Angenehm leichte Liebesgeschichte ohne großes Drama
Für mich war dieser süße Jugendroman, der im November 2020 beim ONE Verlag erschienen ist, das erste Werk der sympathischen Autorin Kelly Oram. Über ihren Schreibstil hatte ich bereits in der Vergangenheit ...
Für mich war dieser süße Jugendroman, der im November 2020 beim ONE Verlag erschienen ist, das erste Werk der sympathischen Autorin Kelly Oram. Über ihren Schreibstil hatte ich bereits in der Vergangenheit viel Positives gehört und nach dieser Lektüre stand für mich fest, dass ich nun auch ihre zuvor veröffentlichten Bücher, allen voran "Cinder & Ella", lesen möchte.
Die Aufmachung des Covers erinnert sehr an die Logos diverser Highschool-Sport-Teams, passt also wie die Faust aufs Auge zu einer Geschichte, in der Sport eine große Rolle spielen wird. Meine Befürchtung, eventuell von einer Vielzahl an Baseball-Begriffen erschlagen zu werden, hat sich jedoch zum Glück als unbegründet herausgestellt.
Charlie Hastings ist kein 'girly Girl', kein "typisches" Mädchen. Sie trägt keine Kleider, schminkt sich nicht, spielt Baseball und verbringt ihre Freizeit nicht mit Shoppen, sondern beim Training mit ihren besten Freunden – für Kevin, Diego und Eric ist sie wie eine Schwester. Bisher war es nie ein Problem für Charlie, dass die Jungs in ihr nur den Kumpel-Typ sehen, doch seit einiger Zeit ist sie unglücklich in Eric verliebt – und gerade, als sie sich dazu entschlossen hat, ihm ihre Gefühle zu gestehen, verkündet er stolz, dass er mit einem anderen Mädchen zum Prom gehen wird. Eine Katastrophe! Charlie will raus aus der Friendzone und ist wild entschlossen, ihr Image zu ändern, weiblicher zu werden. Mit dem maskulinen Sport soll es vorbei sein; eine Zukunft im Profi-Sport scheint für sie ohnehin unmöglich (trotz ihres unglaublichen Talents und den guten Kontakten ihres reichen Vaters, der einst selbst Profi-Spieler war) – welches College würde schon einem Mädchen ein Baseball-Stipendium anbieten?! Dann kann sie genauso gut gleich damit aufhören. Nur der charismatische Team-Kapitän Jace kann Charlie im letzten Moment davon abhalten, kurz vor den Meisterschaften die Mannschaft zu verlassen. Er schwärmt schon lange für sie und bietet ihr prompt seine Unterstützung in Sachen Typveränderung an. Plötzlich erkennen ihre Freunde Charlie nicht mehr wieder und vor allem Eric ist überhaupt nicht begeistert von dieser Entwicklung…
Ich habe mich mühelos in Charlie hineinversetzen können, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Sie hat ihren eigenen Kopf und immer einen lustigen Spruch auf Lager, ist ein sehr herzlicher Mensch und heillos überfordert, wenn es ums Flirten geht. Mit dem ganzen 'Mädchenkram' kennt sie sich nicht aus, umso mutiger finde ich ihren Entschluss, sich aus ihrer Komfortzone hinauszuwagen und etwas Neues zu versuchen. Auch ihr Vater ist zum Knuddeln! Er hat seine Tochter alleine großgezogen und bemüht sich nach Kräften, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Dabei ist es ihm gelungen, Charlie zu einer verantwortungsbewussten jungen Frau zu erziehen und keine verwöhnte Prinzessin aus ihr zu machen. Jace und seine Zwillingsschwester Leila – hach, sie sind beinahe zu gut für diese Welt. Jace ist der Inbegriff des perfekten zukünftigen Schwiegersohns: immer anständig, geduldig und verständnisvoll. Ein wenig mehr Ecken und Kanten hätte ich ihm allerdings schon gewünscht, mir war er schlichtweg viel zu lieb. Damit meine ich nicht, dass er negatives Verhalten hätte zeigen sollen, sondern dass man bei aller Verliebtheit auch sein eigenes Selbstwertgefühl nicht aus den Augen verlieren darf. Die quirlige Leila, die Charlie fortan unter ihre Fittiche nimmt, muss man einfach mögen. Natürlich war sie als Figur extrem stereotypisch überzeichnet und auch die Tatsache, dass plötzlich all ihre Cheerleader-Freundinnen best friends mit Charlie sind, ist recht unrealistisch (ebenso wie die spielerische Lösung sämtlicher Probleme im Laufe der Handlung), das machte ihren Charakter aber nicht minder liebenswert. Abschließend muss ich für Eric eine Lanze brechen, dem wohl die Rolle des Bad Boys zugedacht worden ist – man kann von ihm und seinen Reaktionen halten was man will, aber der Junge kann schließlich nicht Gedanken lesen, mehr möchte ich dazu nicht verraten.
Der angenehme, unaufgeregte Schreibstil passt hervorragend zur Wohlfühlatmosphäre des Romans, ist locker, oftmals humorvoll und von realistischen, altersgerechten Dialogen geprägt. Hinsichtlich der Handlung erschienen mir viele Elemente enorm vorhersehbar, sodass ich die ganze Zeit gespannt auf den großen Knall wartete, den überraschenden Aha-Moment, der aber nicht kam. Dennoch wirkte die Story nie langweilig.
Fazit: Es muss nicht immer wahnsinnig tiefgründig sein. Dieser Roman ist wie gemacht zum Zurücklehnen und Entspannen. Perfekt für Fans von unschuldigen Highschool-Romanzen ohne großes Drama.