"Die Tage, die ich dir verspreche" hat mich zum Nachdenken gebracht und paar Dinge mit meiner Mama besprechen und diskutieren lassen -- was immer gut ist, also Lob dafür.
Medizinisch ist der Roman gut recherchiert, die Depression von Gwen nach der Transplantation ist sehr realistisch und man kann sie sehr gut nachvollziehen, auch wenn man selbst nie in so einer Lage war.
Die erste Reaktion, die man selbst hat, ist natürlich die von Gwens Umfeld (Ihrer Familie, ihrem Freund): Was für ein Glück, ein passendes Herz zu finden. Die Heilung verläuft wie es sollte. Man müsste doch überglücklich sein.
Aber dann sieht man natürlich die andere Seite: nämlich dass ein anderer Mensch sterben musste, damit Gwen weiterleben kann. Ein gesundes Herz, also vermutlich jemand, der verfrüht gestorben ist.
Man denkt weiter und einem fällt auf, dass wenn man dafür hofft, ein Spenderherz zu kriegen, man im Grunde auf makabere Weise hofft, dass ein anderer Mensch stirbt.
Interessanter Aspekt also.
Gwens Gedanken- und Gefühlwelt war für mich deshalb sehr spannend und auch Noahs Wille und Drang ihr helfen zu wollen.
Leider ging mir die romantische/körperliche Attraktion zwischen den beiden etwas zu verfrüht los, hat sich nicht unbedingt natürlich und authentisch angefühlt und war aufgrund der Wortwahl, der Situation, etc. oft unpassend und hat bei mir irgendwie einen sauren Nachgeschmack hinterlassen. Ich hab die Chemie zwischen den beiden nicht so gefühlt. Die nagende Stimme hinten in meinem Kopf meinte immer wieder: "Aber sie kennen sich doch gar nicht! Die reden kaum richtig miteinander!"
Deshalb war ich aber froh, dass obwohl es kurz so aussah, als ob die Geschichte auf ein Klischee, eine Nicht-Wirklich-Eine-Lösung, zusteuert, es doch noch ein zufriedenstellendes Ende für Gwens Entwicklung gefunden hat. (Danach waren mir Gwen und Noah auch gleich sympathischer.)
Die Nebenfiguren und was sie zur Geschichte beizutragen hatten, fand ich ganz gut. Teilweise haben sie für Aufheiterung in einer doch ernsten Story oder für gefühlsvolle Momente gesorgt.
Der Schreibstil hat mir gefallen. Alltagstauglich, echt und doch schön. Bis auf paar Wortwiederholungen, die mich das Gesicht verziehen ließen...
Ansonsten hat sich der mittlere Drittel des Buches für mich leider etwas gezogen. Die Spannung hat mich ein wenig verlassen, die Storyline ging etwas schleppend voran und es wurde ein Gefühlschaos erweckt, dass ich nicht ganz nachvollziehen konnte.
Mir hat "Die Tage, die ich dir verspreche" durchaus gefallen, aber leider nicht umgehauen.