammen auf dem luxuriös anmutenden Anwesen des Bräutigams und zunächst fällt der Covic-Clan aus allen Wolken, als er erfährt, dass Cam und Troy angeblich ein Paar sind. Besonders Cams Großmutter ist argwöhnisch, denn ihrer Meinung nach würde sich solch ein attraktiver Bursche wie Troy niemals mit ihrer durchschnittlich aussehenden Enkelin einlassen, oder?
Da ich humorvolle Contemporary-Romances sehr liebe, wurde ich gleich hellhörig, als mir jemand vor einiger Zeit Kelly Morans Romane empfahl. Aber, ich gebe es gerne zu, ich bin auch ein wenig serienmüde geworden und so zögerte ich sehr lange, bis nun kürzlich „Kissing in the Rain“ erschien. Ein Einzelroman, dessen Liebesgeschichte, schon rein von der Ausgangssituation her, spannend klang. Ich liebe nämlich anfängliche Scheinbeziehungsplots.
Dazu kommt, dass ich eine Schwäche habe, für Geschichten, in denen schrullige Familienmitglieder auftreten, die die Paare ein wenig in die richtige Richtung schubsen. Ich erhoffte mir von „Kissing in the Rain“ eine Art „My Big Fat Greek Wedding“ Abenteuer (übrigens ein sehr empfehlenswerter, romantischer Film!). Obwohl Cams serbische Familie durchaus ein quirliger Haufen ist, deren Dialoge den Leser oftmals zum Schmunzeln bringen, fand ich aber, dass Kelly Moran diesbezüglich ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist. Denn manche Bemerkungen, etwa von Cams Großmutter, sind dermaßen verletzend, dass man sich eigentlich nicht wundern darf, wieso Cam ein mangelndes Selbstbewusstsein auf zwei Beinen ist. Zwar vertraut sie auf ihren Intellekt, doch hält sie sich für ein unscheinbares Etwas und lässt sich praktisch von jedem Familienmitglied gängeln. Cams Passivität, war dann auch ein Punkt, der schwer zu ertragen ist und dass sie praktisch ständig in eine andere Richtung gedrängt wird ohne sich einmal zur Wehr zu setzen, nervt schon.
Obwohl Troy ebenfalls versucht, Cam diverse Dinge aufzuzwingen, meint er es zumindest gut. Sein Motiv ist nachvollziehbarer, denn er kann als einziger hinter Cams Fassade schauen und weiß, dass sie eigentlich ganz anders gestrickt ist. Er ermutigt sie zudem, sich zu behaupten und die Sache mit der Liste, die Cam mit ihm durchgehen soll, fand ich supersüß und romantisch in Szene gesetzt.
Aber auch Troy trägt seelische Altlasten mit sich herum und ich fand die Momente, in denen Cam Troy beisteht (ich kann hier leider nicht näher ins Detail gehen/Spoiler), ebenfalls sehr tiefsinnig und süß geschildert.
Ein bisschen erinnert mich Kelly Morans eingängiger Schreibstil an den von Sarah Morgan, deren Romances ich ebenfalls sehr schätze und ich mochte den Roman im Großen und Ganzen. Aber für eine Bestbewertung reicht es leider nicht, da es auch ein paar Punkte gab, die ich nicht so gut dargeboten fand.
Obwohl ich durchaus Verständnis für Cams Passivität hatte, war ihr Selbstmitleid schwer zu ertragen. Dazu fand ich, dass sich das Paar einfach zu lange im Kreis drehte. Cam und Troy drückten sich missverständlich aus, stritten sich, liebten sich, nur um sich dann wieder zurückzuziehen. Dies Hin und Her war mir einfach „too much“, dazu hat mich Cams bösartige Großmutter ganz schön Nerven gekostet, weswegen ich einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen habe.
Positiv fand ich, dass sich Cam durch Troys Versuche innerlich wandelte und Selbstbewusstsein entwickelte.
Das Paar tut sich gut und beide wachsen durch die Beziehung miteinander. Dazu mochte ich die Mischung aus Romance und trockenem Humor sehr. Trotz gewisser Kritikpunkte ist diese Love Story romantisch und dank prickelnder Liebesszenen sehr sexy geraten.
Kurz gefasst: Kurzweiliger, humorvoller Liebesroman mit Herz!