Anouk und Femke waren die besten Freundinnen, die man sich vorstellen kann, bis Femke einen Fehler begangen hat, den ihr Anouk nicht vergeben konnte. Seit dem gehen die beiden getrennte Wege. Mehr als drei Jahre später steht Femke plötzlich wieder vor Anouk und bittet sie um Hilfe. Doch es kommt zu einem furchtbaren Unfall, in dessen Folge Anouk herauszufinden versucht, was in den letzten Jahren mit ihrer ehemals besten Freundin geschehen ist. Dabei stößt sie auf unaussprechliches Unrecht und ihr wird klar, dass nichts so ist, wie es einst schien.
Dieses Buch ist definitiv nichts für schwache Nerven und dennoch ist es wahnsinnig wichtig, dass es geschrieben wurde, auch wenn die Geschichte rund um Anouk und Femke auf eine offene Art so brutal ist, dass es selbst beim Lesen schon weh tut.
Kerstin Ruhkieck hat einen recht einfach und leicht lesbaren Schreibstil, wobei gerade anfangs noch ein gewisser Sarkasmus die sehr ernste Handlung auflockert. Dabei nimmt sie aber auch kein Blatt vor den Mund. Jedenfalls bin ich, so ich zum Lesen kam, direkt durch die Seiten geflogen.
Richtig beeindruckt hat mich aber die Handlung an sich. Diese ist anfangs zwar noch sehr verwirrend, entwickelt sich aber von Seite zu Seite immer mehr zu einem wahnsinnig spannenden und mitreißenden Horrortrip. Was hier mit der Protagonistin geschieht, ist kaum auszuhalten und doch muss man einfach weiter lesen, wobei immer mehr schreckliche Geheimnisse ans Tageslicht treten, immer genau richtig portioniert. So fiel es mir immer schwerer, dieses Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Allerdings sollte man nicht unbedingt mit einer typischen Freundschaftsgeschichte rechnen, denn die Freundschaft zwischen Anouk und Femke ist zwar wichtig für die Handlung, aber meiner Meinung nach, nicht das Hauptthema. Nur will ich dazu nicht zu viel verraten. Was ich jedoch sagen kann ist, dass diese Geschichte wahnsinnig viele Facetten zu bieten hat. So gibt es viel Drama, ein bisschen Freundschaft, aber auch Liebe. Im Mittelpunkt steht aber ein Thema, welches jeden etwas angeht und welches nicht unter den Tisch gekehrt werden sollte und welches die Autorin mit einer solchen Intensität und Ernsthaftigkeit beschreibt, dass es dem Leser unter die Haut gehen muss. Was die Auflösungen der zahlreichen Fragen angeht, die die Handlung immer wieder aufwirft, so muss ich sagen, dass ich des öfteren eine Vermutung hatte, in welche Richtung es gehen könnte, aber nie zu einhundert Prozent richtig lag. Das Ende dann hat mich zerstört und ich weiß noch immer nicht so richtig, was ich davon halten soll.
Was ich von den Charakteren halten soll, so bin ich mir allerdings sicher, denn die sind alle so gut geschrieben, dass sie mir von Anfang an ausgesprochen realistisch und lebendig vorkamen. Dabei habe ich gerade mit Anouk und Femke sehr mitgelitten und war davon, wie die beiden, als Einheit, aber auch als eigenständige Persönlichkeiten, geschrieben wurden, sehr beeindruckt. Aber auch alle anderen Charaktere fand ich extrem ausdrucksstark und fassbar.
Sei zum Schluss nur noch zu sagen, dass ich diesen Jugendthriller, der aber auch gut und gerne von Erwachsenen gelesen werden sollte, nur weiter empfehlen kann. Jedoch sollte man auch wissen, dass man sich hiermit auf eine Geschichte einlässt, die extrem triggern könnte, gerade wenn man selbst schon Gewalt in jeglicher Art erfahren hat.