„Der Verlorene“ ist der dritte Band der „All Saints High“ Reihe der Autorin L.J. Shen und hat mir wieder einmal gut gefallen. Zum Cover sage ich wieder nur, dass mir das Taschenbuchformat besser gefällt. Es ist stylisch, modern und einfach schön. Das eBook Format ist auch cool und heiß, doch gefällt mir das nicht so klischeemäßige besser. Der Schreibstil war wie zu erwarten, trotz der Schwere des Buches, supertoll zu lesen, sehr fließend, modern und fesselnd. Die Geschichte wird aus der Sicht von Vaughn und Lenora erzählt. Seine Eltern, Vicious und Emilia erhalten auch je ein Kapitel.
Vaughn bekommt eines der begehrtesten Stipendien der Kunstakademie von Lenoras Vater zugesprochen. Nun sieht sie ihre Chance gekommen. Endlich kann sie sich an Vaughn dafür rächen, dass er ihr das Leben an der All Saints High nicht gerade einfach gemacht hat. Es kommt aber anders, denn Lenora soll Vaughns Assistentin werden und mit ihm zusammenarbeiten. Je mehr sie den eiskalten Künstler kennenlernt, desto besser versteht sie, dass hinter seiner Fassade mehr steckt, als man anfangs sieht. Bald schon kann sie das Prickeln, dass sie schon immer gespürt hat, nicht mehr ignorieren…
Der Story vorweg erscheint wieder einmal eine Trigger Warnung. Es gibt wieder einmal Mobbing, Gewalt und noch mehr. Finde ich immer wieder gut, denn da kann man sich schon auf was einstellen.
Die Geschichte hat es wieder mal echt in sich. Mir kam es diesmal aber so vor, als würde man mit etwas weniger Drama in der Schule aufwarten und es ein wenig anders gestalten. Nicht, dass es nicht das Herumgezicke gab und völlig absurde Dinge angestellt werden. Aber da man nicht immer in der Schule ist, wurde das sozusagen aufgelockert. Fand ich gut.
Man erfährt schon ziemlich früh, dass Vaughn einen Plan verfolgt, den er jahrelang und durch Hinterlist und Manipulation ausführen will. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Man erfährt nur lange nicht, was genau er vorhat. Das hat einen echt Hummeln im Hintern gemacht. Vaughn hat mich schon von Anfang an fasziniert, ich wollte unbedingt mehr über ihn erfahren. Er wirkt eiskalt, ohne Gefühle, provoziert gerne, kämpft gerne, hilft mit seltsamen Mitteln und hat ein Geheimnis, welches man allzu gerne herausfinden will. Er ist wirklich ein merkwürdiger Charakter, dem es egal ist, was andere sagen und handelt auch danach. Mit der Zeit erfährt man eben, um welches Geheimnis es sich handelt und man fing an, ihn besser zu verstehen, und warum er dies alles macht. Nun, für mich bleibt er noch immer ein wenig mysteriös, denn manchmal hätte ich ihn einfach gerne mal geschüttelt, vor lauter idiotischer Ideen und im anderen Moment hätte ich ihn einfach gerne in den Arm genommen.
Lenora ist auch ein spezieller Fall. War sie anfangs ein total braves Mädchen, immer rechtschaffen und korrekt, so änderte sich dies nach einem Schicksalsschlag. Sie krempelte ihr Leben um, ihr schien nun alles egal zu sein. Sie ist frech, weiß immer etwas zu kontern und ließ nichts mehr an sich ran. Doch trotz alledem, war sie noch das brave Mädchen, das einfach nur geliebt werden möchte. Sie hat eine tolle Entwicklung durchgemacht, und da hat Vaughn auch irgendwie „geholfen“. In seinem Sinne. Er hat sie stärker gemacht, hat sie dazu gebracht, mit allem fertigzuwerden, dafür zu kämpfen, hat sie dazu gebracht wieder zu lieben. Sie war manchmal echt anstrengend, aber Vaughn nicht minder.
Beide Protagonisten können einen zur Weißglut treiben, einen den letzten Nerv rauben, denn was sie da wieder abgezogen haben. Ich kann es manchmal echt nicht verstehen, wie man sich so verhalten kann, sich immer gegenseitig zu verletzen. Wir bekommen wieder einige andere zu Gesicht, wie Knight, als er noch mit Poppy zusammen war, welche Lenoras Schwester ist. Hunter gibt auch immer wieder seinen Senf dazu, dann noch zwei Zimtzicken, welche man am liebsten auf den Mond schießt, Arabella und Alice. Wir lernen Lenoras Vater Edgar und ihren Onkel Harry kennen. Ihren Vater konnte ich lange nicht verstehen, aber später umso mehr. Harry ist ein Fall für sich, ich will da nicht zu viel sagen, er ist nur das größte Ar***gesicht der Welt. Und dann noch Rafferty, der beste Freund von Lenora, welchen ich irgendwie nicht ausstehen konnte.
Nun, die Story war wieder einmal hartes Treiben. Mobbing auf höchstem Niveau, Gewalt, Zickereien und merkwürdige Entscheidungen. Mir hat es wieder ganz gut gefallen, wenn es mich auch nicht so tief getroffen hat wie bei Luna und Knight. Es ging mir nicht so nahe. Dafür fand ich es toll, dass es nicht so viel Drama gab, jedenfalls weniger.
Es war fesselnd, aufreibend, emotional, kraftraubend, nervtötend, prickelnd, geheimnisvoll und sehr spannend. Ich jedenfalls konnte das Buch, als ich mal angefangen habe, nicht mehr aus der Hand legen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten war es wieder ein tolles Buch, welches mich toll unterhalten hat. Bin gespannt, was L.J. Shen nun als nächstes für uns auf Lager hat.
Hiermit möchte ich mich noch recht herzlich bei LYX und NetGalleyDE für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars bedanken, wobei meine Meinung jedoch in keinster Weise beeinflusst wurde.