Jahrelang hat Úrsúla Aradóttir für Hilfsorganisationen in den Krisenregionen der Welt gearbeitet – zuletzt in Liberia und Syrien. Als sie nach Island zurückkehrt, um endlich mehr Zeit für ihre Familie zu haben, fühlt sie sich ausgebrannt, leer und apathisch. Sie braucht eine neue Aufgabe. Da kommt ihr das Angebot gerade recht, übergangsweise als Parteilose den Posten der Innenministerin zu übernehmen. In der Hoffnung, ihren inneren Dämonen zu entkommen und zugleich politisch etwas bewirken zu können, stürzt sie sich in die Arbeit. Doch bald muss sie feststellen, dass das politische Machtpoker skrupellos und mit toxischer Hinterlist gespielt wird. Als die Mutter eines Mädchens, das von einem Polizisten vergewaltigt wurde, sie um Unterstützung bittet, verspricht Úrsúla zu helfen. Aber es gibt Kräfte, die um jeden Preis verhindern wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Ihr Kampf um Gerechtigkeit führt die Innenministerin tief in ihre eigene Vergangenheit und zu einem grausamen Verbrechen.
Das Buch hat mich sofort auf Grund des Covers und des Titels angesprochen. Lassen sie doch beide auf einen tollen Thriller hoffen.
Von der Autorin hatte ich bis jetzt noch nichts gelesen. Der Schreibstil ...
Das Buch hat mich sofort auf Grund des Covers und des Titels angesprochen. Lassen sie doch beide auf einen tollen Thriller hoffen.
Von der Autorin hatte ich bis jetzt noch nichts gelesen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Einmal in die Hand genommen, möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Die einzelnen Personen sind hervorragend ausgewählt und mit entsprechenden Eigenschaften versehen.
Zur Geschichte, Úrsúla Aradóttir hat jahrelang in Krisengebieten für Hilfsorganisationen gearbeitet und kommt nun zurück und ist ausgebrannt. Sie möchte nun mehr Zeit für ihre Familie haben. Doch da bekommt sie das Angebot übergangsweise als Innenministerin zu arbeiten. Sie nimmt die Herausforderung gerne an und hängt sich voller Gewissen und Respekt in ihr Amt. Doch dort wird sie so mit einigem konfrontiert. Ob sie alles mühelos hinbekommt, wird nicht verraten, damit die Spannung erhalten bleibt.
Ein tolles Buch, das ich im wahrsten Sinne des Wortes genossen habe. Es hat mir eine kurzweilige Lesezeit beschert und ich empfehle es gerne weiter.
Nach zwei schwierigen Einsätzen in einem Ebolagebiet und Syrien kehrt Úrsúla zurück nach Island zu ihrem Mann und den beiden Kindern. Als man ihr interimsweise den Posten der Innenministerin anbietet, ...
Nach zwei schwierigen Einsätzen in einem Ebolagebiet und Syrien kehrt Úrsúla zurück nach Island zu ihrem Mann und den beiden Kindern. Als man ihr interimsweise den Posten der Innenministerin anbietet, kann sie nicht ablehnen und wird schon am ersten Tag mit einem Vertuschungsfall bei der Polizei konfrontiert. Sie will ihre Arbeit besser machen als die Vorgänger, doch die Politik ist ein Haifischbecken und man hat nur auf neues Futter gewartet. Es dauert nicht lange, bis sie Drohungen an ihrem Auto findet, bis plötzlich der Mörder ihres Vaters auftaucht und bis ihr fragiles Privatleben gänzlich aus dem Runder zu laufen droht. Kommt die toughe Frau, die glaubte, schon alles gesehen zu haben, jetzt in ihrer beschaulichen Heimat an den Rand ihrer Grenzen?
Nach der Reykjavík Trilogie nun ein Standalone-Thriller der mit Theaterstücken bekannt gewordenen Autorin Lilja Sigurðardóttir. In „Betrug“ führt sie ihre Protagonistin in die schmutzige Welt der Politik ein, die von Korruption und Frauenfeindlichkeit geprägt ist – auch einem Land, das international eher wie alle nordischen Länder für egalitär gehalten wird. Aus ganz unterschiedlichen Richtungen scheinen die Angriffe zu kommen, wie diese zusammenhängen und wem man glauben und vertrauen kann, bleibt lange im Dunkeln. Ein spannender Fall für eine starke Frau, die auch Schwächen zeigen darf.
