"Like you and me" ist der zweite Teil der "Upper East Side"-Reihe und für mich das erste Buch, das ich von der Autorin lese. Wie bei vielen Reihen in diesem Genre habe ich den Eindruck gewonnen, dass es nicht nötig ist, den ersten Band – "Nothing like us" – vorher lesen zu müssen. Vermutlich hilft es, die Streitereien zwischen Lena und Sander, die Nebenfiguren in diesem Buch sind, besser zu verstehen. Da es aber vordergründig um Lexie und Trip geht, ist dies eher nebensächlich und nimmt im Plot auch eher einen kleinen Teil ein. Ich hatte zumindest nicht das Gefühl, irgendwelche Informationen verpasst zu haben oder gebraucht zu haben, um Handlungsweisen, Beziehungen oder den Hintergrund besser zu verstehen.
Im Großen und Ganzen ist "Like you and me" ein unterhaltendes Buch, das an vielen Stellen sehr interessante Wendungen und Plottwists zu bieten hatte. Das ganze Hin und Her zwischen zwei Hauptprotagonisten kennt man ja schon aus anderen Büchern, weswegen ich nicht großartig das Gefühl hatte, etwas Neues zu lesen, aber auch das ist meiner Meinung nach genre-typisch und nicht weiter verwunderlich. Gestört hat mich allerdings, wie die Autorin das Hin und Her zwischen Lexie in die Länge zieht und wie sie vorhersehbare Konflikte und Problemansätze aufbauscht. Es ist irgendwie schwierig zu beschreiben, aber wirklich gefesselt hat mich die Geschichte nicht. Meiner Meinung nach lag das unter anderem daran, dass sowohl Lexie, als auch Trip und die Leser von Anfang an wussten, dass Lexie keine feste Beziehung möchte, dass sie viel zu karrieregeil und unsicher ist, um sich auf etwas Festes einzulassen. Und dass es dabei keine Rolle spielt, ob Trip Druck macht oder sich zurückzieht, ob er ihr helfen möchte oder ihr das Gefühl gibt, dass ihn Lexies Probleme nicht weiter stören. "Like you and me" hat sich dabei für mich wie ein Buch lesen lassen, das sich sich immer wiederholenden Szenen widmet und das darauf aufbauend keinen richtigen und einnehmenden Spannungsbogen entwickelt.
Ich war nicht überzeugt davon, wie die Autorin Spannung oder Überraschung aufbauen wollte. Sie spielt ein wenig mit Lexie und mit Trip, mit Lexies existentieller Angst, mit ihrem alkoholkranken Vater, mit Lexies (nicht vorhandener) Berühmtheit aufgrund ihres Blogs und mit einem weiteren Mann, von dem man nicht mal behaupten kann, dass er die Beziehung zwischen Lexie und Trip zu einer Dreiecksbeziehung macht. Er ist zwar da und soll wohl eine Bedrohung für ihr Glück darstellen und für das Ende der Beziehung mit Trip, aber so wirklich abgekauft, habe ich das leider nicht. Zumal er ihr am Ende auch nicht helfen konnte, ihren Blog nicht weitergebracht hat oder nach einer Party nochmal erwähnt wird. Vermutlich sollte er nur ein Störfaktor sein, aber den wirklichen Sinn dahinter konnte ich nicht erkennen. Ähnlich habe ich auch beim Abschluss der Geschichte empfunden. Dass es ein Happy End gibt, ist nicht besonders verwunderlich, aber der Plot zieht sich so lange, dass es mich überrascht hat, dass das Zusammenkommen von Lexie und Trip nur ein Drittel im letzten Kapitel ausmacht und so glatt verläuft. Ich hätte gerne gelesen, dass die beiden Erlebtes reflektieren, ihr Auftreten hinterfragen und nicht sofort alles vergeben und vergessen ist, nur weil Trip sich Ewigkeiten zurückgehalten hat und Lexie Zeit geben wollte.
Die Charaktere haben mir dagegen sehr gut gefallen. Neben den Nebenfiguren (Lena und Sander), fand ich auch die Hauptfiguren toll und authentisch. Zwar konnte ich nicht alle Entscheidungen und Handlung der Protagonisten verstehen und ich hätte sicher in der ein oder anderen Situation einen anderen Weg eingeschlagen – vor allem an Trips Stelle! –, aber im Allgemeinen waren sie alle sehr sympathisch und zum Liebhaben. Gerade Lexie ist sehr vielschichtig und sie legt es auch oft darauf an, von Dritten missverstanden zu werden, um sie sich vom Hals zu halten und keine tiefergehenden Gefühle zu entwickeln. Sie ist unsicher und ängstlich und versteckt das sehr gut hinter verschiedenen Rollen. Mir hat es gefallen, dass sie es irgendwann tatsächlich schafft, ihre Mauer einzureißen und Menschen an sich ranzulassen (auch wenn sie dafür ziemlich lange gebraucht hat und einen ordentlichen Scherbenhauen hinterlassen hat).
Mir persönlich war das Buch zu langatmig, was ich aber nicht auf den Schreibstil von Kim Nina Ocker schieben möchte. Mir hat es gefallen, wie sie schreibt und wie sie ihre Charaktere entstehen lässt. Auch wenn ich nicht mit allem einverstanden war und vieles vermutlich anders gemacht hätte, mochte ich die Art und Weise, wie die Autorin schreibt. Ich denke trotzdem, dass sie mit den verschiedenen Facetten, die sie in "Like you and me" anschneidet (Lexies Modeblog, Trips Schicksalsschlag, Lexies verschwundene Mutter) ihr Buch interessanter, abwechslungsreicher und kurzweiliger hätte gestalten können. Denn so wirklich abholen, konnte die Autorin mich mit ihrem Werk leider nicht.
Fazit
"Like you and me" hat gute Ansätze, war mir aber schlicht zu langatmig. Mir haben in dem Plot die Abwechslung und der Spannungsbogen gefehlt, die ansatzweise vorhanden waren, aber nicht bis zum Ende durchgezogen wurden. Eine abwechslungsreichere Geschichte hätte dem Buch gutgetan und mich auch mehr überzeugen können. Trotzdem konnte mich die Autorin die meiste Zeit unterhalten und auch die Charaktere haben mir gefallen. Letztlich bin ich der Meinung, man hätte mehr aus dem Buch machen können.