„Du hast nicht alles verloren, Ryan. […] Du bist nur gefallen und nicht wieder aufgestanden.“ (Lena zu Ryan in New Beginnings)
Worum geht’s?
Ihr Au-Pair-Jahr in Amerika hat sich Lena sicher anders vorgestellt: Statt in einer der pulsierenden Metropolen landet sich in einem süßen Örtchen namens Green Valley. Umgeben von den Rocky Mountains, mitten in einem Skiparadies, aber immerhin hat sie mit Jack, Amy und ihrem Sohn Liam eine süße Familie gefunden, die ein Bed & Breakfast führen. Doch als Lena dann im Green Valley ankommt, stellt sich heraus, dass sie einen weiteren Mitbewohner hat: Ryan, Jakes Bruder, der weltbekannter Skifahrer war, bis bei einem schrecklichen Unfall seine Karriere vorbei war. Und Ryan leidet unter seinem Karriereaus, sehr sogar und lässt dies gern an seinem Umfeld aus. Wird Lena seine Fassade durchdringen können?
New Beginnings ist Band 1 einer Dilogie um das Örtchen Green Valley. Die Geschichte von Lena und Ryan ist in sich geschlossen, Band 2 wird über ein andere Pärchen handeln, welches wir in diesem Buch bereits kennenlernen.
Schreibstil / Gestaltung
Das wunderschöne Cover in seinen Pastelltönnen wirkt verträumt und passt gut zum Buch. Die goldene Schrift mit der Verzierung sieht hübsch aus und zieht das Auge an. Gestalterisch passt das Buch gut in die Richtung Romance / New Adult.
Das Buch wird chronologisch ausschließlich aus Sicht von Lena in der Ich-Perspektive erzählt. Gegen Ende gibt es mehrere Zeitsprünge, die entsprechend übertitelt sind. Der Schreibstil ist sehr locker-leicht, angenehm und undramatisch. Er passt sprachlich gut in den Bereich Young Adult und New Adult, es gibt keine Kraftausdrücke und wenig sexuellen Content.
Mein Fazit
Kleiner, idyllischer Ort, Skiparadies, ein gefallener Badboy – das klingt nach einer guten Geschichte für mich. So freute ich mich sehr, diese Reise in die Rocky Mountains zu erleben.
Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht. Die Geschichte startet unmittelbar mit Lenas Anreise und schon kurz darauf trifft sie nach einer etwas missratenen Ankunft auf Ryan, der von Anfang an mit seiner abneigenden Haltung eine harte Nuss darstellt. Relativ schnell hatte ich den Eindruck, zu wissen, wie der Hase in dieser Geschichte hoppeln wird. Und so kam es Schritt für Schritt auch. New Beginnings ist in dieser Hinsicht weder innovativ noch überraschend – das ist aber ok. Natürlich folgt die Story dem typischen Schema, aber der Weg zum entscheidenen Drama hat mir sehr gefallen. Es ist der Ort, der wirklich liebevoll gestaltet wurde und zum Träumen einlädt. Es ist die Familie Cooper, für die Lena als Au Pair arbeiten soll. Und es ist vor allem Ryan, der mit seiner Geschichte für mich der Hauptpunkt der Story ist und mich am meisten begeistern konnte. Denn Ryan, der nah seinem Unfall fast schon depressiv in den Tag herein lebt, wird durch Lenas Anwesenheit langsam Schritt für Schritt aus seinem Schneckenhaus geholt – nur um dann in der nächsten Sekunde wieder vollkommen dicht zu machen. Diese Kombination aus Frustration und Freude hat mich begeistert. Viele Momente zwischen Lena und Ryan sind relativ klischeehaft und vieles habe ich so erwartet, dennoch hat es mich überzeugt, einfach weil es niedlich war. Einiges in der Geschichte ging etwas schneller, teilweise zu schnell (z.B. Ryans „Besserung“), aber dennoch habe ich mich wohlgefühlt. Wohlgefühlen ist wirklich das richtige Wort – New Beginnings ist eine dieser Wohlfühlgeschichten. Bis zu etwa 75% der Geschichte ist das Buch wirklich herrlich undramatisch, beschränkt sich aufs Wesentliche und fühlt sich gut an. Ab da war für mich leider der Drops gelutscht. Im letzten Teil des Buches kommt es zudem auch zu wenigen erotischen Szenen, die jedoch sehr kurz, niveauvoll und oberflächlich gestaltet sind.
