Vom Glück, einen echten Freund zu haben, von Kindheit, Hoffnung und Verzweiflung –
eine Geschichte aus dem Herzen unserer Gegenwart
.
Seit er vor einem Jahr in Bovenmeer angekommen ist, sitzt Tristan in der Schule neben
Jimmy, der klüger und einsamer ist als alle anderen
und es sich zur Aufgabe macht, Tristan Ibrahimi durch das Schuljahr zu begleiten. Denn der hat nicht nur einen Krieg erlebt und eine Flucht durch ganz Europa, sondern er hat auch das, wonach Jimmy sich am meisten sehnt:
eine intakte, große Familie
, die Halt und Geborgenheit bietet.
Gemeinsam bauen sie sich ihre eigene Welt voller geheimer Orte und einer Sprache, die beide verstehen,
eine Welt, in der Freundschaft möglich ist
. Bis jemand eine Entscheidung trifft, die nicht nur ihre Welt gefährdet und Jimmy und Tristan alles abverlangt.
»›Der ehrliche Finder‹ ist
ein literarisches Juwel
, das die beste Werbung für die Kraft von Literatur ist.«
Het Nieuwsblad
»Lize Spit ist eine Meisterin im Aufbau von
Spannung
.«
Trouw
"Der ehrliche Finder" erzählt über die Freundschaft zwischen Jimmy und Tristan, über kindliche Hoffnungen und Träume und auch über die Gewalt in unserer Welt.
Jimmy ist ein kleiner belgischer Junge, dessen ...
"Der ehrliche Finder" erzählt über die Freundschaft zwischen Jimmy und Tristan, über kindliche Hoffnungen und Träume und auch über die Gewalt in unserer Welt.
Jimmy ist ein kleiner belgischer Junge, dessen Vater die Familie verlassen hat. Jimmys größte Leidenschaft ist das Sammeln sowie sein einziger Freund Tristan. Tristan ist ein Flüchtlingsjunge, der Schlimmes erlebt hat und nun Sicherheit für seine Familie in dem kleinen belgischen Örtchen sucht. Die Kinder geben einander einen gewissen Halt, den Erwachsene ihnen nicht geben wollen oder können.
Die Story ist vergleichsweise sehr kurz, aber durchaus lesenswert. Sie hat eine ganze Reihe von Triggern, die man aushalten muss. Der Schreibstil hat etwas Kindliches an sich, da die gesamte Geschichte aus Jimmys Sicht erzählt wird. "Der ehrliche Finder" wirft mehr Fragen auf als es beantwortet und hält uns auf eine halbwegs subtile Weise den Spiegel vor. Am Ende lässt die Geschichte den Leser allerdings gewissermaßen links liegen - die Geschichte selbst ist fertig, der Leser damit allerdings nicht.
Der sonst eher einsame und eigenbrötlerische Jimmy hat im Kosovo-Flüchtling Tristan einen echten Freund gefunden. Das geht so weit, dass sich Jimmy vorgenommen hat, seine akribisch geschaffene Flippo-Sammlung ...
Der sonst eher einsame und eigenbrötlerische Jimmy hat im Kosovo-Flüchtling Tristan einen echten Freund gefunden. Das geht so weit, dass sich Jimmy vorgenommen hat, seine akribisch geschaffene Flippo-Sammlung mit ihm teilen möchte. Am Tag der feierlichen Übergabe erfährt Jimmy jedoch, dass sich dunkle Wolken in seiner Welt aufgetan haben.
Dieses Buch hat nicht einmal 130 Seiten und erzählt dabei eine doch so tiefgehende und berührende Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Kindern, die anders sind. Für 80 % des Buches war ich einfach begeistert davon, wie die Autorin es schafft, packend und gleichzeitig gefühlvoll zu erzählen und dabei einen prägnanten Schreibstil beizubehalten. Vor allem die Gedankenwelt des wahrscheinlich autistischen Jimmy wurde unheimlich gut wiedergegeben.
Leider wurde ich vom Ende arg enttäuscht. Dass es bei so einem kurzen Buch ziemlich plötzlich und wahrscheinlich auch offen sein würde, hatte ich mir schon gedacht, doch was es dann letztendlich war, war mir dann doch eine Spur zu viel. Die Erzählstruktur wurde mir plötzlich einfach viel zu hastig und die Message des Buches war dann am Ende doch etwas zu offensichtlich reingehämmert.
Trotzdem empfehle ich "Der ehrliche Finder" allen, die Lust auf ein kurzes Buch haben, das trotzdem tief unter die Haut geht.
Lize Spits Romane "Und es schmilzt" und "Ich bin nicht da" [in der Übersetzung von Helga van Beuningen] schätze ich sehr aufgrund der intensiven Auseinandersetzungen mit ihren Protagonistinnen, den tiefgründigen ...