Úrsúla ist von Idealismus geprägt, sie zieht es in die Gebiete, wo die Lage am prekärsten ist und hat keine Angst, sich selbst auch großer Gefahr auszusetzen. Was soll dann auf Island Großes drohen? Sie übernimmt den Posten als Ministerin in der Überzeugung, etwas besser machen zu können, muss aber schnell erkennen, dass ihr Handlungsspielraum begrenzt ist. Und erleben, dass sie besonders als Frau Anfeindungen ausgesetzt ist. Es sind viele kleine Nadelstiche, die sie aushalten muss, während sie ihre Erlebnisse aus Afrika und Syrien noch nicht verarbeitet hat. Auch der brutale Tod ihres Vaters in ihrer Kindheit verfolgt sie nach wie vor.
Was mich besonders überzeugte, war, dass sie zwar zunächst noch versucht, über einen Schutzpanzer emotional nichts an sich heranzulassen, dann aber doch einsieht, dass ein Psychologe und ein offenes Gespräch ein Weg aus dem Teufelskreis sein kann. Eine starke Persönlichkeit besticht eher dadurch, dass sie durchdacht mit Problemen umgeht als dass sie als Einzelkämpfer versucht, nichts an ihrem Image kratzen zu lassen. Eine Facette, die man auch in Romanen bis dato eher selten findet.
Die politischen Verstrickungen sind clever inszeniert und lassen die Zusammenhänge nicht gleich erkennen. Die Spannung zieht sich so geschickt durch die Handlung und muss nicht unnötig durch actiongeladene Szenen aufrechterhalten werden.
Ein überzeugender Fall, der vor allem durch die Figuren und einen komplexen Fall besticht.
So hätte sich Ursula ihren Job als neue Innenministerin nicht vorgestellt und sie ist als Mitarbeiterin von diversen Hilfsorganisationen rund um die Welt nicht gerade zimperlich. Dass es gerade in der ...
So hätte sich Ursula ihren Job als neue Innenministerin nicht vorgestellt und sie ist als Mitarbeiterin von diversen Hilfsorganisationen rund um die Welt nicht gerade zimperlich. Dass es gerade in der Politik auch Intrigen gibt, war ihr bestimmt auch bewusst, aber wer so gezielt gegen sie interveniert und damit das Leben von ihr und ihrer Familie aufs Spiel setzt, war dann doch ein großer Schock.
Für mich lässt sich das Buch sehr gut lesen, da die Autorin sehr lebhaft, mitreißend und bildhaft beschreibt. Wer als potenzieller Täterin in Frage kommt, war aufgrund des Personenkreises relativ eingeschränkt und für mich keine Überraschung. Der Schluss war dann doch sehr turbulent und die Ereignisse haben sich in einem kurzen Zeitraum überschlagen. Sehr gut gefällt mir dabei, dass noch nicht alles restlos aufgeklärt und in Ordnung ist, sondern dass gewisse Themen noch in der Luft liegen und sich die Leser*innen damit beschäftigen können. Gefällt mir persönlich besser als happy End und wieder alles Bestens.
Die isländische Autorin Lilja Sigurdadottir ist mir schon mit ihrer Reykjavik-Triologie um die Drogenschmugglerin Sonja ausgesprochen positiv aufgefallen. Ihre starken, aber auch ambivalenten Frauenfiguren, ...
Die isländische Autorin Lilja Sigurdadottir ist mir schon mit ihrer Reykjavik-Triologie um die Drogenschmugglerin Sonja ausgesprochen positiv aufgefallen. Ihre starken, aber auch ambivalenten Frauenfiguren, die Art und Weise wie Queerness nicht als etwas Exotisches, sondern normal und alltäglich dargestellt wird, die Dunkelheit hinter einer scheinbar heilen Oberfläche - hier kam alles sehr fein zu "Scandinavic Noir" zusammen. Da war für mich gleich klar, dass ich auch unbedingt Sigurdadottirs neuen Roman, "Betrug" lesen wollte.
