Für mich leider nicht durchgehend überzeugend
"Der schwarze Thron" von Kendare Blake hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. Ich hasse es, Bücher abzubrechen, also hab ich mich mehr oder weniger gezwungen, es fertig zu lesen. Und dann kamen die letzten ...
"Der schwarze Thron" von Kendare Blake hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. Ich hasse es, Bücher abzubrechen, also hab ich mich mehr oder weniger gezwungen, es fertig zu lesen. Und dann kamen die letzten 100 Seiten. Diese letzten 100 Seiten sind Schuld, dass ich nun doch Teil zwei lese. Aber von vorn:
Die Grundidee der Story hat mich schier umgehauen. Drei Schwestern, die nach der Geburt getrennt wurden und die sich gegenseitig umbringen sollen, sobald sie 16 sind, sodass die Verbliebene die nächste Königin wird. Das fand ich so ungewöhnlich wie brutal und einfach erstaunlich.
Für diese unglaublich faszinierende Geschichte wurde ein ebensolches System der dortigen Welt entwickelt. Passend dazu gibt es eine Karte, was mich sehr erfreute - ich liebe Karten in Büchern. Allerdings, und da hab ich mich irgendwie echt reingesteigert, sollte die dann auch zur Story passen. Wenn ich lese, dass eine Person von einer Stadt aus Richtung Süden geht und auf eine weitere Stadt zusteuert, dabei aber von "an der Westküste" die Rede ist, obwohl dies laut Karte die Ostküste ist, macht mich das rasend. Für manch anderen mag das kleinlich wirken, aber das fabd ich richtig schlimm und habe mich dann ständig drüber aufgeregt. Zumal dies nur ein Beispiel ist, was mir aufgefallen ist.
Auch bin ich zu Beginn nur schwer eingestiegen, was für mich mehrere Gründe hatte.
Zum einen lag dies bei mir am Erzählstil. Die Geschichte wird aus Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert, womit ich mich einfach nicht anfreunden konnte, da ich nie das Gefühl bekam, mittendrin zu sein und mit den Charakteren mitzufühlen. Und dabei ist genau das der Punkt, den ich beim Lesen am meisten liebe, aber es wollte mir bei Der schwarze Thron einfach nicht gelingen.
Berichtet wird immer von anderen Schauplätzen, um auf diese Weise alle drei Schwestern im Blick zu behalten, was ich von der Idee her total gut finde, da ich Perspektivwechsel sehr mag. Allerdings traten schon zu Beginn jeweils nacheinander unglaublich viele Personen auf, die zum Teil nichts miteinander zu tun hatten, weshalb ich recht schnell den Überblick verloren habe was zur Folge hatte, dass ich immer wieder zurück blättern musste, was ich doch als recht nervig empfand.
Zudem wurden nicht ausschließlich die Schwestern genauer betrachtet, auch andere Personen standen teilweise im Mittelpunkt, was für mich teils auch einfach verwirrend war und noch mehr dazu beitrug, mich keinem der Charaktere nahe zu fühlen.
Allerdings, und das muss ich wiederum positiv anmerken, führte dieser Erzählstil dazu, dass ich mich nie entscheiden konnte, welcher der Schwestern ich nun den Thron gönne, sodass ich meine Meinung immer wieder änderte. Das fand ich sehr interessant und unterhaltsam, denn häufig konnte mich die Story an sich leider nicht mitreißen. Einzelne Passagen zogen sich ewig hin während andere für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt wurden.
Was mir gut gefallen hat, sind die Veränderungen, die jede der drei Schwestern im Verlauf der Geschichte vollzog und überhaupt, wie unterschiedlich die drei doch sind. Während Katharine eher die Ruhige ist, erscheint Arsinoe als wahrer Wildfang und Mirabella ist sehr emotional.
Auch kommen immer wieder unterschiedliche Themen zum Vorschein, mit denen sich jeder schon mal mehr, mal weniger beschäftigen musste. Es geht um Selbstzweifel und gewinnendes Selbstvertrauen und um die Sorge um die, die einem am Herzen liegen.
Und während die ersten 350 Seiten für mich eher dahinplätscherten und ich darauf wartete, dass ich bald durch bin, flashten mich die letzten 100 Seiten umso mehr. Denn auf einmal nahm die Geschichte an Fahrt auf und hinterließ mich mit einer Reihe von Wendungen, die unfassbar viele Fragen offen ließen.
Fazit:
Diese für mich völlig neue und faszinierende Idee rund um die Schwestern ist sowohl düster und grausam als auch feinfühlend und tiefsinnig, sodass für mich eigentlich alles passte, da hinter der Idee so unglaubliches Potential steckt, was für mich jedoch hauptsächlich aufgrund der Erzählperspektive leider nicht voll ausgeschöpft wurde.
Das Ende jedoch hätte spannender nicht sein können, weshalb ich mich nun daran mache, Teil zwei zu beginnen.
Ich glaube auch trotz meiner vielen Kritik, dass Der schwarze Thron dennoch lesenswert ist für all diejenigen, die auf düstere Fantasy mit grausamen Intrigen stehen und die sich nicht daran stören, wenn keine emotionale Bindung zu den Charakteren entsteht.