Lize Spits Romane "Und es schmilzt" und "Ich bin nicht da" [in der Übersetzung von Helga van Beuningen] schätze ich sehr aufgrund der intensiven Auseinandersetzungen mit ihren Protagonistinnen, den tiefgründigen Beobachtungen und Entwicklungen, sowie die sehr düsteren menschlichen Abgründe, die nach und nach sichtbar werden. Dass "Der ehrliche Finder" da nun nicht nur vom Umfang, sondern auch von der Art deutlich leichter daherkommt, fand ich zunächst etwas überraschend. Allerdings erklärt es sich, sobald man weiß, dass "De eerlijke vinder" eine Auftragsarbeit für die niederländische Boekenweek 2023 war, bei der es jährlich in den Buchhandlungen das sogenannte Boekenweeksgeschenk zum Einkauf dazu gibt und es sich dabei traditionell um eine Novelle handelt.
In diesem Roman thematisiert Spit nun eine ganz besondere Freundschaft und eine Flüchtlingsgeschichte, die von wahren Gegebenheiten und dem Fall der zehnköpfigen Flüchtlingsfamilie Zenelaj aus dem Kosovo, die 1999 ausgewiesen werden sollte und für die sich dann ein ganzes Dorf einsetzte, inspiriert wurde. Jimmy und Tristan sind seit ungefähr einem Jahr beste Freunde - eigentlich schon seit dem Tag an dem Tristan in Jimmys Schule kam, sein Tischnachbar wurde und Jimmy es sich zur Aufgabe machte Tristan Ibrahimi zu helfen. Und während Tristan sehr eindrucksvoll vom Krieg, der Flucht durch Europa und seiner Familie erzählt, ist es gerade Jimmy der von eben jenen Verhältnissen träumt. In seiner Familie ist alles schon lange nicht mehr okay und die Pleite, wie das Verschwinden seines Vaters nagen sehr an ihm. Einzig seine heißgeliebte Flipposammlung ist sein Heiligtum mit dem er Stunden begeistert verbringen könnte und das er ausbauen und mit seinem besten Freund teilen will. Er träumt von einer Art Club, doch dann kommt alles anders. Als Tristans Familie plötzlich die Abschiebung droht, versuchen die Kinder krampfhaft einem Ausweg zu finden. Eine Heldengeschichte, wie in Deutschland, wo ein Asylsuchender einen terroristischen Anschlag auf einen Zug vereitelt hat und daraufhin ein Asylangebot bekam, muss her und dann geht alles ganz schnell... "Viel mehr könne Tristan am Telefon darüber nicht sagen. Er habe sich einen Plan überlegt, sie würden ihn morgen ausführen, sie bräuchten Jimmy dafür, deshalb wäre es praktisch, wenn er bei ihnen übernachten könne?"
Uff. kein leichtes Thema und doch wirkt es beinahe mühelos, wie Spit von einer Sammelleidenschaft, über Freundschaft hin zu einer eventuellen Heldengeschichte kommt. Dieser Roman hat nicht die gewohnte Tiefe und doch ist es eine mitreißende Geschichte, die die Leserinnen so einen Nachmittag und gedanklich noch viel länger beschäftigt, von traumatischen Ereignissen erzählt und die Bedeutung von Dingen für Menschen unterschiedlicher Lebensrealitäten sichtbar, wenn nicht sogar spürbar macht. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, finde den Hintergrund wahnsinnig spannend und diesen, doch heute sehr fehlenden, Gemeinschaftsgedanken sehr schön, die große Begeisterung hingegen blieb leider so ein bisschen aus, ich glaube, ich bei da lieber den dickeren Wälzern.
Jimmy ist der Klügste, aber auch der Einsamste in der Klasse. Sei Vater hat viele Leute des Ortes um ihr Geld betrogen und ist verschwunden. Sie lassen ihn spüren, dass es für sie die Erbschuld gibt. Da ...
Jimmy ist der Klügste, aber auch der Einsamste in der Klasse. Sei Vater hat viele Leute des Ortes um ihr Geld betrogen und ist verschwunden. Sie lassen ihn spüren, dass es für sie die Erbschuld gibt. Da kommt Tristan zu ihm in die Klasse. Er ist mit seiner Familie zu Fuß aus dem Kosovo nach Belgien geflohen. Die Dorfgemeinschaft hat sie alle freundlich aufgenommen. Jimmy hilft ihnen nun, die Landessprache zu lernen und genießt im Gegenzug die Familiengemeinschaft. Doch ein Jahr später ändert sich alles und Tristan bittet Jimmy um Hilfe, einen Plan auszuführen.
Das Buch ist aus der Sicht der Kinder geschrieben, aber keins davon ist der Erzähler. Dieser Abstand ist einerseits aussagekräftig, andererseits sorgt er dafür, dass ich selbst mich ebenfalls distanziere. An einem gewissen Punkt verliere ich auch leider mein Mitgefühl für die Geflohenen. Auch für die Dorfbewohner habe ich kein Verständnis – seinen eigenen Müll entsorgen als Hilfe zu deklarieren, das ist schon heftig. Lize Spit hat kluger Weise den Kosovo-Krieg gewählt, nicht die aktuellen Brandherde. Daraus lernen sollten und könnten wir Leser dennoch.