Das Setting und die Protagonisten sind völlig anders, doch die Darstellung von komplexen Charakteren und einem Plot, der sich erst nach und nach erschließt und dabei auf das allzu Offensichtliche verzichtet, sorgt auch hier für ein gelungenes Leseerlebnis. Im Mittelpunkt steht Ursula, die jahrelang als ausgebildete Notsanitäterin bei internationalen Hilfseinsätzen gearbeitet hat, bei einer Ebola-Epidemie in Liberia ebenso wie zuletzt in einem Flüchtlingslager in Syrien. Mit Gefahren und Minenfeldern ist sie also vertraut - in ihrem neuen Amt als isländische Innenministerin hingegen sind die Minen diplomatischer Natur und der Feind versteckt sich hinter nur scheinbar freundlichen Worten.
Die idealistische Ministerin soll nur für ein Jahr antreten, als Kompromisskandidatin der Koalitionsparteien, nachdem die Erkrankung ihres Vorgängers bis zu den nächsten Parlamentswahlen eine Interimsministerin nötig macht. Auch wenn sie keine politische Erfahrung hat, kommt das Angebot Ursula gelegen. Nach traumatischen Erfahrungen hofft sie, die Arbeit in der Heimat könne auch wieder mehr Nähe zu Ehemann Nonni und ihren Kindern ermöglichen. Denn Ursula war eine buchstäblich abwesende Mutter und obwohl sie ihre Familie liebt, kann sie diese Gefühle nicht ausdrücken, ja manchmal nicht einmal spüren.
Ursula hofft, mit ihrer Arbeit etwas verändern und Menschen helfen zu können - so wie jener Frau, der sie zufällig gleich am ersten Arbeitstag begegnet. Deren 14-jährige Tochter wurde von einem Polizisten vergewaltigt. Doch seitdem wurden die Ermittlungen verschleppt, während das Mädchen in sozialen Medien als Hure beschimpft wird. Als Ursula sich mit Nachdruck und gegen passiven Widerstand im eigenen Haus fordert, dem Fall nachzugehen, wird sie zum Ziel sexistischer Beschimpfungen und Gewaltfantasien. Angst bereiten ihr auch rätselhafte Botschaften, wonach sie sich mit dem Teufel eingelassen habe. Sie stammen, wie sich herausstellt, von einem Obdachlosen, der Ursula aus ihrer Kindheit bekannt ist.
Gleich mehrfach ist Ursula mit der dunklen Seite der Macht konfrontiert, sieht sich als Spielball politischer Intrigen und gleichzeitig durch gezielte Indiskretionen im Mittelpunkt öffentlicher Anfeindungen. Gleichzeitig erschließt sich aus den Ereignissen der Vergangenheit viel von Ursulas Persönlichkeit. Auch die Nebenfiguren des Romans - die Ehefrau des Polizisten in dem Vergewaltigungsfall, eine junge Putzfrau, der eine Schlüsselrolle zukommen wird, oder der Bodyguard Gunnar überzeugen in diesem Roman, der sowohl Spannung als auch Auseinandersetzung mit Themen wie Hass in sozialen Medien, Drohungen gegen Politiker, toxische Männlichkeit oder Gewalt gegen Frauen liefert. Athmosphärisch dicht und mit einem dynamischen Beziehungsgeflecht, hat auch "Betrug" wieder eine düstere Note, die Sigurdadottir schon in ihren vorangegangenen Romanen geprägt hat.
Worum geht’s?
Als Úrsúla nach ihrer Arbeit als Krisenhelferin in Syrien und Liberia nach Hause zurückkehrt will sie nur eins: Das Grauen vergessen, einen ruhigeren Job und Zeit für ihren Mann und ihre ...
Worum geht’s?