Charakterlich muss ich sagen, dass Lena mich nicht wirklich begeistern konnte. Sie war mir teilweise etwas zu naiv, zu trotzig und ist oft verhältnismäßig schnell in die Luft gegangen. Ich habe das Gefühl, Lena nicht wirklich kennengelernt zu haben, obwohl sie mich durch die Geschichte geführt hat. Dazu kommt, dass sie sehr flirty ist und gerade am Anfang der Geschichte nicht ganz klar ist, auf wen genau sie steht. Ihre plötzliche Einsicht kommt daher auch etwas unnatürlich daher und mehr als einmal habe ich mir an den Kopf gepackt, weil sie offenbar das Offensichtliche nicht erkennt. Wer mich hingegen restlos begeistern konnte, war Ryan. Ich konnte seinen Schmerz und seine Verzweiflung spüren, habe mit ihm mitgelitten und gehofft, dass er aus seinem Tief wieder herauskommt. Ryan zeigt hierbei allerdings auch einige unschöne Charaktereigenschaften, was die Sache nur realistischer macht. Im Klappentext wird er als Badboy beschrieben, was ich nicht nachvollziehen kann, denn er ist alles, aber sicher kein Badboy. Ein Frauenheld vielleicht, aber das war’s auch. Zudem gefiel mir die Dynamik zwischen Lena und Ryan, die sich gegenseitig gern mal necken. Die Nebencharaktere wie die Familie Cooper und die Freunde Izzy und Will (diese werden die Protagonisten von Band 2 sein) haben mir gut gefallen, wobei Will mir teilweise etwas zu aufdringlich war und mich Lenas Reaktion hierauf zu so manchen Kopfschütteln gezwungen hat.
Was mir wirklich Probleme bereitet hat, war der komplette letzte Teil des Buches. Während bis zu etwa 75% des Buches die Geschichte wunderbar undramatisch und einfach nur schön war, kam hier der Twist, wie er in jedem Buch dieser Art vorkommt. Das stört mich nicht, ich erwarte ihn sogar. Diesen einen Moment, wo dem Leser das Herz rausgerissen wird und man sich nur denkt „nein, wieso tut ihr mir das an“. Auch New Beginnings hat diesen Moment (streng genommen sogar zweimal kurz hintereinander), nur leider hat das Buch es nicht geschafft, mir das Herz zu brechen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich mit Lena nicht warm geworden bin oder mir die Beziehungsentwicklung zu wenig greifbar war. Ja, der Enthüllungsmoment hat mich überrascht und berührt, aber nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte und von anderen Liebesgeschichten gewohnt bin. Auch die Art, wie mit dieser Enthüllung umgegangen wurde, hat mir leider nicht zugesagt. Es war für mich nicht greifbar, wie die beiden Protagonisten weitergemacht haben, die Irrungen und Wirrungen wirkten zu künstlich (vor dem Hintergrund der Beziehung) und zugleich zu realistisch (vor dem Hintergrund der Zeit im Buch), als dass ich das große Drama nachvollziehen konnte. Zudem haben wir hier zwei junge Erwachsene und gerade Lena zeigt in ihrer leicht naiv-trotzigen Art zu wenig Entwicklung und Verständnis. Wieso genau, werde ich im Spoilerteil ausführen.
Insgesamt muss ich sagen, dass New Beginnings wunderschön anfing, mich trotz der fehlenden Dramatik und ohne wirklichen Spannungsbogen gefangen genommen hat und vor allem mit dem idyllischen Charme von Green Valley überzeugen konnte. Ich fand Ryan als Charakter wunderbar und habe mit ihm mitgelitten, zu Lena fehlte mir aber leider der Zugang. New Beginnings ist ein Buch, was wunderbar für einen Tag am Strand oder einem Abend eingekuschelt auf dem Sofa geeignet ist, welches einem zum Schmunzeln und Schwärmen bringt, aber mich mit seinem Ende leider nicht begeistern konnte. Dennoch habe ich die Lesezeit genossen und finde das Buch wunderbar für entspannte Momente und zum Träumen.
+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++
Natürlich braucht das Buch das typische Drama. So kommt es auch hier, zwar nicht überraschend, aber auch nicht gerade vorhersehbar. Als Lena erfährt, dass Ryan nach Europa geht, kann ich verstehen, dass sie verletzt ist. Als die beiden dann kurze Zeit später wieder auf heile Welt machen (ohne, dass es thematisiert wurde), für ein letztes Mal im Bett landen und Lena danach enttäuscht ist, dass Ryan geht, habe ich die Augen verdreht. Ich weiß nicht, was genau Lena erwartet hatte, aber ihre Erwartung war für mich auf jeden Fall unrealistisch. Die folgenden Zeitsprünge machen es noch weniger greifbar, dass die beiden wieder zueinanderfinden, insbesondere da sie nicht miteinander reden. Als Ryan dann zur Vollendung des Happy Ends nach Wochen zurückkommt, war ich einfach nur genervt, da es für mich zu unglaubwürdig und idealistisch war, auch, da die Charaktere für meinen Geschmack zu wenig aufarbeiten, was zwischen ihnen steht und stand. Daher konnte mich nach hinten heraus das Buch leider nicht ganz überzeugen. Denn es wirkte alles zu verkrampft, es gab zu wenig Bindung und auch dadurch, dass man nur Lenas Sichtweise und ihren Herzschmerz hatte, war es wenig greifbar, dass Ryan plötzlich – aber nach Wochen – zurückkommt. Hier hätte man sich insgesamt mehr Zeit lassen sollen und den Figuren Tiefe geben müssen. Es wurde einfach zu schnell abgehandelt.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]