Der Verlauf der Geschichte nimmt eine völlig unerwartete Wendung. Dadurch schockiert sie noch mehr, soll aufrütteln und zeigen, dass niemals etwas so ist, wie man das vermeintlich sieht. Es wird deutlich, dass Menschen auf unterschiedlichste Weise alleingelassen werden und Bürokratie herzlos und blind ist.
Auch wenn ich verstanden habe, worum es Lize Spit insgesamt geht, hat mich das Buch nicht halb so sehr erreicht, wie ich nach der Buchbeschreibung erwartet hatte. Mir fehlte vor allem die Bindung zu sämtlichen Protagonisten. Ich hatte das Gefühl, dass Jimmy auf weiten Strecken nur ausgenutzt wird und als Mittel zum Zweck dient. Das wirft für mich ein Licht auf die Lage der Flüchtlinge, das mir nicht gefällt. Die Verzweiflung der Familie ist mir verständlich, das Handeln nicht. Jimmy selbst hat es zwar nicht so schwer getroffen, wie Tristans Familie, dennoch ist auch er verloren und gibt dennoch alles, um gut und ehrlich zu sein. Wie sehr er ebenfalls Hilfe braucht, sieht niemand. Auch nicht Tristan. Das Ende ist hart, aber bis dahin bin ich als Leser stellvertretend für Jimmy schon so verletzt gewesen, dass sich mein Mitleid erstaunlicher Weise in Grenzen hält. Das gibt mir ein enorm schlechtes Gefühl. Daher kann ich leider nur drei Sterne geben.
Jimmy ist ein begeisterter Sammler. Sein Taschengeld nutzt er, um Chipstüten zu kaufen, denn in jeder befindet sich ein Flippo. Jeden Tag fährt er auf dem Rad durch die Stadt auf der Suche nach Münzen. ...
Jimmy ist ein begeisterter Sammler. Sein Taschengeld nutzt er, um Chipstüten zu kaufen, denn in jeder befindet sich ein Flippo. Jeden Tag fährt er auf dem Rad durch die Stadt auf der Suche nach Münzen. Die fünftausend Franc, die er bei seiner Runde im Geldautomat findet, muss er jedoch wieder zurückgeben, sodass sein Traum von einer vollständigen Sammlung schnell wieder in die Ferne rückt.
Seine doppelten Flippos hebt Jimmy für Tristan auf, um ihn damit irgendwann zu überraschen. Dieser ist sein bester Freund, seit er vor etwas mehr als einem Jahr in der Schule neben ihn gesetzt wurde. Gemeinsam mit seiner Familie ist er aus dem Kosovo bis nach Belgien geflüchtet. Jimmy ist begeistert, als er von Tristan eingeladen wird, bei ihm zu übernachten. In den gemeinem Plan, den Tristan mit seiner Schwester Jetmira ausgeheckt wird, soll er jedoch erst am nächsten Tag eingeweiht werden.
Das neue Werk von Lize Spit ist eine Novelle, die in Belgien als kostenlose Geschichte in der Buchwoche erschienen ist. Zu Beginn lernte ich Jimmy kennen, der stolz darauf ist, Tristan seinen besten Freund nennen zu dürfen. Seit dessen Ankunft in seinem Ort lernt Jimmy fleißig mit ihm die Sprache. Allerdings wird er schnell eifersüchtig, wenn Tristan Zeit mit anderen verbringt. Umso mehr freut er sich über die Einladung zur Übernachtung bei Tristan und seiner großen Familie.
Ich konnte gut nachvollziehen, wie faszinierend die Großfamilie Ibrahimi auf Jimmy wirken muss, der allein bei seiner Mutter wohnt, seit der Vater die Familie verlassen hat. Doch das muntere Treiben ist alles andere als sorgenfrei. In diversen Szenen zeigt sich, dass Tristan und seine Familie schwere Traumata erlitten haben, als sie zu Fuß bis nach Belgien geflüchtet sind. Und nun droht die Abschiebung.
Die Geschichte setzt sich schließlich auf bedrückende Weise mit der Frage auseinander, wie weit ein Kind zu gehen bereit ist, um im Land und damit in Sicherheit bleiben zu dürfen. Das Ende ist jedoch abrupt und insgesamt hätte ich mir einen stimmigeren Handlungsbogen gewünscht. Die fünftausend-Franc Szene zu Beginn und auch Jimmys Flippo-Sammlerei haben am Ende wenig mit dem zentralen Thema der Novelle zu tun. Dieses hätte man noch intensiver ausschöpfen können, damit die knapp über 120 Seiten bei diesem schweren und wichtigen Thema noch eindringlicher nachwirken.