Als Úrsúla nach ihrer Arbeit als Krisenhelferin in Syrien und Liberia nach Hause zurückkehrt will sie nur eins: Das Grauen vergessen, einen ruhigeren Job und Zeit für ihren Mann und ihre Kinder. Daher überlegt sie auch nicht lange, als ihr das Amt als Innenministern angeboten wird. Eine Entscheidung, die es in sich hat.
Meine Meinung:
„Betrug“ (DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, Mai 2022) von Lilja Sigurdardóttir ist ein Thriller, der aktuelle Themen aufgreift. Es geht um Vertuschung, Korruption, Machtgerangel, Polizeigewalt aber auch um posttraumatische Belastungssyndrome nach dem Einsatz in einem Krisengebiet. Ich habe vor einiger Zeit die Bücher isländischer Autoren angefangen zu lesen und bin begeistert. Die Art zu schreiben ist außergewöhnlich und auch Lilja Sigurdardóttir macht da keine Ausnahme, sondern reiht sich ein in die Reihe der genialen isländischen Autoren. Der Schreibstil ist lebendig und düster zugleich.
Wir begleiten Úrsúla auf ihrem Weg als Innenministerin. In ihrer Zeit im Kriseneinsatz hat sie sich einen Schutzpanzer aufgebaut, unbewusst, der es ihr verwehrt, die Liebe und Fürsorge ihrer Familie zu spüren und wiederzugeben und der sie dazu verleitet Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würde. Aber ich mag sie. Sie ist eine interessante Person, die aus taktischen Gründen auf den Posten gesetzt wurde, aber sich nicht als Spielball der Politik benutzen lässt sondern ihr Ding durchzieht. Auch Eva, ihre Assistentin und Stella, die etwas schrullige Putzkraft mit ihren Runen, sind tolle Charaktere. Und Gunnar, der nach außen so hart wirkt und doch ein Herz von einem Mann ist, sowieso. Wirklich sehr gelungene Protagonisten, sowohl die sympathischen als auch die unsympathischen.
Auch die Geschichte selbst lässt einen nicht los. Obwohl es nicht so blutig und grausam ist, wie man das von Thrillern gewohnt ist, kann man doch nicht aufhören, zu lesen. Man möchte hinter alles kommen. Mit Úrsúla die Wahrheiten herausfinden, die hinter dem Tod ihres Vaters, hinter der Vergewaltigung der Jugendlichen und hinter den Projekten stecken, die sie verhindern soll. Und anhand dieser unterschiedlichen Themen flicht die Autorin ein Netz von Erzählsträngen, die am Ende fast alle zusammenführen. Die ganze Zeit über ist eine Spannung da, ein Kribbeln unter der Haut. Dann bei der Szene in Úrsúlas Küche wird es kurz richtig spannend und besonders gut gefällt mir das Ende, wo Úrsúla ihren Rivalen die Karten wieder zurückspielt. Einzig ein kleiner Abzug dafür, dass es für mich doch eher ein Kriminalroman war und ich mir für einen Thriller noch etwas mehr blutige Spannung gewünscht hätte. Aber ich hoffe sehr, dass wir Úrsúla und die anderen vielleicht nochmals sehen dürfen. Zu gerne würde ich wissen, wie das Ganze weitergeht. Leider vermute ich, dass es ein abgeschlossenes Buch ist. Aber ich freue mich auf jeden Fall auf die weiteren Bücher der Autorin!
Fazit:
Mit „Betrug“ schreibt Lilja Sigurdardóttir einen Thriller, der typisch isländisch ist. Düster und unvorhersehbar aber auch lebhaft und authentisch. Ich mag die Charaktere, allen voran Úrsúla und Stella. Dann die einzelnen Erzählstränge, die einzelnen Fälle, die die Autorin aufbaut: Es geht um Korruption, Machtmissbrauch, um Vertuschung und die psychische Belastung beim Einsatz in einem Krisengebiet. Daraus baut die Autorin mehrere geniale Fälle, die am Ende fast alle zu einem großen Fall zusammenlaufen. Noch ein bisschen mehr thrill, und das Buch wäre perfekt gewesen.
4 Sterne von mir für diesen wirklich mitreißenden Fall. Ich würde die Charaktere zu gerne wiedertreffen und weiter begleiten dürfen!