In "Schwesterherz" geht es um einen komplexen, verworrenen Fall: die vermeintliche Serienmörderin Sara 'Texas' Tell, die fünf Morde gestanden und sich vor der Verurteilung das Leben genommen hat. Man könnte meinen, dass die Angelegenheit abgeschlossen wäre, doch ihr Bruder ist von ihrer Unschuld überzeugt und fleht den Protagonisten, einen Anwalt namens Martin Benner, an, sich mit dem Fall zu befassen. Obwohl Benner zunächst nicht glaubt, dass sein Klient recht hat, verstrickt er sich immer mehr in Widersprüchlichkeiten und unglaublichen Details. Das hat mir gut gefallen. Als Leser erfährt man zusammen mit dem Protagonisten immer mehr Einzelheiten über die furchtbaren Geschehnisse, aber man weiß nie, was man glauben soll. Hat Sara die Morde begangen oder ist sie unschuldig? Wer steckt hinter allem? Wieso wurde gerade Benner als Anwalt ausgewählt? Die Geschichte wirft Fragen über Fragen auf, präsentiert vermeintliche Antworten, entwickelt sich dann aber in eine ganz andere Richtung. Die Handlung ist wendungsreich und bleibt, da man immer alles hinterfragen und anzweifeln muss, spannend, vor allem, nachdem der Protagonist selbst involviert wird.
Benner ist ein sympathischer Charakter, der eindeutige Schwächen hat, große Fehler macht und sich zugleich bemüht, zu tun, was er für richtig hält. Ich mochte, wie beharrlich er war, selbst wenn er zweifelte oder nicht wusste, wonach er eigentlich suchte. Gefallen hat mir auch die innige Beziehung, die er zu seiner Tochter hat und dass er bereit war, alles für sie zu tun. Lucy, seine Partnerin und Ex-Freundin, mochte ich ebenfalls; die anderen Figuren sind weniger gut ausgearbeitet, da sie hauptsächlich im Zusammenhang mit den Ermittlungen auftreten, doch selbst hier entdeckt man in vielen Fällen nach und nach immer mehr Schichten und Geheimnisse.
Die Geschichte selbst ist von einigen Ausschnitten eines Interviews, das Martin scheinbar nach den Ereignissen gegeben hat, unterbrochen und es gibt zwischendurch Andeutungen, dass er diese oder jene Handlung später bereuen würde. Dies hat mich nicht gestört, sondern hat mich im Gegenteil neugierig auf den Rest des Buches gemacht. Hier muss auch gesagt werden, dass "Schwesterherz" keine abgeschlossene Erzählung liefert. Einige wichtige Punkte wurden geklärt und ein guter Punkt für den Schnitt gefunden, doch viele Fragen bleiben offen und am Ende wird klar, dass in "Bruderlüge" noch einiges auf den Protagonisten zukommen wird. Deshalb bin ich schon sehr gespannt auf den zweiten Band.
FAZIT:
"Schwesterherz" bekommt von mir 4,5/5 Sternen. Die wendungsreiche Handlung, bei der sich die wahren Ereignisse nur langsam herauskristallisierten, hat mich sehr gepackt und gerade das letzte Drittel war sehr spannend. Ich hoffe, dass die unbeantworteten Fragen in der Fortsetzung befriedigend aufgeklärt werden können.