ein feinfühliges, ausdrucksstarkes Buch über sensible Themen wie Mobbing und psychische Erkrankung
Wenn man "Julia und der Hai" in den Händen hält, realisiert man sofort, dass man es mit einem ganz besonderen Buch zu tun hat. Es besticht nicht nur mit einer auffallenden, schönen Optik sondern spricht ...
Wenn man "Julia und der Hai" in den Händen hält, realisiert man sofort, dass man es mit einem ganz besonderen Buch zu tun hat. Es besticht nicht nur mit einer auffallenden, schönen Optik sondern spricht auch feinfühlig schwierige Themen wie Mobbing, psychische Erkrankungen, Medikamentenmissbrauch und Suizid an. Kiran Millwood Hargrave schafft dies jedoch sehr einfühlsam und mit einer bildgewaltigen, zum Teil sogar poetischen Sprache.
Julias Vater soll auf den Shetland-Inseln die Lampe in einem Leuchtturm digitalisieren, ihre Mutter ist Meeresbiologin und nutzt diese Zeit, um den Grönlandhai zu erforschen. Julia zieht also mit ihren Eltern für eine Zeit in den Leuchtturm und muss sich in dem kleinen Ort einleben. Sie schliesst Freundschaften, muss aber auch Mobbing erleben.
Und dann ist da noch ihre Mutter, die von ihrer Mission, den Grönlandhai zu finden, völlig besessen ist. Wir kennen die Redewendung "himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" und genau so erlebt Julia ihre Mutter. An manchen Tagen ist sie richtig euphorisch, an anderen vergisst sie alles um sich herum - sogar Julia und ihren Vater. Sie wird immer dünner und abwesender und fühlt sich gar nicht mehr wie ihre Mutter an. Die Situation macht Julia zunehmend Angst und sie fragt sich, ob sie vielleicht Schuld daran ist.
"Julia und der Hai" ist definitiv keine leichte Kost, doch die Lektüre lohnt sich definitiv. Zum einen, weil es kaum Bücher über bipolare Störungen gibt und diese hier wirklich äusserst feinfühlig aufgearbeitet wird. Julia weiss nicht, dass ihre Mutter krank wird und erlebt ihre emotionalen Schwankungen und spürt, wie sich ein Netz um sie spannt und immer enger zuzieht bis sogar die Familie droht zu zerbrechen.
Die Atmosphäre auf den stürmischen Shetlandinseln passt perfekt zur Stimmung im Leuchtturm.
Die Geschichte ist aus der ich-Perspektive des Mädchens geschrieben, so dass man die Gefühle, Veränderungen und ihre Gedankengänge sehr gut nachvollziehen kann.
Zum andern zeigt die Autorin hier ein wahnsinniges Gespür für Worte und schreibt sehr bildgewaltig. Einzelne Szenen sind sogar richtig poetisch, träumerisch.
Ein Highlight sind natürlich die ausdrucksstarken, drei-farbigen Illustrationen von Tom de Freston. Die Farbgebung schwarz-weiss-gelb ist sehr besonders und wurde der Stimmung der Geschichte angepasst.
Fazit:
"Julia und der Hai" ist wirklich ein ganz besonderes Buch. Die Geschichte spricht viele sensible Themen feinfühlig und tiefgründig an - und dies mit einer ausserordentlichen Sprach- und Bildgewalt. Unterstrichen wird die Erzählung mit grossartigen Illustrationen, die dieses Werk zu einem Kunstwerk machen.
Ich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen und versprechen, dass ihr die Geschichte nicht so schnell vergessen werdet.